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Soyeon Schröder-Kim: Soyeon Schröder-Kim und ihre Haltung zu Russland: Reine Privatsache?

Soyeon Schröder-Kim

Soyeon Schröder-Kim und ihre Haltung zu Russland: Reine Privatsache?

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    Soyeon Schröder-Kim und Altkanzler Gerhard Schröder haben sich für ihren eigenen Weg im Umgang mit Wladimir Putin entschieden.
    Soyeon Schröder-Kim und Altkanzler Gerhard Schröder haben sich für ihren eigenen Weg im Umgang mit Wladimir Putin entschieden. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Ist es Privatsache, was die südkoreanische Dolmetscherin Soyeon Schröder-Kim über den Krieg in der Ukraine denkt? Muss man es aushalten, dass sie - gemeinsam mit ihrem Mann - in der russischen Botschaft feiern geht? Nein, muss man nicht, befand nun ihr Arbeitgeber und feuerte die 52-Jährige fristlos.

    Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW Global Business setzte ihre Südkorea-Repräsentation "mit sofortiger Wirkung" vor die Tür. Begründung: Man habe "Frau Schröder-Kim mehrfach darauf hingewiesen, in der Öffentlichkeit bei politisch sensiblen Themen, insbesondere bezüglich des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, zurückhaltend zu sein und sich nicht zu äußern". Dass die Personalie überhaupt mediale Aufmerksamkeit findet, liegt daran, dass Soyeon Schröder-Kim mit Altkanzler Gerhard Schröder verheiratet ist. Und spätestens da wird das Private automatisch öffentlich. 

    Die unverbrüchliche Freundschaft des SPD-Politikers zu Kreml-Chef Wladimir Putin erhitzt seit Jahren die Gemüter. Doch Schröder und seine Frau scheint das nicht besonders zu beeindrucken. Jedenfalls erschienen die beiden vergangene Woche zu einem Empfang in der russischen Botschaft in Berlin. Anlass der Feierlichkeiten war der 78. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland. 

    Immer mehr Parteifreunde schütteln den Kopf über Gerhard Schröder

    Während andere Politikerinnen und Politiker den Termin mieden, begegneten die Schröders dort unter anderem dem früheren SED-Generalsekretär Egon Krenz, dem AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und dessen Vorgänger Alexander Gauland oder dem früheren Linken-Chef Klaus Ernst. Viele Sozialdemokraten schütteln nur noch den Kopf über den Genossen Schröder. Sie haben kein Verständnis dafür, dass sich der einstige Regierungschef immer wieder für Putins Propaganda einspannen lässt. 

    Doch alle Bestrebungen, ihn aus der SPD zu werfen, sind gescheitert. Seit Montag steht endgültig fest: Schröder darf in der Partei bleiben. Die SPD-Schiedskommission wies mehrere Anträge auf Berufung zurück. Seine Frau hingegen ist ihren Job los. Ihr Vertrag bei der staatlichen Gesellschaft, die es sich zum Ziel gemacht hat, ausländische Firmen und Investoren nach Nordrhein-Westfalen zu holen, sollte eigentlich bis Ende des Jahres laufen. Nun ist also vorzeitig Schluss. 

    Wird Soyeon Schröder-Kim das fragwürdige Verhalten ihres Mannes zum Verhängnis? Ganz so einfach ist es nicht, schließlich sucht sie selbst ganz bewusst die Öffentlichkeit. Auf ihrem Instagram-Profil zeigt sie nicht nur Alltagsbanalitäten aus dem Leben des Paares - etwa, wie Gatte Gerd Meisenknödel aufhängt oder über die Vorzüge der Artischocke als gesundes Gemüse referiert. Schröder-Kim positioniert sich dort durchaus auch politisch, mal mit subtilen Andeutungen, mal ganz direkt. 

    Soyeon Schröder-Kim posierte betend vor dem Roten Platz in Moskau

    Als der Altkanzler wenige Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nach Moskau reiste, um mit seinem Freund Wladimir zu reden, trieb sie die Inszenierung auf die Spitze und veröffentlichte ein Foto, auf dem sie selbst zu sehen war - betend vor einem Fenster, im Hintergrund die pittoresken Türmchen der Basilius-Kathedrale am Roten Platz. 

    Schröders Vermittlungsversuch brachte seinerzeit bekanntlich nichts ein. Doch er bleibt, allen russischen Grausamkeiten in der Ukraine und allen Toten auf beiden Seiten zum Trotz, stur bei seiner Haltung, Gesprächskanäle in den Kreml offen halten zu wollen. Vor sechs Jahren übersetzte Soyeon Schröder-Kim die autobiografischen Erinnerungen des siebten Kanzlers der Bundesrepublik ins Koreanische. Es sieht so aus, als würde sie in Zukunft noch häufiger gebraucht, um die Gedanken und Motive des 79-Jährigen zu übersetzen, den immer weniger Menschen verstehen. 

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