"Eine menschliche Tragödie" nannte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Rücktritt von CSU-Generalsekretär Stephan Mayer in einer kurzen, aber emotionalen Pressekonferenz am Mittwochmorgen. "Es ist ein bitterer Tag, ich bin persönlich sehr betroffen. Ich hatte mit Stephan Mayer gestern ein langes und persönliches Gespräch. In diesem hat er mich eindrücklich gebeten, ihn aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt zu entbinden. Es geht ihm tatsächlich nicht gut", sagte Söder zum Rücktritt, der ihm äußerst ungelegen kommen dürfte.
Zwei Monate nach dem Amtsantritt von Stephan Mayer ist das Amt des CSU-Generalsekretärs schon wieder vakant. Der CSU-Politiker hatte am Dienstag seinen Rücktritt bekannt gegeben und diesen mit "gesundheitlichen Gründen" erklärt.
Söder äußert sich über Mayer-Nachfolger als CSU-Generalsekretär
Söder muss das Amt des CSU-Generalsekretärs nun zu einem ungünstigen Zeitpunkt wieder besetzen. Erst im Februar hatte er Mayer eingesetzt, damit dieser die CSU fit für den Landtagswahlkampf im kommenden Jahr macht. Nun muss er sich einen neuen Wahlkampf-Manager suchen.
"Er hat sich in vielen Ämtern bewährt. Sein Start als Generalsekretär war exzellent und vielversprechend", zeigte sich Söder enttäuscht. Er schnitt auch das Thema der Nachfolge an: "Es gibt noch keine Entscheidung über die Nachfolge, aber die Nachfolge wird natürlich zeitnah entschieden werden, denn wir wollen rasch handlungsfähig sein.“
Mayer drohte Reporter wohl mit "Vernichtung"
Das Magazin Bunte hatte kürzlich berichtet, dass Mayer einen achtjährigen Sohn habe, den er verheimliche und für dessen Unterhalt er nicht aufkomme. In der Folge telefonierte der CSU-Generalsekretär mit dem Reporter, wobei er diesem mit "Vernichtung" gedroht habe.
Der 48-Jährige gab eine Erklärung ab, in welcher er seine Wortwahl "rückblickend nicht für angemessen" bezeichnete. Der Burda-Verlag, in welchem die Bunte erscheint, leitete rechtliche Schritte gegen Mayer ein. Das Anwaltsschreiben liegt unserer Redaktion vor. Burda-Vorstand Philipp Welte sagte unserer Redaktion, Mayers Drohung sei ein "unerhörter Verstoß gegen die demokratischen Spielregeln". Und dann folgte der Rücktritt Mayers.
Söder kritisiert Mayer: "Das ist kein Umgangsstil"
Söder äußerte sich zu der Affäre und bezog klar Stellung: "Offenkundig hat es nach Berichterstattung eines oder mehrere Gespräche zwischen Stephan Mayer und einem Journalisten gegeben. Die dabei gefallenen Worte sind in keinster Weise zu akzeptieren und völlig unangemessen. Das ist kein Umgangsstil. Es ist aber sehr schade und dahinter steht eine menschliche Tragödie. Ich wünsche ihm gute Besserung. Es wäre nicht unsere Wortwahl gewesen, wir waren über diese erschüttert."
Der 55-Jährige machte deutlich, dass er einen solchen Umgang in seiner Partei nicht duldet. "Das ist nicht der Stil der CSU und meiner sowieso nicht. Stephan Mayer kann sich an die Worte nicht genau erinnern, sieht das aber auch so, falls diese so gefallen sind", verriet Söder.
Grüne werten Vorgang als Angriff auf Pressefreiheit
Die bayerische Grünen-Landesgruppe im Bundestag wertet das Verhalten des zurückgetretenen CSU-Generalsekretärs Stephan Mayer gegenüber einem Journalisten als Angriff auf die Pressefreiheit. „Journalisten zu drohen zeugt von einem sehr problematischen Verhältnis gegenüber der Presse“, sagte Landesgruppen-Sprecherin Jamila Schäfer unserer Redaktion.
„Als Mitglied des Rechtsausschusses im Bundestag müsste Stephan Mayer das Grundrecht auf Pressefreiheit besonders am Herzen liegen“, betonte Schäfer. „Mit seinem Verhalten schadet er dem Ansehen der bayerischen Politik“, fügte sie hinzu. „Sein Rücktritt vom Parteiamt ist folgerichtig", sagte die Grünen-Politikerin.