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Skandal um Al-Fayed: Sexuelle Belästigungsvorwürfe erschüttern das Luxuskaufhaus Harrods

Großbritannien

Vorwürfe gegen früheren Harrods-Chef: „Mohamed Al-Fayed war ein Monster“

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    Mohamed Al Fayed gehörte von 1985 bis 2010 das Londoner Kaufhaus Harrods. Gegen den verstorbenen Milliardär erheben viele Frauen jetzt schwere Vorwürfe. 
    Mohamed Al Fayed gehörte von 1985 bis 2010 das Londoner Kaufhaus Harrods. Gegen den verstorbenen Milliardär erheben viele Frauen jetzt schwere Vorwürfe.  Foto: Simon Dawson/AP, dpa

    Die Paparazzi-Fotos von Dodi Al-Fayed und Prinzessin Diana auf einer Jacht in Südfrankreich gingen im Sommer 1997 um die Welt. Kurz vor ihrem tragischen Unfall in einem Autotunnel in Paris verbrachte das Paar zusammen mit Prinz Harry und Prinz William einige Wochen auf einem Anwesen der Al-Fayeds in St. Tropez. Ein Urlaub, den Harry in seinen Memoiren gar als „himmlisch” bezeichnete. Doch wie jetzt bekannt wurde, war die Villa in Südfrankreich womöglich auch ein Ort des Verbrechens. Dort, aber auch in London, Paris und Abu Dhabi soll Dodis Vater Mohamed Al-Fayed über Jahrzehnte Frauen missbraucht haben. Fast täglich kommen nun mehr Details ans Licht.

    In der BBC-Dokumentation „Al-Fayed: Predator at Harrods“ („Al-Fayed: Raubtier bei Harrods“) hatten zunächst Dutzende Frauen von sexueller Belästigung und Vergewaltigungen durch den Milliardär berichtet. Der im vergangenen Jahr verstorbene Unternehmer, dem zwischen 1985 und 2010 das Londoner Kaufhaus Harrods gehörte, habe sich Frauen „ausgesucht“, um sie mit in seine Chefetage zu nehmen. Dort habe er sie begrapscht, beschimpft und teilweise vergewaltigt. „Mohamed Al-Fayed war ein Monster, ein sexueller Räuber ohne moralischen Kompass“, sagt eine Frau in dem Film.

    Ein Opfer schämte sich und fühlte sich schuldig

    Nach der Ausstrahlung der Dokumentation finden nun immer mehr ehemalige Mitarbeiterinnen des Londoner Luxuskaufhauses den Mut, sich öffentlich zu äußern. Am Mittwoch sprach die Britin Jen gegenüber der BBC das erste Mal öffentlich über ihren Leidensweg. Sie hätte sich geschämt und schuldig gefühlt. Doch jetzt sei endlich klar, dass sie nicht die Einzige war und es möglicherweise noch viel mehr Opfer gebe. „Es ist so traurig zu sehen, wie vielen Frauen das passiert ist”, sagte sie.

    Es ist ein Foto aus dem Jahr 1988, das Al-Fayeds Ambitionen in der Öffentlichkeit symbolisiert. Selbstbewusst lächelnd steht er im Maßanzug vor dem Kaufhaus Harrods im noblen Londoner Stadtteil Kensington und Chelsea. Als Unternehmer suchte er die Nähe zum Londoner Establishment und zum Königshaus. Weltweite Bekanntheit erlangte er nach dem Tod seines Sohnes und Prinzessin Dianas, für den er, sich in Verschwörungstheorien verstrickend, schließlich den Palast verantwortlich machte. Im August 2023 starb Al-Fayed im Alter von 94 Jahren. Nun scheint die dunkle Wahrheit über den Milliardär, der sich in der Öffentlichkeit oft als Clown inszenierte, ans Licht zu kommen.

    Haben Führungskräfte die Treffen arrangiert?

    In Großbritannien fragen sich viele, warum das Nobelkaufhaus, seine Angestellten nicht schützte und ob einige Mitarbeiter Al-Fayed möglicherweise sogar unterstützten. Eine Britin, die von Medien Jessica genannt wird, ihren echten Namen jedoch nicht preisgab, sei zur Personalabteilung gegangen, um sich zu beschweren, nachdem sie 2008 von dem Milliardär missbraucht worden war. Anstatt ihr zu helfen, hätten die Verantwortlichen sie jedoch gezwungen, eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterzeichnen. Führungskräfte bei Harrods hätten für Al-Fayed Treffen mit Frauen arrangiert, hieß es. Bruce Drummond, ein Anwalt, der einige der Frauen vertritt, sagte: „Das Spinnennetz von Korruption und Missbrauch in diesem Unternehmen war unglaublich und sehr düster.“

    Harrods zeigte sich in einer Erklärung „zutiefst schockiert” über die Vorwürfe. Al-Fayed habe damals seine Macht missbraucht. Das Unternehmen räumte ein, dass es die betroffenen Mitarbeiterinnen im Stich gelassen habe, wofür man sich aufrichtig entschuldige. Die Anwälte der mutmaßlichen Opfer fordern eine Untersuchung, warum der Geschäftsmann zu Lebzeiten nicht strafrechtlich verfolgt wurde. Im Jahr 2008 wurde er beschuldigt, ein 15-jähriges Mädchen unsittlich berührt zu haben, was er jedoch bestritt. Die Staatsanwaltschaft verfolgte den Fall nicht weiter.

    Viele Frauen bedauern heute ihr Schweigen

    Viele Frauen bedauern heute, dass sie nicht früher über Al-Fayeds mutmaßliche Taten gesprochen haben, auch um andere Frauen zu schützen. „Ich wünschte, ich wäre damals stark genug gewesen, aber ich war es nicht”, sagt eine Britin namens Gemma in der BBC-Dokumentation, die nach den Anschuldigungen der 15-Jährigen schon in den 2000er-Jahren von der Polizei befragt wurde. Es war die sympathische Darstellung Al-Fayeds in der letzten Staffel der Netflix-Serie The Crown, die einige Betroffene dazu gebracht habe, sich jetzt öffentlich zu äußern: „Die Leute sollten ihn nicht so in Erinnerung behalten“, sagt eine Frau.

    In der Serie werden mehrere Begegnungen zwischen Diana und Al-Fayed kurz vor dem Tod der Prinzessin gezeigt. In einer Szene begrüßt der Unternehmer die Prinzessin herzlich in seiner Villa in Südfrankreich. Der ehemalige Chef der königlichen Leibwache, Dai Davies, sagte diese Woche, er habe die königliche Familie bereits vor dem Urlaub Dianas vor Al-Fayed gewarnt. „Ich war entsetzt, denn ich wusste damals schon von einigen der Anschuldigungen, die im Umlauf waren.“ Der Buckingham-Palast wollte dies nicht kommentieren.

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    2 Kommentare
    Marianne Böhm

    Was für ein Skandal.. was nützen Frauenrechte, Kinderrechte wenn alle dazu Schweigen um den Job zu behalten, in der Karriere weiter zu kommen oder bei Kindern gar nicht zuhören, abtun weil es nicht sein darf, still halten und die Kinder opfern. Man darf mit Bestimmtheit sagen dass die Menschheit an Seele und Körper schwer krank ist. Dieses ganze Tun hinter dem keine Ernsthaftigkeit steckt, nur Lippenbekenntnisse, wird weiterhin verheerende Folgen haben. Wie viele Menschen begehen täglich Selbstmord.. weil sie keinen Ausweg sehen, kein Hilfe erwarten können. Weil Täterschutz höher ist als Opferschutz, weil das Schweigen der Mitwisser auch die Täter schützt.. Missbrauch, Vergewaltigungen, Gewalt gegen Kinder, Erwachsene Frauen, Männer darf so nicht mehr weitergehen.. Verdrängung und Lügen darf nicht zur Normalität werden. Es müssen sofort Strafen folgen , egal wer der Täter /In ist.. Je berühmter der Täter um so weniger sind Menschen wert..!

    Otto Albrecht

    Schon seltsam - ich habe so um 1980 in England gelebt (bin den Weg der Hochzeitskutsche am Vortag der Prinzenhochzeit abgegangen) und dann, einige Jahre die Nachrichten aus England verfolgt. Ich kann mich erinnern dass ähnliche Anschuldigungen schon sehr früh in der Presse waren (woher sonst hätte ich das erfahren können?). Schon so um 1990 haben sich Angestellte (*) des Warenhauses beschwert, über Übergriffe bei der Arbeit. (*) gespensterisches masculinum

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