Das missglückte Silvestervideo von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wirkt wie eine peinliche Petitesse, doch der jüngste Ausrutscher der SPD-Politikerin verhagelt der Ampel einen pannenfreien Start ins neue Jahr. Erneut gerät die 57-Jährige mit ihrem Umgang mit sozialen Medien und mehr als fragwürdigem politischem Feingespür ins Stolpern.
Christine Lambrecht irritiert mit ich-bezogener Wortwahl
Die Ministerin löste bereits im April öffentliche Entrüstung aus, als auf der Plattform Instagram ein von ihr selbst geschossenes Foto auftauchte, wie sie ihren Sohn in einem Regierungshubschrauber in Richtung ihres Urlaubsziels Sylt mitnahm. Nun trat Lambrecht selbst mit einem Kurzvideo auf Instagram ein Beben los, das bis zu Entlassungsforderungen reicht.
In dem kurzen Video versucht die Ministerin das Jahr 2022 zu bilanzieren, während ihre Worte im Pfeifen von Raketen und Böllerknallen teils untergehen. Doch dies übertönt nicht eine von vielen als missglückt empfundene ichbezogene Wortwahl, als sie sagt: „Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte. Viele, viele Begegnungen mit interessanten, mit tollen Menschen.“
Obwohl sich über das Wochenende am Montagmorgen in den Medien ein Sturm der Kritik zusammenbraute, unternahm Kanzler Olaf Scholz nichts, seine Ministerin über seine stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann bei der vormittäglichen Regierungspressekonferenz in Schutz zu nehmen.
Ministeriumssprecher reagiert distanziert auf Lambrechts Silvester-Video
„Ich sehe jetzt keinen Anlass, das hier zu bewerten“, sagte Hoffmann nur. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums fügte sogar mit einiger Distanz hinzu , es handele sich um ein privates Video, für das keine Ressourcen des Ministeriums verwendet worden seien. Auf die Frage, ob die Filmaufnahme am Rande von Feuerwerk angesichts des Kriegs in der Ukraine eine angemessene Form sei, das neue Jahr zu begrüßen, sagte er: „Die Worte der Ministerin im Video stehen für sich. Es ist nicht an mir, das zu kommentieren.“
CDU fordert Entlassung von Verteidigungsministerin Lambrecht
Auch die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann distanzierte sich: „Ich selbst finde das Setting etwas unglücklich. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“ Heftig fällt die Oppositionskritik seitens der Union aus. Die CDU-Verteidigungspolitikerin Serap Güler legte dem Kanzler nahe, Lambrecht zu entlassen: „Die Rede über den Krieg mit Silvesterböllern im Hintergrund setzt ihrer Serie von Peinlichkeiten nur noch die Krone auf“, erklärte sie. „Jede weitere Minute, in der der Bundeskanzler an dieser Ministerin noch festhält und damit das Ansehen unseres Landes weiter beschädigt, geht auf sein Konto.“
Auch der CDU-Politiker Armin Laschet – der als Kanzlerkandidat selbst mit peinlichem Lachen im Flutgebiet schwer in die Kritik geraten war– verwies auf die internationale Außenwirkung: „Ist dem Bundeskanzler eigentlich die Wirkung Deutschlands in Europa und der Welt völlig egal?“