Siemens kann sich in der Krise insgesamt gut behaupten. Während es in deutschen Auto-Konzernen ächzt und kracht, weil der Wandel von der Verbrenner- zur Elektro-Welt nur schleppend vorangeht, erweist sich der Riese aus München mit einem Rekordergebnis als Stütze der deutschen Industrie. Siemens ist der Europa-Meister im Transformations-Wettbewerb. Das einst schwerfällige Konglomerat hat sich unter Konzern-Chef Roland Busch und seinem Vorgänger Joe Kaeser zu einem Tech-Giganten entwickelt.
Siemens verbindet die reale Welt mit der Welt der Produktion, bringt Hardware und Software erfolgreich zusammen. Wo es in der Autoindustrie im Software-Bereich vor allem bei VW und Audi immer noch erheblich ruckelt, beherrschen die Technikerinnen und Techniker von Siemens das Metier. Doch der Konzern spürt auch die Krise und baut im Automatisierungs-Geschäft kräftig Stellen ab. Da es unternehmensweit aber 8000 offene Arbeitsplätze in anderen Bereichen gibt, können betroffene Beschäftigte hausintern eine neue Tätigkeit finden. Auch das ist Transformation.
Der Physiker Busch treibt den Wandel voran und wirkt entschlossen, die Vorherrschaft des Unternehmens im Bereich der Industrie-Software durch milliardenschwere Zukäufe auszubauen. Hier will sich Siemens den US-Anbieter Altair Engineering schnappen, was eine mutige Aktion ist. In der Vergangenheit haben die Deutschen bei Einkaufstouren schon mal kräftig daneben gegriffen und das teuer bezahlt. Busch geht dennoch ins Risiko.
Hoher Preis für Siemens-Erfolg
Neben SAP gibt es nun einen zweiten deutschen Software-Global-Player und der heißt Siemens. Der Konzern zeigt, wie Wandel geht, auch wenn der Prozess für viele Beschäftigte schmerzhaft ist. Das Unternehmen kann auf seinem Feld mit US-Tech-Kolossen mithalten. Um so weit zu kommen, haben Siemens-Verantwortliche über Jahrzehnte hinweg weniger lukrative Geschäftsbereiche wie die Kraftwerkstechnik abgestoßen. Das ist der teure Preis für den Erfolg.
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