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Shinzo Abe bei Attentat getötet: Wollte Täter Bombe bauen?

Anschlag

Shinzo Abe getötet: Attentäter wollte wohl Bombe bauen

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    Wurde bei dem Mordanschlag getötet: Ex-Premierminister Shinzo Abe.
    Wurde bei dem Mordanschlag getötet: Ex-Premierminister Shinzo Abe. Foto: Maurizio Gambarini, dpa

    Nach dem tödlichen Attentat auf Japans früheren Regierungschef Shinzo Abe werden weitere Informationen zum mutmaßlichen Täter bekannt. Ursprünglich könnte der 41 Jahre alte Marinesoldat einen Bombenanschlag geplant haben. So berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo mit Berufung auf Ermittlungskreise, dass der Mann versucht habe, eine Bombe zu bauen.

    Diese Pläne hatte er wieder verworfen. Stattdessen tötete er Abe mit einer selbst gebaute Waffe, aus der er zwei Schüsse abfeuern konnte, bevor hin das Sicherheitspersonal überwältigte.

    Attentat auf Shinzo Abe: Welches Motiv hatte der Täter?

    Als Motiv für den Anschlag nannte der mutmaßliche Täter bei den Vernehmungen seinen Hass auf eine religiöse Gruppe, die Abe unterstützt habe. Seine Mutter soll dieser Gruppe so viel Geld gespendet haben, dass es sie ruiniert habe.

    Die Ermittler haben den Namen dieser Gruppe nicht veröffentlicht. Das Online-Magazin Gendai Business will aber aus Ermittlungskreisen erfahren haben, dass es sich um die umstrittene Vereinigungskirche des verstorbenen koreanischen Sektengründers San Myung Mun handeln soll. Die Mun-Sekte ist dafür bekannt, konservative Politik zu unterstützen.

    Ursprünglich hatte es der Attentäter wohl auf ein anderes Opfer abgesehen: Er gab beim Verhör an, dass zuerst ein Anschlag auf einen Anführer der religiösen Gruppe geplant gewesen sei. Den 41-Jährigen erwartet nun ein Prozess wegen Mordes. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er mit der Todesstrafe enden könnte.

    Abe war nach Anschlag in Krankenhaus gestorben

    Abe schwebte nach dem Anschlag in Lebensgefahr und starb wenig später im Krankenhaus. Der TV-Sender NHK berichtete, dass der Politiker einen Herz-Lungen-Stillstand erlitten habe und kollabiert sei. Abe soll im Nackenbereich getroffen worden sein.

    Im japanischen Fernsehen war zu sehen, wie Abe nach den Schüssen blutverschmiert auf der Straße liegt. Augenzeugen berichten, dass er sich an die Brust fasste, als er kollabierte. Medienberichten zufolge waren bei Abe schon keine Vitalfunktionen mehr nachzuweisen, als er ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Der Politiker habe eine schwere Herzverletzung erlitten und wegen Verletzungen im Nacken heftig geblutet. Nach der Ankunft im Krankenhaus habe er trotz massiver Bluttransfusionen keine Lebenszeichen mehr von sich gegeben.

    Attentat vor den Wahlen für das Oberhaus in Japan

    Der Anschlag fand zwei Tage vor den Wahlen für das Oberhaus in Japan am Sonntag statt. Es wird bei diesen ein deutlicher Sieg für Abes Liberaldemokratischer Partei (LDP) erwartet. Das könnte sich auch auf eine Debatte um Waffengesetze auswirken, die wohl weiter an Fahrt gewinnen wird. Der asiatische Staat hat mit die schärfsten Waffengesetze der ganzen Welt und gilt als eines der sichersten Länder überhaupt.

    Abe war der längste amtierende Premier, den Japan je gesehen hat. Zunächst regierte er von 2006 bis 2007, dann noch einmal von Dezember 2012 bis September 2020. Seinen Rücktritt begründete Shinzo Abe mit gesundheitlichen Problemen. Unter seiner Führung rückte Japan deutlich nach rechts. Er gehörte zu den Verfechtern, die eine Revision der pazifistischen Nachkriegsverfassung anstreben.

    Dabei war ihm vor allem Artikel 9 der Verfassung ein Dorn im Auge. Dieser besagt, dass Japan "für alle Zeiten auf den Krieg als ein souveränes Recht der Nation und auf die Androhung oder Ausübung von Gewalt als Mittel zur Beilegung internationaler Streitigkeiten" verzichte. Seit 2021 führte Abe die wichtigste Fraktion in der LDP.

    Reaktionen von Biden und Merkel auf Tod von Abe

    "Ich bin fassungslos, empört und zutiefst traurig über die Nachricht, dass mein Freund Abe Shinzo während eines Wahlkampfauftritts erschossen wurde. Dies ist eine Tragödie für Japan und für alle, die ihn kannten", sagte US-Präsident Biden in einer Stellungnahme nach dem Mordanschlag auf Abe. Selbst in dem Moment, in dem er angegriffen wurde, habe er sich für die Demokratie eingesetzt.

    Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in einer sehr persönlichen Erklärung zutiefst erschüttert zum Tod des ehemaligen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe geäußert. "Japan und die Welt verlieren mit Shinzo Abe einen großen Staatsmann. Ich verliere mit ihm einen politischen Weggefährten", schrieb Merkel am Freitag auf ihrer Internetseite. Abe sei ihr ein enger Kollege und Freund gewesen.

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