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Selenskyj in den USA: Treffen mit Biden, Harris und Trump

US-Reise

Am Ende gewährt Trump Selenskyj wohl doch noch eine Audienz

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    „Höflich frustriert“: Es ist der vier Besuch von Wolodymyr Selenskyj in den USA. Und dieser ist besonders von der anstehenden US-Wahl überschattet. Wie geht es nach der Wahl mit der Unterstützung für die Ukraine weiter?
    „Höflich frustriert“: Es ist der vier Besuch von Wolodymyr Selenskyj in den USA. Und dieser ist besonders von der anstehenden US-Wahl überschattet. Wie geht es nach der Wahl mit der Unterstützung für die Ukraine weiter? Foto: Susan Walsh, AP/dpa

    Der Mann mit dem schwarzen Pulli über der Khaki-Hose nickte höflich, aber wirklich zufrieden wirkte er nicht. Tatsächlich hatte sich der kleine Vortrag, den Kamala Harris in ihrem repräsentativen Büro gehalten hat, weniger an den ukrainischen Präsidenten als an die amerikanischen Wähler gerichtet. Schon das Protokoll war ungewöhnlich: Nach dem Gespräch Wolodymyr Selenskyjs mit Joe Biden traten nicht die beiden Staatschefs im Weißen Haus, sondern der Besucher und die Vizepräsidentin im benachbarten Eisenhower Building vor die Presse.

    Es sind kriegerische Zeiten in der Welt, aber auch Zeiten des Umbruchs in Washington. In vier Monaten endet die Amtszeit von Biden. Anfang November wählen die Amerikaner eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. So war der Auftritt von Harris an Selenskyjs Seite ein demonstratives Signal der Kontinuität bei der amerikanischen Unterstützung der Ukraine im Falle eines Wahlsiegs der Demokraten. Gleichzeitig bot er der Kandidatin die Chance, ihr außenpolitisches Profil zu schärfen – und einen Seitenhieb gegen Donald Trump loszuwerden.

    Wolodymyr Selenskyj besucht die USA: Warten auf Termin mit Donald Trump

    Selenskyj ist seit einigen Tagen in den USA. Er hat eine Munitionsfabrik in Pennsylvania besucht, vor der Generalversammlung der UN in New York gesprochen und auf dem Kapitol mehrere Mitglieder des Kongresses getroffen. Von Biden hat er neue militärische Hilfe in Höhe von 2,4 Milliarden Dollar und die Zusage erhalten, dass bereits bewilligte Gelder in Höhe von etwa 5,5 Milliarden Dollar bis zum Ende der Amtszeit noch mobilisiert werden sollen. Das ist immerhin etwas. Der ukrainische Präsident bedankte sich mehrfach dafür.

    Das hat er auch bei seinen vier vorhergehenden Besuchen in Washington seit dem Überfall Russlands auf sein Land im Februar 2022 getan. Doch im Laufe der Zeit wirkt das Ritual immer brüchiger. Beim ersten Mal noch hatte es einen umjubelten Auftritt des Widerstands-Helden im Kongress gegeben. Dieses Mal kritisierten die Republikaner Selenskyjs Besuch in der Waffenfabrik scharf. Trump ließ den Gast tagelang um einen Termin betteln, und im Kongress wurden Gespräche nur hinter verschlossenen Türen geführt. „Er war höflich frustriert“, berichtete der demokratische Abgeordnete Jim Himes anschließend.

    Was passiert nach der US-Wahl mit der Unterstützung für die Ukraine?

    Verwundern kann das kaum, denn es ist völlig unklar, was nach dem Auslaufen der US-Militärhilfe im nächsten Jahr passiert. Selbst bei einem Wahlsieg von Harris ist eine Zustimmung des Kongresses zu weiteren Milliardenzahlungen höchst fraglich. Zudem war Selenskyj eigentlich gekommen, um über seinen „Siegesplan“ zu sprechen, dessen zentraler Punkt laut amerikanischen Medienberichten eine Erhöhung des Drucks auf Moskau durch den Einsatz weitreichender Waffen sein soll, die auch das russische Staatsgebiet erreichen können. Das aber lehnt die US-Regierung bislang aus Sorge vor einer Eskalation ab.

    Harris erwähnte das Thema bei dem Presseauftritt mit keinem Wort. Fragen waren anschließend nicht zugelassen. Stattdessen machte die Präsidentschaftskandidatin grundsätzlich klar, dass sie die Ukraine-Politik von Biden fortsetzen will. Amerika müsse gegen Aggressoren und für eine regelbasierte internationale Ordnung einstehen, sagte sie. Gäbe man dem Aggressor Wladimir Putrin nach, würde das ihn und andere Diktatoren zu weiteren Kriegen ermuntern. „Die Vereinigten Staaten können und dürfen sich nicht vom Rest der Welt isolieren“, mahnte Harris: Die weitere Unterstützung der Ukraine liege „in unserem eigenen Interesse“.

    Am Ende empfängt Trump Selenskyj wohl doch

    Das klang nach einer innenpolitischen Botschaft. „Es gibt einige in meinem Land, die wollen die Ukraine stattdessen zwingen, große Teile ihres Territorium aufzugeben und verlangen, dass die Ukraine einen neutralen Status akzeptiert“, fuhr Harris fort: „Diese Vorschläge sind dieselben wie die von Putin.“ Das war eindeutig an die Adresse von Trump gerichtet, der Selenskyj bei Wahlkampfauftritten in den vergangenen Tagen als „größten Handelsreisenden der Welt“ bezeichnet und Zugeständnisse an Moskau zur Beendigung des Krieges gefordert hatte: „Jeder Deal, selbst der schlechteste Deal wäre besser gewesen als das, was wir nun haben.“

    Bis zuletzt hatte Trump den Besucher denn auch im Unklaren gelassen, ob er seiner Bitte nach einer Begegnung entsprechen würde. Am Donnerstag veröffentlichte er sogar die private Botschaft an „Dear Donald“, in der Selenskyj versichert, „immer mit großem Respekt“ über den Ex-Präsidenten gesprochen zu haben und um ein Gespräch bittet. Am Abend erklärte er dann bei einer Pressekonferenz im Trump Tower überraschend, er werde Selenskyj in seinem New Yorker Wolkenkratzer am Freitag treffen. Das Ganze hat die Anmutung einer Audienz.

    „Ich könnte schnell einen Deal zwischen Putin und Selenskyj hinbekommen“, brüstete sich Trump am Donnerstag noch. Auf die Frage, wie dieser aussehen soll, antwortete er: „Das will ich nicht sagen.“

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    9 Kommentare
    Jochen Hoeflein

    So hatte sich der UA Präsident den Abgang seines Besuchs in Washington sicher nicht vorgestellt. Sein gross angekündigter "Siegesplan" im Grunde der alte Plan - nur in neuem Kleid, wird von Biden und Harris überhaupt nicht erwähnt, ebenso wie der Wunsch der Freigabe von westl Flugkörpern für den Einsatz in RU Kernland. Die UA bekommt bis Jan 25 ein neues Hilfspaket, so ass der Krieg mit unverminderter Intensität weiter geführt werden kann. Man trifft sich im Okt 24 wieder in Deu. Es gab auch keine Pressekonferenz mit Harris, sondern nur ein allgemeines Solidaritäts- Statement von Harris. Und heute Freitag darf er noch zur Audienz im Trump Tower antreten. Der ganze mediale Aufwand der Reise und die medienwirksamen Auftritte im Vorfeld haben der UA Sache wohl mehr geschadet als genutzt. So lang Kiew nicht mit einem realisierbaren Friedensplan B als Verhandlungsbasis rüberkommt, wird sich auf diplomatischer Ebene nichts tun.

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    Gerald Drews

    Sie vergessen anscheinend, WER diesen Sch...krieg angefangen hat. Und der Angegriffene soll mit dem Friedensplan rüberkommen? Gehts noch???

    Marianne Böhm

    Trump sagte Selenskyj ist zur Zeit der beste Geschäftsmann der Welt und er ist nicht bereit Frieden mit Russland zu wollen. Selesnyj ist nach Amerika gekommen um seinen Siegesplan vorzustellen, was für einen Plan. ? Und jetzt im Oktober von Biden beauftragt ein Treffen aller Ukraine Unterstützer in Deutschland.. was gar nicht geht.. Wir dürfen uns von Amerika nicht sagen lassen was wir zu tun haben.. Wir dürfen uns nicht in eine Rolle drängen lassen die uns nicht gut tut und in Zwiespalt bringt. Täglich werden wir von den zweiten Weltkrieg Geschädigten daran erinnert, Reparationszahlungen gefordert und gleichzeitig werden wir im Ukraine Krieg zum wichtigsten Stützpunkt Europas gemacht. Man spricht uns Vertrauen aus, nicht weil wir Freund sind, sondern weil man später einen Schuldigen braucht. Hinter Selenskyj's Siegesplan steckt kein Frieden sondern nur Forderungen, tausende Politiker mit Anhang fliegen monatlich um die Welt, nur um über die Ukraine zu verhandeln. Klimaschutz ade !

    Jochen Hoeflein

    Ergänzung: Der ganze europ. Ansatz der Unterstützung für die UA insb. in Richtung Einsatz von weiter reichenden Flugkörpern ins RU Kernland scheitert am politischen Willen der USA. So kurz vor den Wahlen werden die USA einen Teufel tun und an der Eskalationsschraube drehen. Da können europ Kriegstrommler zugunsten der UA noch so laut rufen , ihre Meinung verhallt im Raum insb wenn man Leute wie Kiesewetter oder Baerbock hört. So lange es anscheinen unmöglich auf diplolomatischer Ebene in vertraulichen nicht öffentlichen Treffen reale Friedenschancen zu ventilieren, wird der Krieg nicht enden. Politische Fensterreden, wie wir sie täglich vorgesetzt bekommen sind hierzu absolut nicht hilfreich.

    Franz Xanter

    Die bestehende Gefahr des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine scheint bei vielen europäischen Politikern immer noch nicht ernst genommen zu werden. Man wähnt sich weit ab der Geschehnisse, unterschätzt jedoch maßlos die potenzielle Gefahr, die von Russlands Bestrebungen ausgeht. Oder möchte man die nicht sehen? Russland wird nicht von sich aus seine Bestrebungen zur Wiederauferstehung eines Großrussischen Reiches einstellen, wenn man es nicht daran hindert. Ukraine wird erst der Anfang sein!

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    Jochen Hoeflein

    Und was wollen Sie ändern- zum großen Rundumschlag ausholen. Ohne die USA ist die NATO und damit die europ. Mitglieder ein Zwerg gegen Russland. Die USA bestimmen die Marschrichtung - dann kann Europa noch so viel meckern und tun. Und die USA wollen keine direkte Konfrontation mit Moskau- RU nur eindämmen. Regime Changes in Moskau sin d nicht das Ziel und Ding der USA.

    Jochen Hoeflein

    Viele in Europa, die die USA nur vom Urlaub oder aus TV Serien kennen, haben wohl Schwierigkeiten die Mentalität der US Amerikaner zu verstehen. Und Einmischung von aussen oder gar moralische Ratschläge aus Europa schon dreimal nicht. Leider wird in der UA Berichterstattung die Ergebnisse des Treffens Biden/Harris mit dem UA Präsidenten immer nur der Europa genehme pro UA Teil berichtet, nicht aber über die US Beweggründe - Dinge zu tun, oder nicht zu tun oder zu ignorieren.

    Franz Wagner

    Trump gehört in den Knast! Und nicht ins weiße Haus. Aber ich denke man kann beruhigt sein - neben Kamala sieht er nur aus wie ein alter seniler Depp.

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    Marianne Böhm

    Sie sollen sich mal etwas zusammen nehmen mit ihren Deppen... für die amerikanische Politik sind sie nur ein Niemand. !

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