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Selenskyj bei G7-Gipfel: Ukraine-Krieg, Klimawandel, Hungersnot und Waffenlieferungen

Ukraine-Krieg

Selenskyj hofft in G7-Schalte auf Kriegsende noch in diesem Jahr

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    Die Idylle täuscht: Vor traumhaftem Panorama müssen die G7-Chefs harte Themen behandeln.
    Die Idylle täuscht: Vor traumhaftem Panorama müssen die G7-Chefs harte Themen behandeln. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Es war das Thema, das den ersten Gipfeltag des G7-Treffens dominierte: der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Nun durfte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj selbst das Wort ergreifen. Am Montagvormittag wurde er den sieben Staats- und Regierungschefs der größten Industrienationen der Erde bei einer Arbeitssitzung zugeschaltet.

    Aus Teilnehmerkreisen war am Mittag zu hören, dass der ukrainische Präsident in der Schalte auf ein Ende des Krieges noch in diesem Jahr hoffe. Der Winter werde die Gefechte erschweren, auch, weil Positionen gefrieren würden. Weiter war zu vernehmen, dass sich Selenskyj für die Erteilung des Beitrittskandidaten-Status der EU bedankte.

    Selenskyj dankte G7 für militärische Unterstützung

    Wie einer Mitteilung von Selenskyjs Büro im Nachrichtendienst Telegram zu entnehmen war, bedankte sich der Präsident bei der Videoschalte auch für die finanzielle und militärische Unterstützung der G7. "Die Ukraine hat die Unterstützung der Staaten der 'großen Sieben' gespürt", sagte er demnach. Für Kiew sei nun eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland wichtig. Hervorgehoben wurde die diskutierte Deckelung des Preises für exportiertes russisches Erdöl. Selenskyj stellte demnach noch weitere konkrete Forderungen. Zu ihnen zählen reale Sicherheitsgarantien für sein Land, die Lieferung von modernen Raketenabwehrsystemen und anderen Waffen und Hilfe beim Wiederaufbau der Ukraine.

    Schon am Wochenende hatte er seine Forderungen wiederholt, mehr Militärhilfe für sein Land zu bekommen. Seine Rede vor den G7 hielt er unter bedrohlichen Umständen: Erstmals seit drei Wochen wurde die Hauptstadt Kiew am Wochenende wieder mit Raketen beschossen. Russland gelang es außerdem nach wochenlangen Gefechten die Großstadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine zu erobern. Russland ist offenbar kurz davor, den gesamten Donbass einzunehmen.

    Hungersnot, Waffenlieferungen, Klimaschutz: G7-Chefs diskutieren bis Dienstag in Elmau

    "Wir brauchen eine schlagkräftige Luftverteidigung – modern, voll wirksam", sagte Selenskyj in der Nacht zum Montag in seiner täglichen Videoansprache. Jede Verzögerung von Waffenlieferungen an die Ukraine sei eine Einladung an Russland, weiter zuzuschlagen, so der ukrainische Präsident. Die G7-Länder würden gemeinsam über genügend Potenzial verfügen, "um die russische Aggression gegen die Ukraine und Europa zu stoppen", so Selenskyj.

    Am ersten Gipfeltag hatten die G7-Staaten ihre Geschlossenheit im Kampf gegen den russischen Krieg betont. "Uns eint der Blick auf die Welt, uns eint auch der Glaube an die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Es sei wichtig, entschlossen und geschlossen zu handeln. Mit einem Importverbot für russisches Gold kündigten die G7 bislang eine Verschärfung der Sanktionen an.

    Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe die G7 geeint, so der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen. Die Staaten würden vom Gipfel in Elmau aus ein geschlossenes Signal senden. Das sei vor dem Krieg nicht so gewesen, es habe große Differenzen gegeben. Das habe sich "massiv verändert", so Heusgen "Da stehen die G7 geschlossen da", urteilte er.

    G7-Gipfel 2022: Staaten sagen Ukraine Unterstützung zu

    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beteuerte am Abend in Fernseh-Interviews, dass die Runde die Ukraine so lange unterstützen würde, wie es nötig sei. "Denn das ist hier eine Frage, die uns alle in den Demokratien angeht. Die Autokraten dieser Welt beobachten sehr genau, was geschieht – und umso wichtiger ist es, dass wir als Demokratien die tapfere Ukraine unterstützen." Von der Leyen nimmt gemeinsam mit

    Nach dem Gespräch mit Selenskyj soll der Beratungskreis erweitert werden: Zu den G7 kommen dann ab Mittag die Staats- und Regierungschefs der Gastländer Indien, Indonesien, Südafrika, Senegal und Argentinien. In dieser größeren Runde soll über die Klimakrise und Gesundheitsfragen gesprochen werden. Dabei strebt Scholz einen internationalen Klimaclub an, dessen Kern die G7-Staaten bilden sollen. Dieser soll dazu dienen, die internationale Klimapolitik stärker abzustimmen. So soll auch verhindert werden, dass Länder, die sich an strengere Vorgaben halten und das Klima mehr schützen, unter Wettbewerbsnachteilen leiden.

    G7-Chefs beraten in Elmau: Ukraine-Krieg verschlimmert Hungersnot

    Ein weiteres Thema auf dem G7-Gipfel sind Hungersnöte – nicht zuletzt wegen des Ukraine-Krieges. Laut dem Welternährungsprogramm stehen 50 Millionen Menschen weltweit kurz vor einer Hungersnot. Als katastrophal gilt die Lage in Äthiopien, Nigeria, dem Südsudan, dem Jemen, Afghanistan und Somalia. Hier droht 750.000 Menschen der Hungertod.

    Der Krieg verschlimmert diese Lage, denn: Die Ukraine und Russland sind die größten Weizen-Exporteure weltweit. Ein Drittel des globalen Bedarfs decken sie normalerweise ab. Doch Export ist derzeit nicht möglich, denn Russland blockiert die ukrainischen Häfen. Bei diesen Beratungen wird auch der UN-Generalsekretär Antonio Guterres zugeschaltet.

    Die G7 wollen nun Wege finden, Getreideexporte aus der Ukraine zu ermöglichen, um die Hungerkrise vor allem in Ostafrika zu bekämpfen. Zudem werden im Laufe des Tages konkrete Finanzzusagen der G7-Staaten erwartet, um humanitäre Hilfe in der Hungersnot leisten zu können.

    Scholz war zu dem Interview aus Schloss Elmau zugeschaltet, wo noch bis Dienstag die Staats- und Regierungschefs führender demokratischer Wirtschaftsmächte beim G7-Gipfel tagen. Mit dabei sind ab Mittag auch Spitzenvertreter der Gastländer Indien, Indonesien, Südafrika, Senegal und Argentinien, zugeschaltet wird UN-Generalsekretär Antonio Guterres.

    Bis Dienstag dauert der Gipfel der sieben wichtigsten demokratischen Industriestaaten. Zu ihnen gehören Deutschland, die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan. Der Gipfel ist von zahlreichen Demonstrationen begleitet. Es gab Ausschreitungen. Tausende Polizisten sind seit Wochen im Einsatz.

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