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Saudi-Arabien: Roter Teppich statt Kritik: Die Rückkehr des Saudi-Prinzen in den Kreis der Mächtigen

Saudi-Arabien

Roter Teppich statt Kritik: Die Rückkehr des Saudi-Prinzen in den Kreis der Mächtigen

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    Mohammed bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien (rechts), wird wieder hofiert – auch von Recep Tayyip Erdogan, dem Präsidenten der Türkei.
    Mohammed bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien (rechts), wird wieder hofiert – auch von Recep Tayyip Erdogan, dem Präsidenten der Türkei. Foto: Saudi Press Agency, picture alliance/dpa

    Als der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman an diesem Montag zu einer Rundreise durch Ägypten, Jordanien und die Türkei aufbrach, konnte er sicher sein, dass er überall freundlich empfangen wird – denn die drei Staaten wollen Geld. Der Mord an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi spielt keine Rolle mehr. Besonders deutlich wird das mit Prinz Mohammeds Besuch beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der den Thronfolger nach dem Mord 2018 als blutrünstigen Gewaltherrscher verdammte. Nicht nur Erdogan hat eine Kehrtwende hingelegt. Im Juli wird US-Präsident Joe Biden in Saudi-Arabien erwartet.

    Jamal Khashoggi während einer Pressekonferenz im Februar 2015. Er wurde umgebracht, seine Überreste wurden in Salzsäure aufgelöst.
    Jamal Khashoggi während einer Pressekonferenz im Februar 2015. Er wurde umgebracht, seine Überreste wurden in Salzsäure aufgelöst. Foto: Hasan Jamali, AP/dpa

    Die Rundreise ist zwar nicht der erste Auslandsbesuch des Prinzen, seit er wegen des Mordes an Khashoggi im saudischen Konsulat von Istanbul von vielen Ländern geächtet wurde; Ende 2018 nahm der Prinz, der starke Mann Saudi-Arabiens, am Gipfeltreffen der G-20-Staaten in Buenos Aires teil, wenig später besuchte er China. Doch nun reist MBS, wie der Prinz oft genannt wird, zum ersten Mal in die Türkei, jenes Land, in dem Khashoggi umgebracht wurde.

    Ägypten und Jordanien haben Saudi-Arabien stets die Treue gehalten

    Zuvor besucht er Ägypten und Jordanien, deren Regierungen trotz der weltweiten Empörung über den Khashoggi-Mord immer zu MBS gehalten haben. Beide Staaten erhalten Milliardenhilfen aus Saudi-Arabien. Riad unterstützt Sisi seit dessen Machtübernahme im Jahr 2013 – erst vor kurzem überwies das Königreich fünf Milliarden Dollar an die ägyptische Zentralbank, weil Kairo wegen der steigenden Rohstoffpreise in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Jordanien erhielt vor kurzem eine saudische Finanzspritze von 50 Millionen Dollar und erwartet bis 2023 insgesamt 2,5 Milliarden Dollar von Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Auch die Türkei umwirbt die Saudis, weil sie auf finanzielle Hilfe hofft.

    Die türkische Wirtschaft steckt ein Jahr vor den nächsten Wahlen in der Krise und braucht ausländisches Kapital. Im April reiste Erdogan zu MBS nach Saudi-Arabien, um einen Neuanfang in den Beziehungen einzuleiten. Zuvor hatte ein türkisches Gericht den Istanbuler Strafprozess gegen die mutmaßlichen saudischen Mörder Kashhoggis eingestellt und damit eine Bedingung der Saudis für eine Wiederannäherung erfüllt. Auch mit den VAE, einem engen Verbündeten von MBS, hat sich Erdogan in der Hoffnung auf Milliardeninvestitionen ausgesöhnt.

    Annäherung an bin Salman könnte für Dissidenten in Saudi-Arabien Gefahr bedeuten

    Menschenrechtler warnen, dass internationale Politiker das Leben saudischer Dissidenten gefährden, indem sie MBS wieder salonfähig machen. Der saudische Regierungskritiker Abdullah Alaoudh, der in den USA lebt, wirft Biden wegen des geplanten Besuches „Verrat“ vor. Alaoudh, der bei der von Khashoggi gegründeten Organisation Dawn arbeitet, sagte dem britischen Guardian, Biden werde die Hand eines Mannes schütteln, „der uns jeden Tag bedroht“.

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