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Satire "The Interview": Fiktives Mordkomplott gegen Kim Jong Un: Sony sagt Nordkorea-Satire ab

Satire "The Interview"

Fiktives Mordkomplott gegen Kim Jong Un: Sony sagt Nordkorea-Satire ab

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    Die Poster des Films "The Interview" mit James Franco und Seth Rogen sind längst gedruckt. Doch nun kommt der Film nicht in die Kinos: Sony zieht ihn nach Terrordrohungen zurück.
    Die Poster des Films "The Interview" mit James Franco und Seth Rogen sind längst gedruckt. Doch nun kommt der Film nicht in die Kinos: Sony zieht ihn nach Terrordrohungen zurück. Foto: afp

    "The Interview" ist kein kleiner Film, sondern eine Großproduktion mit den Hollywood-Stars Seth Rogen und James Franco. Doch nach mysteriösen Terrordrohungen von Hackern hat die Filmproduktionsfirma Sony die Nordkorea-Satire nun zurückgezogen. Zuvor hatten Hacker eine Drohung veröffentlicht und darin auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 verwiesen. In dem Film geht es um ein fiktives Mordkomplott des US-Geheimdienstes CIA gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Laut US-Medienberichten vermuten US-Ermittler, dass Pjöngjang hinter dem Hacker-Angriff steckt.

    Der deutsche Filmstart von "The Interview" war für Februar geplant

    Sony Pictures Entertainment habe "keine weiteren Pläne für eine Veröffentlichung" des Streifens, sagte ein Sprecher des Konzerns am Mittwoch. Zuvor hatten mehrere US-Kino-Ketten angekündigt, sie wollten den Film nicht zeigen. "Wir respektieren die Entscheidung unserer Partner", erklärte Sony und versicherte, die Sicherheit von Angestellten und ersten Weihnachtstag in die US-Kinos kommen, der deutsche Filmstart war für Februar geplant.

    Die Hackergruppe Guardians of Peace (GOP) hatte am Dienstag gewarnt, wegen des Films werde "die Welt mit Angst erfüllt sein". Bald könne jeder sehen, welch "furchtbaren" Film Sony gemacht habe. Die Gruppe rief dazu auf, sich von Kinos fernzuhalten, in denen der Film gezeigt wird: "Erinnert euch an den 11. September 2001." US-Präsident Barack Obama sagte, bisher liege "kein glaubwürdiger Hinweis" für eine tatsächliche Gefahr vor. "Derzeit würde mein Rat lauten: Geht ins Kino!" sagte er dem Sender ABC.

    Wer hinter der Hackergruppe "Guardians of Peace" steckt, ist unklar

    Wer hinter der Hackergruppe steckt, ist unklar. Ende November hatte die Gruppe nach einem Cyber-Angriff interne E-Mails und Daten von Sony-Mitarbeitern veröffentlicht, wodurch peinliche Interna und unveröffentlichte Drehbücher bekannt wurden. Der Nationale Sicherheitsrat der USA erklärte, die US-Regierung habe Sony nach dem Hackerangriff "Unterstützung und Hilfe" angeboten. Derzeit werde "eine Reihe von Optionen für eine mögliche Antwort" auf die Attacke geprüft.

    US-Medien berichteten, nach Überzeugung der Ermittler stecke Nordkorea hinter dem Hackerangriff. Offiziell wollten sich die US-Behörden dazu nicht äußern. Aus Sony-Kreisen verlautete, dieser Verdacht liege nahe. Nordkorea weist jede Verwicklung zurück.

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    Bereits im Juli hatte sich die nordkoreanische Führung wegen des Films bei der UNO beschwert. Einen Film über die Ermordung eines amtierenden Staatschefs zu produzieren und zu veröffentlichen, sei nicht nur eine "Kriegshandlung" sondern auch eine "unverhohlene Unterstützung von Terrorismus", erboste sich Pjöngjang damals. Kim wird in dem Film als übergewichtiger, Zigarren kauender Diktator dargestellt.

    Film-Experten zeigten sich besorgt über einen möglichen Präzedenzfall. Es sei beunruhigend, dass Filmstudios "Irren vom politischen Rand das Feld überlassen" und sich darin beeinflussen lassen könnten, "welche Filme sie machen und welche Filme sie herausbringen", sagte der Dozent Richard Walter von der Film School der UCLA.

    Schauspieler Rob Lowe, der in "The Interview" mitspielt, zeigte sich erschüttert. "Wow. Alle geben klein bei. Die Hacker haben gewonnen", schrieb er im Internetdienst Twitter. "Hollywood hat Neville Chamberlain heute stolz gemacht", erklärte er in Anspielung auf die Beschwichtigungs-Politik des einstigen britischen Premierministers gegenüber den Nazis vor dem Zweiten Weltkrieg. "Trauriger Tag für die Meinungsfreiheit", twitterte afp

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