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Sanktionen: Russischer Apfelboykott: "Iss Äpfel gegen Putin"

Sanktionen

Russischer Apfelboykott: "Iss Äpfel gegen Putin"

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    Dieses Jahr ist ein Rekordjahr für die europäische Apfelernte - ausgerechnet dann, wenn Russland das europäische Obst boykottiert. "Iss Äpfel gegen Putin" heißt es darum in Polen.
    Dieses Jahr ist ein Rekordjahr für die europäische Apfelernte - ausgerechnet dann, wenn Russland das europäische Obst boykottiert. "Iss Äpfel gegen Putin" heißt es darum in Polen. Foto: Bernd Settnik, dpa

    Das ist ein Rekord zur Unzeit: Europa wird in diesem Jahr 11,9 Millionen Tonnen Äpfel ernten, eine Million mehr als 2013 und noch 400 000 Tonnen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2008, berichtet der landwirtschaftliche Informationsdienst (lid). Und das ausgerechnet jetzt, wo ein dankbarer Abnehmer plötzlich „Njet“ sagt. Russland boykottiert ja europäisches Obst und Gemüse – Wladimir Putins Rache für die EU-Sanktionen im Ukraine-Konflikt.

    Russischer Apfelboykott: Obstbauern fürchten Preisverfall

    Nicht mal die Lager sind leer, um der aktuellen Apfelschwemme Herr zu werden. In anderen Jahren wurden die Reste gerne nach Russland verramscht. 1,2 Millionen Tonnen Äpfel importierten die Russen zuletzt, einen großen Anteil davon aus der EU. Das fiel mit einem Mal weg. Nun fürchten die Obstbauern einen Preisverfall oder auf ihren Früchten sitzen zu bleiben.

    Chronologie der Ukraine-Krise

    1. Dezember 2013: Hunderttausende fordern in Kiew den Sturz des pro-russischen Präsidenten Viktor Janukowitsch.

    18. Februar 2014: Bei neuen Straßenschlachten kommen Dutzende Menschen ums Leben.

    22. Februar: Janukowitsch fliegt ins ostukrainische Charkow, lehnt aber einen Rücktritt ab. Das Parlament erklärt ihn später für abgesetzt und macht seinen Chef Alexander Turtschinow zum Übergangspräsidenten.

    27. Februar: Bewaffnete besetzen auf der ukrainischen Halbinsel Krim Regierungsgebäude. Das prorussische Krim-Parlament will eine Volksbefragung zum künftigen Status der Region und setzt die Regierung ab.

    1. März: Russlands Föderationsrat stimmt auf Bitten von Putin einem Militäreinsatz auf der Krim im Grundsatz zu.

    11. März: Das Krim-Parlament beschließt die Unabhängigkeit der Halbinsel. Als Reaktion verfügt die Europäische Union Sanktionen gegen Russland. Auch US-Präsident Barack Obama verhängt Sanktionen.

    16. März: Die Krim stimmt in einem Referendum für den Beitritt zu Russland. Die USA und die EU verschärfen ihre Strafmaßnahmen.

    6. April: Bei Demonstrationen im russischsprachigen Osten der Ukraine besetzen moskautreue Aktivisten Verwaltungsgebäude in den Millionenstädten Charkow und Donezk sowie später in weiteren Orten. Sie fordern Referenden über eine Abspaltung der Ostukraine von Kiew und rufen eine souveräne Volksrepublik aus.

    13. April: Ein «Anti-Terror-Einsatz» gegen die Separatisten in der Stadt Slawjansk fordert Tote und Verletzte. Kiew wirft Moskau vor, die Unruhen mit eingeschleusten Provokateuren zu schüren. Russlands Außenminister Sergej Lawrow weist die Vorwürfe zurück.

    18. April: Bei einem internationalen Treffen in Genf wird ein Friedensplan beschlossen. Wichtigster Punkt: Die Separatisten in der Ostukraine sollen die Waffen niederlegen und besetzte Gebäude räumen.

    22. April: Die Regierung in Kiew setzt ihren Militäreinsatz im Osten des Landes fort. Zuvor hatte US-Vizepräsident Joe Biden bei einem Besuch in Kiew mit Hilfszusagen für die Ukraine der prowestlichen Führung demonstrativ den Rücken gestärkt.

    25. April: Als Reaktion auf die Militäroffensive im Osten der Ukraine beginnt Russland ein Manöver im Grenzgebiet. Putin verurteilt den ukrainischen Armee-Einsatz als «sehr ernstes Verbrechen», das Folgen für die Regierung in Kiew haben werde. Der Kreml und Washington beschuldigten sich gegenseitig, nichts zu einer Entspannung der Lage beizutragen.

    Was tun? Die Antwort auf den Apfelkrieg klingt sehr friedlich: mehr Äpfel essen. Die ersten, die vorpreschten, waren die Polen. Sie sind Europas größter Apfelproduzent und vom russischen Boykott besonders stark betroffen. „Iss Äpfel gegen Putin“ – dieser wenig martialische Slogan machte schon Anfang August im Internet die Runde. Leichter gesagt als getan. Jeder Pole müsste 30 statt 15 Kilo heimische Äpfel essen, rechnete einer aus. Dann laufe Putins Boykott ins Leere. Deutschlands Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) machte Werbung für mehr Verzehr („Fünfmal am Tag“) von Äpfeln und anderem Obst. Österreichs Agrarminister Andrä Rupprechter empfahl seinen Landsleuten, jede Woche wenigstens einen Apfel mehr zu essen.

    "Iss Äpfel gegen Putin"

    Dennoch droht ein kleiner innereuropäischer Apfelkrieg. Viele Länder fürchten, Polen könnte versuchen seine Überproduktion nun in der EU zu vermarkten. Tschechien, so ist zu hören, würde notfalls mit einem Einfuhrstopp von Lebensmitteln aus anderen EU-Ländern – natürlich auch von Äpfeln aus Polen – reagieren, um die eigene Landwirtschaft zu schützen. Putin würde die Zwietracht bestimmt gefallen.

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