„Ich bin's wieder. Wieder mit meinem Telefon.“ So fängt Ramsan Kadyrow stets seine Videoauftritte an, die er auf seinem Telegram-Kanal verbreitet. Da sitzt das „Oberhaupt“ Tschetscheniens dann vor einer wackeligen Kamera und schwadroniert über seine Sicht auf die Welt. Oft über „unseren treuen und liebsten Präsidenten“ und über seinen „unnachgiebigen“ Kampf gegen „die Schaitane“ (Teufel), so nennt er alle Ukrainer, gegen die seine Leibgarde samt Freiwilligen aus Tschetschenien seit Monaten brutal vorgeht.
An diesem Mittwoch, an dem er seinen 46. Geburtstag feierte, dankte Kadyrow wieder dem „geliebten Präsidenten“ Wladimir Putin: Dafür, dass dieser ihn zum Generaloberst ernannt hat. Es ist nach Armeegeneral und Marschall der dritthöchste Rang in den russischen Streitkräften.
Kadyrow war mit Kritik an der russischen Militärführung aufgefallen
Zuletzt war Kadyrow, der sich selbst stets als „Putins Fußsoldat“ bezeichnet und als „Bluthund“ des russischen Präsidenten gilt, mit starker Kritik an der russischen Militärführung in der Ukraine aufgefallen. Nach der Aufgabe der strategisch wichtigen ukrainischen Stadt Lyman beschimpfte er den dafür zuständigen General Alexander Lapin als „Nichtsnutz“, dem Generalstabschef Waleri Gerassimow warf er „Klüngelei“ vor. Es müssten nun endlich taktische Atomwaffen eingesetzt werden, raunte er. Seit langem fordert Kadyrow eine radikalere Kriegsführung in der Ukraine, wo seine „Kadyrowzy“ für die bestialischen Kriegsverbrechen verantwortlich sein sollen. Will Putin ihn mit der Beförderung umgarnen, damit der einstige Warlord nicht unkontrolliert sein eigenes Ding bei der „militärischen Spezialoperation“ durchzieht, wie Russland den Krieg in der Ukraine offiziell nennt?
In Tschetschenien, das Moskau finanziert, hat Kadyrow uneingeschränkte Macht. Er lässt Menschen foltern, es gibt außergerichtliche Tötungen, seine Kritiker werden bis ins Ausland verfolgt. Der Kreml lässt ihm freie Hand, damit in Tschetschenien nur keine Separatistenbewegung entstehen möge. Bei „Wahlen“ in Russland kommt der 46-Jährige, der an der Seite seines Vaters Achmat einst als Rebell gegen russische Einheiten für die Unabhängigkeit Tschetscheniens kämpfte, stets auf knapp 100 Prozent der Stimmen.
Die tschetschenische Miliz ist Kadyrow treu ergeben
Nach dem Attentat auf seinen Vater, der im zweiten Tschetschenien-Krieg die Seiten wechselte, stieg Kadyrow ab 2004 auf. Er startete als für die Sicherheit zuständiger Vizepremier und übernahm nach und nach die Macht in der Republik. Stets mit eigener Miliz an seiner Seite. Formell sind die „Kadyrowzy“ der russischen Nationalgarde unterstellt. Treu ergeben sind sie Ramsan Kadyrow.
Mit den bärtigen Männern, die in der Gegend herumballern, gefesselte Menschen irgendwohin abführen und „Achmat sila“ (Achmat ist die Kraft) und „Allahu akbar“ (Gott ist groß) brüllen, wie Videos auf Kadyrows Telegram-Kanal oft zeigen, erzielt er in der Ukraine Erfolge für den Kreml. Putin soll den Einsatz tschetschenischer Bataillone für effektiv halten. So dürfte der Kremlherrscher mit seiner jüngsten Ernennung sich weiterhin die Unterstützung der „Kadyrowzy“ sichern, aber auch dafür sorgen, dass der hochdekorierte „Bluthund“ sich in der Ukraine nicht verselbständigt.