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Russland: Putins Amtseinführung: Mit dem Segen der Kirche

Russland

Putins Amtseinführung: Mit dem Segen der Kirche

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    Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt nach seiner Amtseinführung an einem Gebetsgottesdienst teil, der von Patriarch Kirill, Oberhaupt der orthodoxen Gläubigen in Russland, in der Verkündigungskathedrale des Kremls geleitet wird.
    Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt nach seiner Amtseinführung an einem Gebetsgottesdienst teil, der von Patriarch Kirill, Oberhaupt der orthodoxen Gläubigen in Russland, in der Verkündigungskathedrale des Kremls geleitet wird. Foto: Alexey Maishev. dpa

    Es ist das Wetter, das die Hauptrolle an diesem Tag des Prunks spielt. Es liefert das, was die goldenen Lüster und die marmornen Säle in der russischen Herrschaftsfestung zu übertünchen versuchen. Es schneit in Moskau. Ausgerechnet als Wladimir Putin sich in seinem blank polierten schwarzen Aurus in den Großen Kremlpalast kutschieren lässt. Die inszenierte Feierlichkeit des alten und neuen Präsidenten versinkt geradezu in der depressiven Stimmung, die über der Stadt liegt. Russland erlebt den kältesten 7. Mai seit einem Vierteljahrhundert. Die Minusgrade spiegeln den politischen Frost wider, den das Land in den kommenden sechs Jahren erwartet.

    Die Kamera zeigt einen Präsidenten, der allein da steht, entfremdet vom Land und seinen Menschen, gefangen in seinem Wahn von Russlands Größe. Und wenn es sein muss, zeigt er die eben mit Atomwaffen, so wie er auch am Vortag der Amtseinführung wieder gedroht hatte. Der Westen habe die Wahl: „Will er die Aggression fortsetzen oder doch nach einem Weg der Zusammenarbeit suchen?“ 

    Putin schwört, die Freiheit jedes Bürgers zu achten

    Im Thronsaal des Kreml legt er vor mehr als 2600 Zuschauern – Politikern, Geschäftsleuten, Künstlern, Soldaten seiner „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine und den Kindern der gefallenen „Helden“ – seine rechte Hand auf die russische Verfassung und schwört, „die Menschenrechte und die Freiheiten jedes Bürgers zu achten und zu schützen, die Verfassung der Russischen Föderation zu verteidigen und die Souveränität und die Unabhängigkeit des Staates zu wahren“. Derweil werden Tausende Russinnen und Russen wegen ihrer Kritik an der Regierung und der Armee verklagt, sitzen Dutzende Politgefangene in Strafkolonien ein, werden etliche wegen „Extremismus“ verfolgt. 

    In seiner achtminütigen Rede spricht er gewohnt von „traditionellen Werten“, „Volkserhaltung“ und der „Einzigartigkeit Russlands“. „Auf den ersten Platz müssen wir immer unsere Heimat stellen“, sagt er. Putin stellt an die Menschen neue Ansprüche, fordert nicht mehr nur die schweigende Zustimmung, sondern macht sie zu Komplizen seines Regimes: Sie sollen für die von den Machthabern ausgemachten Helden jubeln, sollen an den russischen Sieg glauben, bei den Propagandashows marschieren. „Alle zusammen werden wir siegen“, ist seine Losung. 

    Dafür lässt er sich vom höchsten Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche segnen. „Hoheit“, nennt ihn Patriarch Kirill in der Mariä-Verkündigungskathedrale im Kreml. Wie die früheren Zaren. Das Protokoll räumt dem Ritual in der Kirche dieses Mal erstaunlich viel Platz ein. Putin wird nicht mit heiligem Öl bestrichen, aber mit Worten gesalbt: Kirill wünscht ihm eine „Herrschaft bis zum Ende des Jahrhunderts“.

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