Der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel würdigt den verstorbenen sowjetischen Ex-Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow als einen „Helden der Geschichte, der für Deutschland unvergleichlich Großes getan hat“. Gorbatschow habe lieber den Verlust der Macht auf sich genommen, als seine Politik aufzugeben. Gorbatschow ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren gestorben.
Der CSU-Politiker stellt vor allem die Bedeutung Gorbatschows für die Versöhnung zwischen Ost und West heraus. „Es ist eine Tragik, dass ausgerechnet er, der die Tür aufgemacht hat zu einer neuen Welt, zu Freiheit, zu Demokratie, zu Souveränität, zu einem neuen Miteinander – ausgerechnet er muss zum Schluss seines Lebens sehen, dass ein Teil dessen, was er bewirkt hat, wieder infrage gestellt wird“, sagt Waigel unserer Redaktion mit Blick auf den aggressiven Kurs des Kreml.
Waigel: "Gorbatschow ist ein großartige Person der Weltgeschichte"
Der frühere russische Präsident ist so etwas wie das Gegenbild zum heutigen Präsidenten Wladimir Putin. „Gorbatschow ist ein großartige Person der Weltgeschichte“, sagt Waigel. „Er hat das letzte Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts zu einer positiven Wendung geführt wie kein anderer. Dass die deutsche Einheit stattfand ohne Opfer und ohne blutige Auseinandersetzungen, dass Europa einen neuen Weg gefunden hat, das ist, um es mit dem Theologen Eugen Biser zu sagen, ein Wunder der Geschichte.“
Waigel und Gorbatschow verband eine tiefe Freundschaft. „In all meinen Büros und Wohnstätten sind Fotos, die uns gemeinsam zeigen“, sagt der frühere Bundesfinanzminister. „Die Widmungen, die er mir auf sie geschrieben hat, bedeuten mir mehr als viele Orden und Auszeichnungen, die ich erhielt.“
Russlands Führer sollten von Gorbatschow lernen, sagt Waigel
Mit Blick auf die Zukunft fügt Waigel hinzu: „Ich wünsche Russland, dass seine Führer wieder so zu denken lernen, wie es Gorbatschow gelernt hat. Er war in der Lage, über Stereotypen und Feindbilder hinwegzugehen. Er hat Kohl und Brandt mehr geglaubt als Honecker. Ein solches Denken führt zu einer Veränderung der Welt. Was jetzt unter Putin in Russland stattfindet, ist eine Rückkehr in finstere europäische Zeiten.“