13 Monate lang stand Christine Lambrecht (SPD) an der Spitze des Verteidigungsministeriums - im Januar trat sie dann zurück. Ihr Nachfolger wird der bisherige SPD-Innenminister von Niedersachsen, Boris Pistorius. Die 57-jährige Lambrecht hatte zuletzt nicht nur viel Kritik von Kolleginnen und Kollegen einstecken müssen, auch in der Bevölkerung hatte sie keinen Rückhalt mehr. Mehr als drei Viertel der Deutschen meinten zuletzt, dass Lambrecht zurücktreten sollte.
Kritik erntete die SPD-Politikerin für ein Instagram-Video, das sie in der Silvesternacht veröffentlicht hatte. Doch das ist nicht der einzige Skandal, den Lambrecht auf sich gezogen hat. Der Silvester-Skandal folgte auf eine lange Reihe der Krisen.
Kritik an Lambrecht wegen Instagram-Video und fehlender Munition
Aber zuerst zu dem Video, das zum Jahreswechsel für Aufsehen sorgte: Lambrecht ist dabei im Freien zu sehen, umgeben von der Geräuschkulisse des Silvesterfeuerwerks. "Mitten in Europa tobt ein Krieg", sagt Lambrecht in dem Video, "und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte – viele, viele Begegnungen mit interessanten und tollen Menschen. Dafür sage ich ein herzliches Dankeschön." Den Krieg in der Ukraine mit "vielen besonderen Eindrücken" zu verbinden und das Ganze vor dem Lärm von Böllern und Raketen zu präsentieren, empfanden viele als pietätlos.
Dabei stand Lambrecht bereits einen Monat zuvor in der Kritik. Damals ging es um fehlende Munition bei der Bundeswehr. Der aktuelle Bestand reicht im Kampffall nach früheren Angaben nur wenige Tage. Lambrecht hatte es wohl versäumt, Munition zu bestellen, obwohl es Angebote aus der Industrie gegeben hatte. Ende des Jahres forderte sie dann mehr Mittel für die Beschaffung von Munition vom Finanzministerium, kassierte daraufhin jedoch einen Einlauf: Es fehle nicht an Geld, sondern Lambrecht müsse ihre Aufgabe richtig erledigen, .
Lambrecht, die "Null-Bock-Ministerin"?
Ihre Kritiker verlauten, dass die ehemalige Justiz- und Familienministerin nie richtig in ihre Rolle als Verteidigungsministerin gefunden hätte. Dafür nahmen sie unter anderem eine Regierungserklärung im Bundestag zum Anlass. Lambrecht hatte dabei im Juni behauptet, der Gepard, den Deutschland der Ukraine zu diesem Zeitpunkt zugesagt hatte, sei kein Panzer. Als Erklärung fügte sie hinzu: "Der Gepard ist ja dafür da, Infrastruktur zu schützen dadurch, dass er dann mit diesem Rohr in die Luft schießt." Diese Wortwahl wurde als unprofessionell kritisiert. Außerdem ist sie falsch: Der Gepard ist zwar kein Kampfpanzer, wird jedoch als Flugabwehrkanonenpanzer klassifiziert.
Das entstandene Bild der Ministerin schien gut zu dem zu passen, was zuvor bereits aus internen Kreisen bekannt geworden war. In einem Spiegel-Artikel wurde sie unter Berufung auf Quellen innerhalb ihres Ministeriums als "Null-Bock-Ministerin" und als "politischer Totalausfall" bezeichnet. Ihr wurde Lustlosigkeit und Desinteresse daran vorgeworfen, sich in das Ressort einzuarbeiten, das sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit sechs Monaten leitete.
Lambrecht nahm Sohn im Helikopter mit
Breit diskutiert wurde außerdem ein Helikopterflug, auf den die Ministerin ihren Sohn mitgenommen hatte. Sie war auf dem Weg zu einem Truppenbesuch in Schleswig-Holstein, um am nächsten Tag den Osterurlaub auf dem nahegelegenen Sylt zu verbringen.
Ihr Sohn veröffentliche Bilder, die seine Mutter von ihm im Helikopter aufgenommen hatte, auf Instagram. Lambrecht wies Kritik zurück: Der Flug sei regelkonform angemeldet und bezahlt worden. Trotzdem hagelte es mit der Kritik schon damals auch Rücktrittsforderungen. Ein halbes Jahr später scheinen sie erfüllt zu werden.