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Pressestimmen zum Rücktritt: "Methode Johnson hat sich totgelaufen"

Großbritannien

"Am eigenen Charakter gescheitert": Pressestimmen zum Johnson-Rücktritt

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    Der britische Premierminister Boris Johnson erklärt seinen Rücktritt als Vorsitzender der Konservativen Partei.
    Der britische Premierminister Boris Johnson erklärt seinen Rücktritt als Vorsitzender der Konservativen Partei. Foto: Stefan Rousseau, dpa

    Nachdem er sich lange dagegen gewehrt hat, tritt der britische Premierminister Boris Johnson jetzt doch von seinem Amt als Parteichef der britischen Konservativen zurück. Damit ist er auch in Kürze sein Amt als Regierungschef los. Johnson will wohl noch bis zur Wahl eines Nachfolgers als Regierungschef im Amt bleiben.

    Johnson war in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten. Etliche Abgeordnete sind aus Protest gegen Politik und Führungsstil des Premiers deshalb bereits von ihren Regierungsämtern zurückgetreten. Zuletzt hatte ihn sogar der erst am Dienstag ins Amt berufene Finanzminister Nadhim Zahawi zum Rücktritt aufgefordert. Ein enger Johnson-Vertrauter hatte noch am Abend zuvor verkündet, dass der Premier nicht aufgeben werde.

    Die jüngste Regierungskrise in Großbritannien wurde durch eine Affäre um Johnsons Parteikollegen Chris Pincher ausgelöst, dem sexuelle Belästigung vorgeworfen wird. Zuvor war herausgekommen, dass Johnson von den Anschuldigungen gegen Pincher wusste, bevor er ihn in ein wichtiges Fraktionsamt hievte. Das hatte sein Sprecher aber mehrmals abgestritten.

    Nach Rücktritt von Boris Johnson: Pressestimmen aus England

    "Lügen und eine schamlose Missachtung der Regeln brachten seinen Sturz. Was bedeutet, dass die politische Odyssee von Boris Johnson eine merkwürdige Symmetrie hat. Abgesehen davon, dass das, was als Persönlichkeitsfehler eines Mannes begann, als Fehler in seiner Partei und seiner Regierung endete und dem ganzen Land großen Schaden zufügte." - The Guardian

    "Das war der Moment, vor dem sich das schmierige Ferkel so lange geweigert hatte. Kein Verstecken mehr hinter der noblen Haustür und Träumen davon, aus dem Gefängnis zu entkommen. Er versuchte verzweifelt, den wachsenden Stapel freier Posten zu füllen, während sein undichtes Schiff schnell sank. Zeit, das Unvermeidliche zu akzeptieren, ein sauberes Hemd und einen eleganten Anzug anzuziehen, sich hinter das offizielle Rednerpult zu stellen und sich zu verabschieden." - Daily Mail

    Nach Rücktritt von Boris Johnson: Pressestimmen aus Deutschland

    "Bis zuletzt glaubte er, die Menschen würden ihm alles durchgehen lassen. Er unterlag dem Trugschluss aller Populisten. Die halten es für unmöglich, dass sie unpopulär sein könnten. Die Konservative Partei hat, wie jetzt auch Boris Johnson erfahren musste, ihren ausgeprägten Machtinstinkt nicht verloren und ihn zum Rückzug gezwungen. Gescheitert ist Boris Johnson nicht an irgendwelchen Verschwörungen, sondern letztlich am eigenen Charakter." - Frankfurter Allgemeine Zeitung

    "Blenden, Wegreden und Durchmogeln – die Methode Johnson hat sich totgelaufen. Doch ihr Scheitern darf nicht nur auf Johnson selbst reduziert werden. Daraus müssen die Tories Lehren ziehen." - Tagesschau

    "Als Skandalnudel und Partykönig unschlagbar, hat sich Boris Johnson als Politiker über die Maßen desavouiert. Nach dem Rücktritt vom Parteivorsitz der Konservativen wird er nicht mehr lange Premier bleiben. Wird es danach langweilig in der britischen Politik? Ganz sicher nicht. Nachfolge und Neuwahlen geben da einiges her. Überdies hat Johnson das Königreich einem ungewissen Schicksal überlassen." - Volksstimme

    "Am Ende ist Johnson über sich selbst und seine Charakterschwächen gestolpert. Fatal für Großbritannien war es jedoch, dass der Premier keinen Plan hatte, um das Land aus der schwersten Wirtschaftskrise seit einem halben Jahrhundert zu führen. (...) Großbritannien schafft es bislang nicht, seine Bürger so auszubilden und seine Wirtschaft so zu organisieren, dass die Briten nicht nur in der Finanzwelt der Londoner City reüssieren, sondern auch im verarbeitenden Gewerbe in der Champions League mitspielen können. Johnson hatte auf dieses Dilemma keine Antwort." - Handelsblatt

    "In Hochmut und Selbstüberschätzung glaubte der Regierungschef, seinen Platz in der Geschichte gesichert zu haben – als Führer Großbritanniens in das Goldene Zeitalter der Brexit-Freiheit. Stattdessen wurde er mehr schlecht als recht zum Krisenmanager. Als Altphilologe hätte Boris Johnson jedoch wissen können, dass auf Selbstüberschätzung und Realitätsverlust der Hybris bei den Griechen die Nemesis folgt – mit dem Fall eines Mannes, der sich arrogant an die Macht klammert." - Südwest-Presse

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