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Ukraine-Krieg: Kiews Truppen sind in den annektierten Gebieten weiter auf dem Vormarsch

Ukraine-Krieg

Kiews Truppen sind in den annektierten Gebieten weiter auf dem Vormarsch

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    Ukrainische Soldaten halten eine ukrainische Fahne, während sie auf einem gepanzerten Fahrzeug eine Straße zwischen Isjum und Lyman entlang fahren.
    Ukrainische Soldaten halten eine ukrainische Fahne, während sie auf einem gepanzerten Fahrzeug eine Straße zwischen Isjum und Lyman entlang fahren. Foto: Francisco Seco, AP/dpa

    Selbst scharfe Kritiker Wladimir Putins räumten ein, dass dem russischen Präsidenten ein aus seiner Sicht cleverer Schachzug gelungen sei. Die Theorie: Die mit Scheinreferenden eingeleitete Annexion der ukrainischen Gebiete Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk würde die Ukraine, vor allem aber auch den Westen unter Druck setzen. Jetzt hat Russlands Präsident diesen völkerrechtswidrigen Akt mit seiner Unterschrift formal beschlossen. Nach Moskauer Lesart ist nun jede militärische Aktion der Ukraine ein Angriff auf russisches Territorium.

    Nur: Die Kiewer Truppen scheren sich nicht darum und sind im Süden und Osten weiter auf dem Vormarsch. Das wiederum setzt den Kremlchef nicht zuletzt innenpolitisch unter erheblichen Druck. Schließlich stehen Soldaten einer „fremden“ Macht in Teilen der Region, die gerade vom Präsidenten, der Staatsduma und dem Föderationsrat zu einem integralen Bestandteil Russlands erklärt worden war – das muss der Kreml seinen Bürgerinnen und Bürgern, die wegen der Teilmobilmachung ohnehin schon verunsichert oder gar verärgert sind, erst einmal vermitteln.

    Die jüngsten militärischen Rückschläge dürften die Unruhe in Russland noch steigern

    Vieles spricht dafür, dass sich die Unruhe in Russland noch steigern könnte: Nach Informationen britischer und US-amerikanischer Geheimdienste konnte die Ukraine zuletzt eine ganze Reihe von Dörfern zurückzuerobern. „Allein in dieser Woche, seit dem russischen Pseudo-Referendum, wurden Dutzende von Siedlungen befreit. Diese befinden sich alle in den Regionen Cherson, Charkiw, Luhansk und Donezk“, sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Eine Aussage, die von westlichen Quellen – zumindest in der Tendenz – bestätigt wird.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verkündete die Rückeroberung von mehreren Dörfern und Siedlungen.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verkündete die Rückeroberung von mehreren Dörfern und Siedlungen. Foto: Planet Pix Via Zuma Press Wire/Ukrainian Presidential Press Off/dpa

    Aufmerken lässt, dass Rückschläge der Streitkräfte von russischen Militär-Bloggern publiziert werden. Aus Karten, die vom Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlicht wurden, geht zudem hervor, dass ukrainische Soldaten im Süden Gebietsgewinne verzeichnen konnten. Darunter ist demnach das Dorf Dudschany am Westufer des Flusses Dnipro. Sollte es den Streitkräften tatsächlich gelingen, das russisch besetzte Cherson – eine Stadt von der Größe Augsburgs – zu erobern und über den Dnipro zu setzen, wäre ein weiterer Vorstoß in den Süden eine realistische Option werden.

    In der Region Charkiw sieht es kaum besser aus für Moskau. Am vergangenen Wochenende kam die Meldung, dass die strategisch wichtige Kleinstadt Lyman vollständig zurückerobert worden sei. Auch Lyman liegt in einer der Regionen, die Russland annektiert hat. Niederschmetternd für den Kreml dürften die Bilder gewesen sein, die nach dem offensichtlich unkoordinierten Rückzug der russischen Truppen entstanden sind. Videosequenzen zeigen zerstörte russische Militärfahrzeuge und tote Soldaten am Straßenrand. Die Leichen sollen zum Teil mit Sprengfallen präpariert worden sein, um die Bergung zu erschweren. Ebenfalls für das russische Militär bedrohlich ist die Nachricht, dass ukrainische Einheiten bis zu 20 Kilometer hinter den Fluss Oskil in die russische Verteidigungszone vorgedrungen sind – denn damit kommt ein wichtiger Versorgungsknotenpunkt in der Stadt Swatowe in Reichweite.

    Die Gegenoffensive im Süden und Nordosten hat nach Überzeugung britischer Geheimdienste bereits Dimensionen erreicht, die den Nachschub für die russischen Einheiten zu einem Problem macht. Zumal die modernen westlichen Waffensysteme es erlauben, die russische Logistik ganz gezielt aus der Distanz zu treffen.

    Journalist: Furcht vor russischen Drohungen ist in der Ukraine geringer als im Westen

    Der Journalist Moritz Gathmann, der sich zurzeit im Süden der Ukraine aufhält, berichtete am Mittwoch im Deutschlandfunk, dass die Zuversicht der Bevölkerung angesichts der militärischen Erfolge der Armee täglich wachse. Auch sei nach seiner Einschätzung die Furcht vor den Drohungen des Kremls in der Ukraine weit geringer als im Westen.

    Sorgenvoller Blick in die Zukunft? Der russische Präsident Wladimir Putin gerät auch innenpolitisch unter erheblichen Druck.
    Sorgenvoller Blick in die Zukunft? Der russische Präsident Wladimir Putin gerät auch innenpolitisch unter erheblichen Druck. Foto: Pool Sputnik Kremlin, Mikhail Tereshchenko, AP/dpa

    Putin hatte mehrfach gewarnt, dass man sich vorbehalte, auch nukleare Waffen in diesem Krieg einzusetzen. In den letzten Tagen tauchten Gerüchte auf, dass sich ein russischer Atomzug mit Nuklearmunition und Spezialisten an Bord auf die Ukraine zubewege. Die Frage ist, ob es sich dabei nur um gezielte Desinformation Moskaus handelt, um die Ukraine und den Westen einzuschüchtern.

    Letzteres ist bisher offensichtlich nicht gelungen. Weder hat die ukrainische Armee ihre Angriffe in den annektierten Gebieten gestoppt noch schränkt der Westen seine militärische Unterstützung für Kiew ein. Im Gegenteil: Die US-Regierung kündigte am Dienstag weitere Lieferungen im Wert von 625 Millionen US-Dollar an. Mit dabei sind unter anderem die gefürchteten Mehrfachraketenwerfer von Typ Himars, Munition und gepanzerte Fahrzeuge.

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