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Rückblick 2023: Fünf gute Nachrichten, die im Jahr 2023 (fast) untergegangen sind

Rückblick 2023

Fünf gute Nachrichten, die im Jahr 2023 (fast) untergegangen sind

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    Millionen Menschen konnten sich in Indien inzwischen aus der Armut befreien. Unser Bild zeigt ein Mädchen, das beim traditionellen Holi-Fest in Indien mit Farbpulver besprüht wird.
    Millionen Menschen konnten sich in Indien inzwischen aus der Armut befreien. Unser Bild zeigt ein Mädchen, das beim traditionellen Holi-Fest in Indien mit Farbpulver besprüht wird. Foto: Abhisek Saha, dpa

    Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, der politische Dauerstreit in Deutschland, das Ringen um den Umgang mit dem Klimawandel: Für viele Menschen war das Jahr 2023 geprägt von schlechten Nachrichten. Dabei gab es durchaus Positives zu vermelden – das nur leider im Strudel der Ereignisse untergegangen ist. Fünf Dinge, die sich im Jahr 2023 gebessert haben: 

    1. HIV: Es war im Jahr 1983, als die neue, mysteriöse Krankheit zum ersten Mal identifiziert worden war. In den USA war damals das HI-Virus aufgetaucht. Wer sich mit ihm infizierte, war dem Tod geweiht. Aids hieß das Furchtwort der folgenden Jahrzehnte. Besonders homosexuelle Männer steckten sich an. Von Epidemiebeginn bis Ende 2021 haben die Folgen einer HIV-Infektion in Deutschland nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) mehr als 32.000 Menschen das Leben gekostet. Doch inzwischen ist die Zahl der jährlichen Todesfälle und Neuinfektionen deutlich gesunken. In Deutschland ist in den vergangenen 40 Jahren sogar eine Halbierung der Neuinfektionszahlen gelungen – von fast 4000 pro Jahr Ende der 1980er auf rund 1900 im Jahr 2023. Gründe sind bessere Aufklärung, niederschwellige Testangebote und eine wirksame antivirale Therapie. 

    Im Jahr 2023 wurde bekannt gegeben, dass zum vierten Mal weltweit eine HIV-Infektion geheilt werden konnte. Der dritte Mensch, der geheilt werden konnte, ist ein Mann aus Düsseldorf. Eine Stammzellentherapie rettete ihn. Eine Heilung ist zwar selten, die Viren lassen sich aber medikamentös in Schach halten. Als Durchbruch gilt die Kombinationstherapie, die um 1996 eingeführt wurde. Verläuft sie erfolgreich und werden die Medikamente streng eingenommen, so könnten Betroffene mit einer annähernd normalen Lebenserwartung rechnen, schreibt der Verband forschender Arzneimittelhersteller. Einer HIV-Infektion lässt sich mittlerweile auch durch Medikamente vorbeugen: 32.000 Menschen hierzulande nutzen nach RKI-Angaben die sogenannte PrEP (Präexpositionsprophylaxe). Was allerdings vorerst nicht zu erwarten ist, ist eine Ausrottung von HIV. Des dürfte erst mit einem hochwirksamen Impfstoff gelingen.

    Der Teststreifen an einem HIV-Schnelltest verfärbt sich bei der Berliner Aids-Hilfe nach der Anwendung mit dem Blut einer Testperson.
    Der Teststreifen an einem HIV-Schnelltest verfärbt sich bei der Berliner Aids-Hilfe nach der Anwendung mit dem Blut einer Testperson. Foto: Britta Pedersen, dpa

    2. Armut: Das Jahr 2023 hat vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer vor immense Herausforderungen gestellt. Viele Hilfsorganisationen schlugen Alarm: Der Hunger in der Welt wächst. Und doch gibt es auch positive Beispiele: Indien. Dem Land ist es gelungen, in den vergangenen Jahren weite Teile der eigenen Bevölkerung aus der bitteren Armut zu holen. Die Zahlen, die die Vereinten Nationen vorlegen, sind beeindruckend: 2005/06 galten noch 55,1 Prozent der Inderinnen und Inder als arm, 2015/16 noch 27,7 Prozent und 2020/21 nur noch 16,4 Prozent. In absoluten Zahlen heißt das: 415 Millionen Menschen entkamen innerhalb von 15 Jahren der Armut. Und das, obwohl die Bevölkerung weiter wächst.

    Zwischen wartenden Autos an der Ampel: Bitte um Almosen bei Schneetreiben in Hamburg.
    Zwischen wartenden Autos an der Ampel: Bitte um Almosen bei Schneetreiben in Hamburg. Foto: Christian Charisius, dpa

    3. Ost-West-Gefälle: Gute Finanznachrichten gibt es auch aus Ostdeutschland: Immer weniger Ostdeutsche sind von Armut bedroht. „Das traditionelle Ost-West-Gefälle beim Armutsrisiko verschwindet immer mehr“, schreibt das Institut der Deutschen Wirtschaft. „Ein Beispiel: In Brandenburg ist der Anteil der Armutsgefährdeten seit 2012 um ganze 21 Prozent zurückgegangen.“ Zwar ist die Armutsquote im Osten noch immer größer als im Westen, doch die beiden Landesteile nähern sich zumindest an. In Regionen wie Leipzig oder Potsdam wächst der Wohlstand. Das niedrigste verfügbare Jahreskommen haben die Menschen tief im Westen – Gelsenkirchen nimmt hier einen unrühmlichen letzten Platz ein. Insgesamt geht es vielen Menschen in Deutschland gut. Gestiegene Zinsen aufs Ersparte und Kursgewinne an den Börsen haben die Menschen in Deutschland in Summe reicher gemacht. Das Geldvermögen der privaten Haushalte aus Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen stieg im zweiten Quartal des laufenden Jahres zum Vorquartal um 94 Milliarden auf rund 7492 Milliarden Euro, wie die Deutsche Bundesbank am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Nach einem deutlichen Rückgang im Laufe des Vorjahres sei dies der dritte Anstieg in Folge. 

    4. Arbeitsmarkt: Die steigenden Geldvermögen dürften in direktem Zusammenhang stehen mit der vierten Nachricht: In Deutschland waren noch nie so viele Menschen erwerbstätig wie in diesem Sommer. Trotz der aktuellen Konjunkturschwäche und der schwierigen weltpolitischen Situation gingen mehr als 46 Millionen einer beruflichen Tätigkeit nach. Der Beschäftigungszuwachs stammte erneut überwiegend aus dem Dienstleistungsbereich, in dem knapp 300.000 Menschen mehr tätig waren als ein Jahr zuvor. Auch in der Industrie (+17.000) und im Baugewerbe (+21.000) gab es mehr Jobs. Dass viele Stellen nicht besetzt werden können, versetzt viele Unternehmen zwar in eine schwierige Lage, hat aber einen vor allem für Frauen positiven Begleiteffekt: Der Fachkräftemangel bringt die Einführung familienfreundlicher Maßnahmen in Unternehmen voran. Und die haben offenbar Erfolg. Analysen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen, dass Mütter nach der Geburt eines Kindes schneller zu Firmen zurückkehren, die familienfreundliche Maßnahmen anbieten. Zudem sei in dem Fall auch die Wahrscheinlichkeit eines Arbeitgeberwechsels geringer.

    5. Landwirtschaft: Die deutschen Landwirte haben es aktuell nicht leicht. Die Aussicht auf die Streichung der Diesel-Förderung macht vielen von ihnen große Sorgen. Ende 2020 gab es im Freistaat noch 84.600 Höfe. Zehn Jahre zuvor waren es noch mehr als 100.000 und zur Jahrtausendwende noch 150.000. Doch für die, die überlebt haben, lief es zuletzt wirtschaftlich rund: Die Ertragslage der Landwirtschaft hatte sich nach Branchenangaben zuletzt verbessert. Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2022/23 stieg der durchschnittliche Gewinn der Betriebe auf das Rekordniveau von 115.400 Euro – ein Plus von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Nach vielen schwachen Jahren hat sich die wirtschaftliche Situation der Betriebe in den letzten beiden Jahren erheblich verbessert“, so der Bauernverband. Zu tun hatte das auch mit den gestiegenen Preisen für Lebensmittel, die knappe globale Versorgungslage trieb die Umsätze. Auch Milchvieh und die Mast warfen zuletzt mehr Geld ab. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage erreicht laut Bauernverband einen Grad an Zufriedenheit, wie es ihn seit September 2014 nicht mehr gegeben hat. (mit dpa)

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