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Rente: Kann Deutschland von Schweden für die Rente lernen?

Rente

Kann Deutschland von Schweden für die Rente lernen?

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    Sorgenfrei in Rente? Mit der gesetzlichen Rente wird das in vielen Fällen schwierig.
    Sorgenfrei in Rente? Mit der gesetzlichen Rente wird das in vielen Fällen schwierig. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

    Hohe Kosten, dürre Renditen, stagnierende Abschlusszahlen: Die vor 20 Jahren eingeführte Riester-Rente verfolgte einen guten Zweck, nämlich für Millionen Versicherte eine zweite, kapitalgedeckte Altersvorsorge neben der gesetzlichen Rente aufzubauen. Die staatliche Regelungswut, die von Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften teure Kapitalgarantien verlangt und die Erträge schmälert, hat die Policen mit den Jahren allerdings immer unattraktiver gemacht. Nun wollen die Ampelparteien ein neues System etablieren und schielen dabei vor allem nach Schweden.

    Wer sich nicht für einen Fond entschiedet, landet im "Fond für Faule"

    Dort muss jeder Arbeitnehmer 2,5 Prozent seines jährlichen Einkommens am Kapitalmarkt fürs Alter zurücklegen. Dabei können die Beschäftigten unter etwa 800 Fonds mit stark gedeckelten Verwaltungskosten auswählen, die meisten von ihnen entscheiden sich jedoch für einen Fonds, der von einer staatlichen Gesellschaft organisiert wird und dank winziger Gebühren von lediglich 0,1 Prozent auch entsprechend hohe Renditen hat.

    Der Fonds mit dem Namen AP7 orientiert sich am amerikanischen Welt-Index MSCI World und investiert in etwa 3000 verschiedene Aktien, vor allem in große, global operierende Konzerne wie Apple, Microsoft oder General Electric. In den vergangenen 20 Jahren hat er einen durchschnittlichen Gewinn von elf Prozent jährlich abgeworfen.  In Schweden wird der AP7 auch gerne als „Fonds für Faule“ bezeichnet: Wer sich nicht aktiv für einen anderen Fonds entscheidet, landet automatisch im AP7. So ist sichergestellt, dass auch jeder Beschäftigte tatsächlich eine private Altersvorsorge aufbaut.

    Hohe Verwaltungskosten verkleinern die Rendite in der Rente

    Wie ein solches Modell in Deutschland aussehen könnte, zeigt folgendes Rechenbeispiel: Ein Arbeitnehmer, der 4000 Euro brutto im Monat verdient, steckt wie in Schweden 2,5 Prozent dieses Geldes in einen global anlegenden Aktienfonds wie den MSCI World, der das Geld seiner Anleger seit 1975 mit durchschnittlich neun Prozent im Jahr verzinst hat. In diesem Fall wäre das Fondsdepot unseres Mustermannes bei einer Einzahlung von 100 Euro im Monat und Verwaltungskosten wie in Schweden nach 45 Berufsjahren 639.000 Euro wert. Unterstellt, dass sein Gehalt jedes Jahr um zwei Prozent steigt und damit auch die monatlichen Einzahlung kontinuierlich wächst, stünde nach 45 Jahren sogar ein Guthaben von knapp 800.000 Euro auf seinem privaten Rentenkonto.

    Zum Vergleich: Verlangt der gleiche Fonds statt 0,1 Prozent Gebühren drei Prozent für die Verwaltung des Geldes, schrumpfen die knapp 800.000 Euro auf 332.000 Euro zusammen.

    So weit, so einfach. Tatsächlich dürften die zu erwartenden Summen niedriger ausfallen – weil, erstens, auch das Finanzamt seinen Tribut verlangt und ein Vorsorge-Fonds, zweitens, in den letzten Jahren vor der Rente einen immer größeren Teil des angesparten Kapitals in festverzinsliche, weniger ertragreiche Wertpapiere umschichtet und damit das Risiko reduziert, dass ein Börsencrash kurz vor Rentenbeginn einen großen Teil des angesparten Kapitals vernichtet. Das ist beim schwedischen AP7 nicht anders als bei Riester-Fonds.

    Freiwilligkeit in der Rente sei aus heutiger Sicht ein Konstruktionsfehler

    Trotzdem lässt sich das schwedische System nicht eins zu eins übernehmen. In Deutschland liegt der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung mit 18,6 Prozent deutlich über den 16 Prozent der Schweden. Darauf noch einmal 2,5 Prozent an Eigenleistung zu packen, würde viele Versicherte überfordern. Auf der anderen Seite würde eine Reduzierung der gesetzlichen Rentenbeiträge auf das schwedische Niveau die Rentenkassen einen satten zweistelligen Milliardenbetrag kosten – deutlich mehr also, als die knapp drei Milliarden Euro im Jahr, die der Staat bisher an Zuschüssen für die Riester-Rente aufwenden muss.

    Das schwedische Modell hatte in Deutschland auch schon der frühere Sozialminister Walter Riester (SPD) vor Augen, als er die später nach ihm benannte Zusatzvorsorge entwarf. Nachdem die Bild-Zeitung diese Pläne jedoch als „Zwangsrente“ verurteilt und der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder kalte Füße bekommen hatte, klagte Riester im vergangenen Jahr in einem Interview mit unserer Redaktion, „war das schwedische Modell für uns kaputt“. Die Riester-Rente basiert daher auf Freiwilligkeit – aus heutiger Sicht ein Konstruktionsfehler. Er jedenfalls, so Riester, sei sich sicher: „Hätten wir unsere Zusatzvorsorge verpflichtend gemacht, hätten wir heute nicht 16,5 Millionen Verträge, sondern 40 Millionen.“ Weite Teile der arbeitenden Generation, heißt das, wären damit besser abgesichert als sie es nun sind.

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