100 Milliarden Euro will die Bundesregierung in den nächsten Jahren zusätzlich in die Verteidigung investieren. Ein erstes großes Rüstungsprojekt könnte laut Bundeskanzler Olaf Scholz ein Raketenschutzschild für Deutschland sein. Im Gespräch die Anschaffung des israelischen Systems "Arrow 3".
"Das gehört ganz sicher zu den Dingen, die wir beraten – aus gutem Grund", sagte der SPD-Politiker am Sonntag in der ARD-Sendung "Anne Will" auf die Frage, ob ein Schutzschirm gegen Raketenangriffe über das Land gespannt werden soll.
Warum denkt die Bundesregierung über ein Abwehrsystem nach?
Zur Begründung sagte Scholz mit Blick auf den Ukraine-Krieg und Putin: "Wir müssen uns alle darauf vorbereiten, dass wir einen Nachbarn haben, der gegenwärtig bereit ist, Gewalt anzuwenden, um seine Interessen durchzusetzen. Deswegen müssen wir uns gemeinsam so stark machen, dass das unterbleibt."
"Iron Dome"? So funktioniert das Raketenabwehrsystem "Arrow 3"
Nach Angaben der Deutschen Presseagentur erwägt die Bundesregierung den Kauf des israelischen Systems "Arrow 3". Es ist in der Lage, Langstreckenraketen sehr hoch über der Erde zu zerstören – bis in die Stratosphäre hinein, die zweite von fünf Schichten der Erdatmosphäre. Dazu ist die Bundeswehr bisher noch nicht in der Lage.
Das System wird immer wieder mit dem israelischen Raketenschutzschild "Iron Dome" verglichen – mit diesem hat es jedoch nichts zu tun. Der "Iron Dome" ist zur Abwehr von niedriger fliegenden Kurzstreckenraketen. Über ein ähnliches Schutzschild – das "Patriot"-System – verfügt die Bundeswehr bereits.
Für den Arrow-Schutzschirm würden an drei Standorten in Deutschland Flugkörper-Radarsysteme aufgestellt. Diese senden ihre Daten an den nationalen Gefechtsstand im nordrhein-westfälischen Uedem. Dort könnten Expertinnen und Experten wie Luftwaffen-Soldatinnen und -Soldaten ein Lagebild auswerten.
Im Ernstfall würde eine "Arrow-3"-Rakete von einem der in Deutschland verteilten Startgeräte abgeschossen, die eine Angreifer-Rakete abfangen und zerstören würde. Die Radargeräte sollen so leistungsstark sein, dass der Schutzschirm auch Polen, Rumänien oder das Baltikum abdecken könnte. Die Nachbarländer müssten sich dann "Arrow-3"-Raketen kaufen, das Radarbild würde Deutschland liefern.
Wie viel kostet das "Arrow-3"-System und wann wäre es einsatzbereit?
Die Kosten für das Raketenabwehrsystem liegen bei zwei Milliarden Euro. Das Geld dafür käme aus dem 100-Milliarden-Euro-Programm für die Bundeswehr, das zu Beginn des Ukraine-Kriegs angekündigt wurde.
Produziert werden die militärischen Komponenten vom Unternehmen Israel Aerospace Industries. Deutsche Politikerinnen und Politiker wollen nach einem Besuch in dieser Woche in Israel über den Kauf des Schutzschildes entscheiden. Weil die Raketen und Startgeräte auf dem Markt verfügbar sind, könnte der Schutzschild bereits 2025 einsatzbereit sein. (mit dpa)