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Raffaele Fitto: Melonis Mann für Brüssel im Fokus

EU-Kommission

Melonis Brückenbauer in Brüssel: Wie tickt Raffaele Fitto?

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    Raffaele Fitto pflegt eine enge politische Allianz mit Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.
    Raffaele Fitto pflegt eine enge politische Allianz mit Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Foto: Luigi Mistrulli/IPA via ZUMA Press, dpa

    Im Oktober sollen die Anhörungen der neuen EU-Kommissare vor dem Europa-Parlament beginnen. Auf ein besonders intensives Verhör muss sich dabei Raffaele Fitto, der Kandidat aus Italien, einstellen. Er übt bereits, wie zu hören ist. Der 55-Jährige wurde von Kommissionschefin Ursula von der Leyen als Ressortleiter für Kohäsion und Reformen sowie als geschäftsführender Vizekommissionspräsident nominiert. Das ist ein wichtiger Posten. Fitto wäre damit der Herr über die Fördergelder für strukturschwache Regionen in der EU und knapp ein Drittel des EU-Haushalts. Der Süditaliener ist eigentlich ein braver Christdemokrat, hat aber in den Augen linker und grüner EU-Abgeordneter einen schweren Makel. Er gehört der postfaschistischen Partei von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni an, den Fratelli d‘Italia.

    Faschistoide Ideen oder Mussolini-Sympathien sind von Fitto im Gegensatz zur Ministerpräsidentin und anderen Gefolgsleuten auch aus Jugendzeiten nicht bekannt. Der derzeitige Europaminister in der Regierung Meloni hat eine ganz andere politische Sozialisierung in seiner Heimat Apulien erfahren und sich auf der Suche nach einem neuen politischen Lager erst 2018 den Fratelli d‘Italia angeschlossen, die damals noch unter der fünf-Prozent-Hürde dümpelten. Melonis Europaminister gilt als moderater Pragmatiker und im Gegensatz zu einigen seiner EU-skeptischen Parteifreunde zudem als überzeugter Europäer. 

    Berlusconi als gemeinsamer politischer Ziehvater von Meloni und Fitto

    Im Kalkül der Kommissionspräsidentin sowie der Ministerpräsidentin dürfte dieses moderate Profil, das sich in der europäischen Linken offenbar noch nicht herumgesprochen hat, eine wichtige Rolle gespielt haben. Von der Leyen will über den ehemaligen EU-Parlamentarier Fitto den Draht nicht nur zu Meloni, sondern auch zur Rechtsfraktion der Europäischen Konservativen (EKR) spielen lassen, um weniger von den Stimmen der Grünen abhängig zu sein. Die frühere EU-Skeptikerin Meloni, die sich zwischenzeitlich bei wichtigen Personalentscheidungen in der EU übergangen sah, hingegen setzt auf Fittos Fähigkeiten als Brückenbauer in Brüssel. Seine Nominierung verkaufte sie gleichwohl als nationalen Erfolg. „Endlich spielt Italien wieder eine zentrale Rolle in Europa“, schrieb sie auf X.

    Meloni und Fitto verbindet vor allem ihr gemeinsamer politischer Ziehvater Silvio Berlusconi. Als Fitto in dessen vierten Kabinett im Jahr 2008 39-jährig Minister für Regionalangelegenheiten wurde, saß eine erst 31 Jahre alte Ministerin für Jugend und Sport mit am Kabinettstisch, Giorgia Meloni. Während Meloni als Newcomerin aus dem neofaschistischen Movimento Sociale Italiano in die Fänge Berlusconis geriet, hatte Fitto in Apulien eine christdemokratische Prägung erfahren. Sein Vater Salvatore war Gouverneur der Region am Stiefelabsatz, als er 1988 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Das war der Wendepunkt im Leben des jüngsten, damals 19 Jahre alten Sohnes.

    Mit 31 Jahren wurde Raffaele Fitto Regionspräsident von Apulien

    Fitto, der bis dahin eher als junger Lebemann galt, begann sich plötzlich selbst auf eine politische Karriere zu konzentrieren. Er studierte Jura, schloss sich nach der Auflösung der italienischen Christdemokraten 1994 anderen Parteien der Mitte an, bevor er an den Hof Berlusconis kam. 1999 wurde er EU-Abgeordneter der Forza Italia, im Jahr darauf Regionspräsident von Apulien, im Alter von nur 31 Jahren. 2015 folgte der Austritt aus der Berlusconi-Partei und der fehlgeschlagene Versuch, eine eigene Partei zu gründen. 2018 trat Fitto bei den Fratelli d‘Italia ein. Seither pflegt er eine enge politische Allianz zur heutigen Ministerpräsidentin. Der gemeinsame Weg der beiden ist noch nicht zu Ende.

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