Im Krimi um Gaslieferungen aus Russland hat Wladimir Putin ein neues Kapitel geschrieben. Nachdem er Bundeskanzler Olaf Scholz tags zuvor telefonisch zugesichert hatte, Deutschland könne weiterhin vertragsgemäß in Euro bezahlen, ordnete der Kremlchef am Donnerstag per Dekret an, dass ausländische Kunden ihre Rechnungen ab diesem Freitag - zumindest indirekt - in der russischen Landeswährung Rubel begleichen müssen. Genau das lehnen die wichtigsten Industrienationen bekanntlich ab. Die Verwirrung war groß, was durchaus zum Kalkül des russischen Präsidenten gehören dürfte.
Russisches Gas für Deutschland: Lösung durch die Hintertür
Hat Putin Scholz in die Irre geführt, als er versicherte, für europäische Vertragspartner werde sich mit dem Dekret nichts ändern? Dreht er Deutschland wirklich den Gashahn zu? In Wirklichkeit geht es um folgenden Weg: Westliche Abnehmer dürfen zwar weiterhin in Euro oder Dollar überweisen, müssen dafür aber ein Konto bei der russischen Gazprom-Bank eröffnen.
Diese wandelt die Einzahlungen in Rubel um und leitet sie an den Energieriesen Gazprom weiter. Eine Lösung durch die Hintertür, für die beide Seiten ihre Grundposition nicht aufgeben müssen.
Deutschland ist auf Gas aus Russland angewiesen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will sich lieber nicht darauf verlassen. Deutschland ist besonders stark auf Energieimporte aus Russland angewiesen und hält deshalb trotz des internationalen Drucks bislang an den Verträgen fest.
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine (Live-Ticker zum Konflikt) spielt Putin seine Machtposition aus. Um sich nicht erpressbar zu machen, setzte die Bundesregierung bereits am Mittwoch ein Alarmsystem für den Fall ausbleibender Lieferungen in Kraft. „Wir sind auf alles das, was Putin entscheidet, gut vorbereitet“, sagte Habeck am Donnerstag.