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Prigoschin ist offenbar tot: Reaktionen

Russland

Reaktionen auf mutmaßlichen Tod Prigoschins: "Davon war auszugehen"

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    Jewgeni Prigoschin kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
    Jewgeni Prigoschin kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Foto: Uncredited/AP, dpa

    Der Söldnerführer Jewgeni Prigoschin wurde für tot erklärt. Er soll bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen sein – zwei Monate nach seiner rätselhaften Meuterei gegen die russische Staatsmacht. Die Luftfahrtbehörde Rosawiazija veröffentlichte eine Passagierliste, auf der unter anderen Prigoschin und der offizielle Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin standen. Auch der Telegram-Kanal Grey Zone, den Prigoschin zur Verbreitung seiner Videos nutzte, meldete am Mittwochabend seinen Tod. Es war die Rede von einem Abschuss durch die russische Flugabwehr. Überprüfen ließ sich diese Behauptung nicht.

    Prigoschin ist offenbar tot: Reaktionen aus Russland

    "Der Mord an Prigoschin wird katastrophale Folgen haben", schrieb der Militärjournalist Roman Saponkow auf Telegram. "Die Leute, die den Befehl gegeben haben, verstehen nichts von der Stimmung in der Armee und ihrer Moral." Wegen seiner Kritik an der regulären Armeeführung und einigen Erfolgen seiner Söldner auf dem Schlachtfeld war Prigoschin beliebt bei Soldaten.

    Auch der kremltreue russische Fernsehsender Zargrad stellte den Verdacht eines Mordkomplotts gegen Prigoschin in den Raum. Er gab aber dem ukrainischen Militärgeheimdienst die Schuld am Absturz des Flugzeugs.

    Nach Flugzeugabsturz: Weltweite Reaktionen zu Prigoschins mutmaßlichem Tod

    US-Präsident Joe Biden zeigte sich wenig verwundert über Prigoschins Flugzeugabsturz. Er wisse nicht genau, was passiert sei, sei aber nicht überrascht, sagte Biden am Rande eines Urlaubs im US-Bundesstaat Kalifornien. "Es gibt nicht viel, was in Russland passiert, hinter dem Putin nicht steckt", sagte Biden auf die Frage von Reportern, ob der Absturz seiner Ansicht nach auf Putins Konto gehe. Er wisse aber nicht genug, um die Frage beantworten zu können.

    Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson äußerte sich ähnlich: "Der verheerende Krieg in der Ukraine hat dazu geführt, dass eine Privatarmee auf Moskau marschiert ist, und jetzt, so scheint es, zu dem hier". Der Flugzeugabsturz sei keine Überraschung.

    Christopher Steele, der ehemalige Leiter der Russlandabteilung des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6, sagte der BBC, Prigoschins Ende sei wohl "unvermeidlich" gewesen. Er hält es für wahrscheinlich, dass der Flugzeugabsturz von jemandem hoch oben im Sicherheitsapparat organisiert oder angeordnet worden sei, "vielleicht mit Putins stillschweigender Zustimmung". Nach seinen Informationen sollen sich auch hochrangige Vertreter der Geschäftswelt gegen Prigoschin gewandt haben. "Er hatte also viele Feinde und nur sehr wenige Verbündete innerhalb des Regimes".

    "Er jagt diejenigen, die er für Verräter hält, auch auf britischem Boden, wie Alexander Litwinenko und Sergei Skripal", schrieb die britische Abgeordnete Alicia Kearns, die den Ausschuss für Außenpolitik leitet, auf X (vormals Twitter) über Putin. Die beiden Männer lebten in Großbritannien und wurden Opfer von Giftanschlägen. "Jetzt wurde Jewgenij Prigoschin zu dieser Liste hinzugefügt."

    Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak ist der Meinung, dass es offensichtlich sei, dass Putin niemandem für jene Angst vergeben werde, die ihm die Meuterei eingeflößt habe. Prigoschins Schicksal sei ein Signal an die russische Elite, dass jede Illoyalität mit dem Tod bestraft werde. "Prigoschin hat in dem Moment, als er 200 Kilometer vor Moskau stehen blieb, sein eigenes Todesurteil unterschrieben", sagte Podoljak der Bild am Mittwochabend.

    Die im Exil lebende belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja reagierte auf X auf die Todesnachricht. In Belarus werde niemand den "Verbrecher Prigoschin" vermissen. Er sei ein Mörder gewesen und solle auch als solcher in Erinnerung bleiben. "Sein Tod könnte Wagners Präsenz in

    Reaktionen aus Deutschland zu Prigoschins mutmaßlichem Tod

    Auch auf die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann war die Todesnachricht keine Überraschung. "Dass Prigoschin seinen Angriff auf Putin mit dem Leben bezahlen wird, davon war auszugehen: Ein Teufel, der sich mit dem Teufel einlässt", sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Es zeigt aber auch, dass offensichtlich große Nervosität bei Putin und seinen Schergen im Kreml herrscht."

    "Entweder Putin oder Prigoschin – das blieb die Lage auch nach dem abgesagten Putsch", sagte der CDU-Außenpolitiker und Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Ob die von Putin enthauptete Wagner-Gruppe sich nun erst recht zur Rebellion formiert oder sich führungslos fügt, ist eine offene Frage. Das Machtsystem Putins aber hat Risse bekommen, und das kann er nicht mehr stoppen."

    Auch der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter vermutet, dass Putin Prigoschins Tod beauftragt hat. "Es war eine Frage der Zeit", sagte er in der Sendung "RTL Direkt" am Mittwochabend. Dass es jetzt so schnell ging und auch noch zehn weitere Tote in Kauf genommen wurden, zeige die Brutalität des Systems Putin.

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