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Pressestimmen zu Krim-Konflikt: "Eine falsche Bewegung könnte katastrophale Folgen haben"

Pressestimmen zu Krim-Konflikt

"Eine falsche Bewegung könnte katastrophale Folgen haben"

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    Soldaten ohne Abzeichen blockieren eine ukrainische Militärbasis auf der Krim.
    Soldaten ohne Abzeichen blockieren eine ukrainische Militärbasis auf der Krim. Foto: Anton Pedko (dpa)

    "Le Figaro" (Frankreich): "Man kann davon ausgehen, dass (Kreml-Chef Wladimir) Putin in der Ukraine freie Hand behalten wird. Das Szenario scheint bereits geschrieben zu sein, nach zahlreichen Präzedenzfällen von Afghanistan 1979 bis Georgien 2008. Man kann sogar vermuten, dass der "russische Frieden" nicht auf der Krim endet, sondern sich über ein gutes Drittel des Landes erstrecken dürfte. Bis dahin dürften die Westler untätig bleiben. Das weiß Putin. Doch das wissen auch die

    Finanzielles Hilfspaket für Ukraine schnüren

    "Independent" (England): "Wenn westliche Politiker den Ukrainern wirklich helfen wollten, sollten sie die Krim vorläufig vergessen und stattdessen ein finanzielles Hilfspaket für die Ukraine schnüren. Ohne Investitionen und der Gefahr steigender Preise des russischen Gases - wenn Russland die Zufuhr nicht komplett stoppt - droht der Ukraine die Zahlungsunfähigkeit. Dies wäre nur ein zusätzliches Argument, dass die Ukraine wirtschaftlich nicht überlebensfähig ist. Die einzige Hoffnung sind Verhandlungen des Westens mit Moskau und Kiew über den Aufbau der Ukraine. Europäern, Amerikanern und Russen muss klar sein, dass eine falsche Bewegung oder sogar eine falsche Äußerung über die Ukraine katastrophale Folgen haben könnte."

    "De Telegraaf" (Niederlande): "Durch die Annektierung der Krim und den drohenden Überfall auf andere Teile der Ukraine tritt Russland die Charta der Vereinten Nationen mit Füßen. Nato-Generalsekretär Rasmussen hat den russischen Präsidenten Putin zu Recht als Aggressor gebrandmarkt. Die Frage ist allerdings, inwieweit der Westen in der Lage ist, der russischen Gefahr die Stirn zu bieten.

    Ukraine-Krise: Ausdruck eines Machtvakuums in Europa

    "Neue Zürcher Zeitung am Sonntag" (Schweiz): "Dass die Krise in der Ukraine derart aus dem Ruder laufen konnte, ist Ausdruck eines Machtvakuums in Europa. Die USA haben die Rolle des Weltpolizisten satt. Berlin kann aus historischen Gründen als Ordnungsmacht nicht resolut auftreten. Obama wiederum reagierte auf das Säbelrasseln Moskaus mit der bescheidenen Drohung, den G-8-Gipfel in Sotschi zu boykottieren. Als Stabilisatorin von Osteuropa kommt somit nur die EU infrage. Fällt diese aus, dann könnten in nächster Zeit noch einige Krisen wie die um die Krim folgen.

    Putins Spiel: Gefahr eines Flächenbrandes

    "Augsburger Allgemeine": Die große Gefahr des Putin'schen Spiels mit dem Feuer ist jedoch, dass sich daraus ein Flächenbrand entwickeln könnte. Kiew könnte den Verlust der Krim, die erst 1954 zur Ukraine gekommen ist, wohl verschmerzen. Dennoch beruft die neue Regierung Reservisten ein, als wolle sie in einen Krieg ziehen. Das wäre das Dümmste, was sie tun könnte. Ein Waffengang wäre nicht zu gewinnen, würde aber den Zusammenhalt der Ethnien in der Ukraine und damit den Fortbestand des Staates gefährden. Besser wäre es zu verhandeln und der Krim eine größtmögliche Autonomie anzubieten.

    Ukraine-Konflikt: Dramatische Tage auf der Krim

    Schon lange ist die Krim zwischen Russen und Ukrainern umstritten.

    Seit dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch am 22. Februar haben sich die Spannungen auf der prorussisch geprägten Schwarzmeer-Halbinsel nun dramatisch verschärft. Ein Rückblick:

    26. Februar: Wenige Tage nach dem Umsturz in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geraten auf der Krim Anhänger und Gegner einer Annäherung an Russland aneinander.

    Tausende Krimtataren demonstrieren gegen eine Abspaltung der autonomen Republik. Prorussische Demonstranten fordern die engere Anbindung an Moskau.

    27. Februar: Bewaffnete besetzen Regionalparlament und Regierungsgebäude in der Hauptstadt Simferopol - um die russische Bevölkerung auf der Krim zu verteidigen, wie sie sagen.

    Das prorussische Krim-Parlament spricht sich für eine Volksbefragung über die Autonomie der Region aus und setzt die Regierung ab.

    28. Februar: Eine bewaffnete prorussische Gruppe besetzt kurzzeitig den Flughafen der Hauptstadt. Das ukrainische Parlament appelliert an Moskau, alles zu unterlassen, was die territoriale Einheit des Landes gefährde.

    Nach ukrainischen Berichten sind auf der Krim russische Militärmaschinen mit rund 2000 Soldaten gelandet. Interimspräsident Alexander Turtschinow spricht von einer «militärischen Invasion» unter dem Deckmantel einer Übung.

    1. März: Der russische Föderationsrat stimmt auf Bitten von Kremlchef Wladimir Putin einem Militäreinsatz auf der Krim zu. Der moskautreue neue Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow hatte Russland zuvor um Beistand gebeten.

    16. März: Die Bevölkerung der Krim stimmt in einem von Westen stark kritisierten Referendum über die Unabhängikeit der Halbinsel und die zukünftige Zugehörigkeit zu Russland ab.

    "Frankfurter Rundschau":"Es ist verführerisch, im Kreml-Herrscher Wladimir Putin den einzigen Bösewicht in der aktuellen Ukraine-Eskalation zu sehen. Doch Putins Invasion hat eine lange Vorgeschichte. Sie zeigt, dass weder das Regime in Moskau noch der Westen aus ihren Fehlern der vergangenen Jahre gelernt haben. Die größere Verantwortung für eine Deeskalation in der Ukraine liegt jetzt bei der EU.

    Scharfen Worte sind hohles Getön: Muss mit Moskau verhandeln

    "Berliner Zeitung": Zum Konflikt auf der Krim kommentiert die Berliner Zeitung: Das Moskauer Signal an Kiew lautet: Die Souveränität der Ukraine endet dort, wo russische Interessen berührt sind. Dass dies keine leere Drohung ist, hat Putin  zuletzt 2008 bei der Abspaltung Südossetiens von Georgien eindrucksvoll bewiesen. Der Westen hatte dem im Kaukasus nichts entgegenzusetzen. Er wird, wenn der Ernstfall eintreten sollte, auch auf der Krim nichts entgegensetzen können. Alle scharfen Worte, alle Aufrufe zur Mäßigung sind hohles Getön. Wer den Militäreinsatz verhindern will, muss mit Moskau verhandeln.

    "Leipziger Volkszeitung": Die Macht auf der Krim hat Putin in den letzten Tagen bereits ohne eine offizielle Invasion übernommen. Und wenn alsbald die EU-Diplomatie anrollt, kann er gönnerhaft einwilligen, dass die Halbinsel auf dem Papier Teil der Ukraine bleibt. Faktisch aber wird dort künftig wohl ein moskauhöriges Regime schalten und walten. Der Westen schaut weitgehend ohnmächtig zu. Er kann den Kreml lediglich mahnen, scharf verurteilen oder - wie gestern geschehen - mit dem Ausschluss aus dem Kreis der G¿8 drohen. Ein Prestigeverlust für Putin, mehr nicht. Militärisch wird der Westen keinesfalls einschreiten. Das Risiko, dass sich der Konflikt um die dpa/AZ

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