Russland führt seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit großer Härte fort. Gleichzeitig gibt es neue Entwicklungen am Rande der Gefechte: Deutschland will Waffen liefern, der Westen schließt russische Banken vom Swift-Abkommen aus und russisches Militär greift die Hauptstadt Kiew massiv an. Die Pressestimmen zum Russland-Ukraine-Krieg:
"Europa ist jetzt in ein dunkles Jahrzehnt gerutscht, mindestens für die verbleibende Regierungszeit, die sich der russische Präsident genehmigt – er ist jetzt 69. Zehn Jahre oder mehr der scharfen Konfrontation mit Russland mögen vor uns liegen. Die Osteuropäer - die baltischen Staaten und Polen zumal – müssen nun mit der Drohung eines russischen Angriffs leben. Doch es sind die Westeuropäer, die Deutschen vor allem, welche diese neue Realität erst begreifen müssen (...) Putin ist eine Bedrohung für die Freiheit und Sicherheit in Europa, wie allerspätestens der Angriff auf die Ukraine klargemacht hat. Die Europäer müssen für einen Krieg gegen Russland rüsten. Es heißt nicht, dass sie ihn auch führen. Es genügt, dass sie dazu bereit wären. Denn wie alle Autokraten versteht auch Putin nur die Sprache der Gewalt." Neue Zürcher Zeitung am Sonntag (Schweiz)
Rolle Europas im Ukraine-Krieg: "Das süße Leben ist nun zu Ende"
"Die Welt fragt sich mit Recht, warum die westlichen Lenker auf einmal vom Verhalten (des russischen Präsidenten Wladimir) Putin überrascht wurden. Sind sie wirklich überrascht oder haben ein Auge zugedrückt, damit ihr Leben leichter und reicher ist? Oder haben sie eher überlegt, wie sie den guten Ton beibehalten, um ihr Wohlergehen nicht zu gefährden? Das süße Leben ist aber nun zu Ende. Die Nato, die EU und die USA sind besorgt und wundern sich, womit sie den russischen Präsidenten erschrecken. Es kann sich aber erweisen, dass sie nicht sehr viele nützliche Schachzüge haben. Zumindest weil Europa in der russischen Energiezange steckt. Die größere Gefahr ist aber der Atomknopf, mit dem Putin die Welt abschreckt." 24 Tschassa (Bulgarien)
"Das Verteidigungsbündnis muss nun vom Schlimmsten ausgehen und sich darauf vorbereiten: Nach der Ukraine könnte Putin, möglicherweise mit Lukaschenkos Unterstützung, ein Nato-Mitglied wie Litauen, Lettland oder Estland ins Visier nehmen (...) Durch seinen Angriff auf die Ukraine hat Putin den Westen bereits gezwungen, mit Sanktionen Farbe zu bekennen. Wenn es ihm gelingt, in ein Nato-Mitgliedsland einzumarschieren, vielleicht indem er vorher eine separatistische Abspaltungsbewegung wie in der Ostukraine schürt, und weder die USA noch andere Länder umfassende militärische Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, wäre die von ihm so gehasste Organisation praktisch tot. Das weiß er. Die Folgen eines solchen Szenarios für Osteuropa und mit der Zeit auch für Westeuropa sind unvorstellbar." Sunday Times (Großbritannien)
Russland-Krieg in der Ukraine: "Was den Ukrainern widerfährt, ist herzzerreißend"
"Er verschwindet und taucht wieder auf. Er geht in den Bunker und dann auf die Straße. Er taucht in der Nacht ab und kommt bei Tag wieder hervor. Der persönliche Kampf des Wolodymyr Selenskyj ist keine Tragödie eines lächerlichen Mannes, so wie ihn einst fast alle dargestellt hatten. Der ukrainische Präsident vertraut in diesen dramatischen Stunden auf Videos. Einige mit dem Handy gedreht, wie Selfies; andere, bei denen er Soldaten grüßt und Stärke signalisiert; bei allen macht er stets klar: Nein, Selenskyj gibt nicht auf (...) Als Verfolgter und Hauptdarsteller eines Stücks, dem er eigentlich nicht gewachsen ist, hat sich Selenskyj in der Krise verändert. Er war Komödiendarsteller, der mal einen fiktiven Präsidenten gespielt hat, und Präsident eher aus Zufall. Nun ist er ein wahrer Präsident." Corriere della Sera (Italien)
"Was den Ukrainern widerfährt, ist herzzerreißend. Dass Russland vor einem uneingeschränkten Krieg zurückschrecken würde, war illusorisch. Die Zivilbevölkerung greift zu den Waffen gegen die Armee einer Weltmacht, die mit ihren hoch entwickelten Kriegsmaschinen vordringt. Es zeichnet sich ein grauenhaftes syrisches Szenario ab. Oder es wird eine demütigende Kapitulation geben. Die Ukrainer haben diesen Krieg nicht provoziert. Sie werden niedergeschmettert, weil sie nach europäischen Freiheiten strebten. Sie sind auf sich allein gestellt. Militärisch rührt Europa keinen Finger." De Standaard (Belgien)
(axhe)