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Preise für Heizöl und Sprit könnten trotz Embargos sinken

Krieg in der Ukraine

Heizöl und Sprit könnten trotz Embargos billiger werden

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    Es hält die Welt in Schwung – doch Öl ist so teuer wie seit Jahren nicht mehr.
    Es hält die Welt in Schwung – doch Öl ist so teuer wie seit Jahren nicht mehr. Foto: Jacob Ford, Odessa American, dpa

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet damit, dass es „rumpelig wird“, wenn Deutschland auf russisches Öl verzichtet. Seine Einschätzung bezieht sich nicht auf die gesamte Republik, sondern den Nordosten um die Hauptstadt Berlin. Denn dieser Landesteil wird von der Raffinerie in Schwedt an der Oder mit Benzin, Diesel und Heizöl versorgt. Das Unternehmen wird direkt per Röhre mit Rohöl aus Russland beliefert und gehört darüber hinaus dem russischen Energiekonzern Rosneft. Dieser hat natürlich kein Interesse, dass dort kein russisches Öl mehr verarbeitet werden soll.

    Dennoch hält der Grünen-Politiker ein Ölembargo gegen den Kreml für durchhaltbar. Zwölf Prozent des deutschen Verbrauchs sind es noch, die Moskau deckt. Es werde zwar teurer, so Habeck, und hier und da könne es zu Engpässen kommen, aber Unternehmen und Haushalte könnten das überstehen. Überstehen heißt nicht, dass es leicht wird. Denn die Preise für Energie sind insgesamt so hoch wie seit der Ölkrise in den 70er Jahren nicht mehr.

    Mittelfristig könnte der Preis für Öl sinken

    Doch führt das angestrebte Embargo der Europäer dazu, dass sie noch weiter klettern? Der Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch beschäftigt sich jeden Tag mit dem Auf und Ab der Preise für Rohstoffe. Auch er rechnet damit, dass Öl kurzfristig noch teurer wird. „Ein Einfuhrstopp für russisches Öl dürfte die Ölpreise kurzfristig steigen lassen“, sagte Fritsch unserer Redaktion. Wie stark und wie lange, lasse sich aber nur schwer beziffern.

    Am Dienstag kostet das Fass der für Europa maßgeblichen Nordsee-Sorte Brent 100 Euro. Nach einem leichten Ausschlag am Montag, als in Brüssel vieles auf eine Abkehr von russischem Öl deutete, bröckelte der Preis im Tagesverlauf leicht ab. Von einer Panik an der Börse war nichts zu spüren. Laut Rohstoffexperte Fritsch ist es vorwiegend die geringere Nachfrage aus China, die die Ausschläge dämpft. Die Kommunistische Partei hält bislang unbeirrt an ihrer Null-Covid-Strategie fest und riegelt das Leben in Metropolen wie Shanghai ab, um die Verbreitung des Erregers zu verhindern. Der Preis dieser wegfallenden Nachfrage nach dem Treibstoff der Welt ist auch ein geringeres Wirtschaftswachstum in Deutschland.

    Wenn der Commerzbank-Ökonom nach vorne blickt, gibt es eine zweite Entwicklung, die den Ölpreis nach unten drücken könnte. „So könnte Russland als Reaktion darauf den Gashahn zudrehen, was Europa in eine Rezession stürzen und damit auch die Ölnachfrage belasten würde“, erläutert Fritsch. Der Preis der Vergeltung Wladimir Putins wäre wegen des tiefen Abschwungs allerdings höher als die Kosten noch einmal gestiegener Energiepreise.

    Öl-Lieferungen für das Jahresende kosten weniger

    An der Börse können sich Händler und Unternehmen schon heute Öl für die Zukunft sichern. Für eine Belieferung am Jahresende müssen sie für das 159-Liter-Fass rund 90 Dollar hinlegen. Dass Deutschland in den kommenden Monaten in eine ernsthafte Versorgungskrise rutschen könnte, erwarten die Erdölimporteure nicht. „Für eine Überbrückungszeit von mehreren Monaten stehen Rohöl und Produkte über den Erdölbevorratungsverband EBV bereit“, erklärte der Wirtschaftsverband "Fuels und Energie" auf Anfrage. In einer gemeinsamen Aktion haben viele westliche Länder einen Teil ihrer Reserven freigegeben, Deutschland tut das auch.

    Was danach kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Es ist denkbar, dass die Preise weiter steigen, aber es ist auch möglich, dass sie fallen. Für die Verbraucher wäre zumindest eine Stabilisierung enorm wichtig. Nach Berechnungen des Internet-Vergleichsportals Check 24 zahlte ein Musterhaushalt mit Ölheizung zwischen September und Januar mit knapp 1.900 Euro 85 Prozent mehr als im Jahr davor. An den Tankstellen sind mittlerweile die Höchstpreise des Jahres 2012 übertroffen. Seinerzeit gaben die Autofahrer im Schnitt 106 Euro pro Monat für den Sprit aus.

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