Demut ist die Losung der Stunde beim skandalgeplagten Rundfunk Berlin , kurz RBB. Seit über einem Jahr produziert der öffentlich-rechtliche Sender unschöne Schlagzeilen in eigener Sache. Es geht um ein System von Selbstbedienungsmentalität mit Luxusgehältern, Luxusautos, Luxusdinnern unter der geschassten Ex-Intendantin Patricia Schlesinger. Nach einer Übergangschefin übernimmt jetzt Ulrike Demmer den RBB. Sie soll die Trümmer zusammenkehren, den lädierten Ruf heilen.
Die 50-Jährige hat sich entschieden, ihr Büro in Potsdam zu beziehen. Seht her, wir sind jetzt bodenständig und nicht mehr abgehoben wie die alte Führungsriege in der schillernden Weltstadt Berlin, soll das wohl heißen. Provinz ist Trumpf. Doch Demmers Berufung ist nicht der erhoffte Befreiungsschlag, nicht die symbolische Erneuerung – und das aus mehreren Gründen.
Nicht mehr Geld als ein Minister
Zuerst das Geld: Eigentlich sollte sie sich mit 180.000 Euro pro Jahr begnügen. Das wäre etwas mehr als die Hälfte ihrer Vor-Vorgängerin Schlesinger. Die Begründung: Die neue Intendantin sollte nicht mehr verdienen als ein Berliner Senator oder Brandenburger Minister.
Doch das war Demmer zu mager. Sie verhandelte zäh und holte einen Aufschlag von 40.000 Euro heraus. Ihr neuer Arbeitgeber muss derweil sparen. In diesem und im nächsten Jahr zusammengenommen 40 Millionen Euro. Das Programm wird mit der Methode Rasenmäher gekürzt. „Mit mir kommt jetzt eine gestandene Journalistin dazu. Ohne kritischen und unabhängigen Journalismus gibt es keine Demokratie", sagte die frisch gekürte RBB-Chefin. Sie kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken, auf Stationen beim ZDF, bei Spiegel, Focus und sogar beim RBB. Doch die letzte Station der gestandenen Journalistin war keine Redaktion, sondern das Bundespresseamt.
Zwischen 2016 und 2021 arbeitete Demmer als stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung. Der damalige SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte sie auf den Posten geholt. Demmer fiel bei den Hauptstadtkollegen dadurch auf, dass sie in ihren Antworten wenig sagte und kritischen Nachfragen konsequent auswich. Eben noch Teil der Exekutive und jetzt wieder staatsferne Presse? Den Seitenwechsel jedenfalls wertet der Redaktionsausschuss des RBB als schwere Hypothek. Dem Neuanfang beim Sender wohnt kein Zauber inne.