Sie kann gnadenlos sein. „Ich würde ja gerne auf Granit beißen. Aber es ist ja mehr Watte, in die man beißt“, musste sich der aus ihrer Sicht kaum greifbare Kanzler Olaf Scholz anhören. Noch direkter urteilte die FDP-Politikerin über SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich – dieses „Sinnbild aller zentralen Verfehlungen deutscher Außenpolitik“, polterte sie. Wehe, wenn Marie-Agnes Strack-Zimmermann in Rage gerät.
Die 64-Jährige ist berüchtigt, aber auch beliebt für ihre klaren Worte. Sie gehört nicht zu den Politikern, die routiniert inszenierte Empörung als Waffe einsetzen. Gleichzeitig überschreitet sie Grenzen, wenn sie Kollegen der Regierungskoalition, der ihre Partei ja angehört, persönlich attackiert, mitunter verletzt. Bisweilen scheint sie dies nach einem ihrer Ausbrüche zu spüren. Sie nimmt zwar nichts zurück, die scharfen Formulierungen vom Vortrag wiederholt sie bisweilen aber nicht.
Die Meinungen über die streitbare Liberale gehen weit auseinander
„Unbeherrscht und maßlos“, nennen sie die einen, „erfrischend direkt“ die anderen. In einer Zeit, in der viele junge Politiker kaum etwas anderes gemacht haben als eben Politik, geht Strack-Zimmermann fast noch als Quereinsteigerin durch – obwohl die gebürtige Düsseldorferin schon seit mehr als 18 Jahren in diesem Metier tätig ist. Immerhin arbeitete die Liberale nach Abitur und Studium in einem Verlag für Jugendbücher, bevor sie dann in den 90ern ihre Karriere in der Politik startete. Und zwar nicht von der Seite, sondern von unten – kommunal, regional, bundesweit.
Stellvertreterin des Oberbürgermeisters von Düsseldorf – dort ist sie fast so bekannt, wie die Toten Hosen – wurde sie 2008. Als sie im Jahr 2017 in den Bundestag einzog, war sie bereits stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende.
Seit dem Angriff Russlands ist Strack-Zimmermann medial dauerpräsent
Bundesweite Bekanntheit erlangte die passionierte Motorradfahrerin als Moskau europäische Friedensträume in Stücke schoss: Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor fast einem Jahr geht die verheiratete Mutter von drei erwachsenen Kindern keiner politischen Rauferei aus dem Wege, ist sie in den Medien omnipräsent. So eloquent sie bei Anne Will oder Maybrit Illner debattiert, so klar steht sie an der Seite der Ukraine.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses nimmt keine Rücksicht auf den taktierenden Kanzler oder Hetze im Netz, wenn sie Kampfpanzer für Kiew fordert und das lange Zaudern der Bundesregierung eine „Katastrophe“ nennt. Sie kann und will nicht anders. Und tatsächlich: Jetzt liefert Deutschland den Leo nun doch.