Ulf Kristersson ist kein Sieger und könnte doch zum Gewinner der Wahl in Schweden werden. Obwohl seine Konservativen nur drittstärkste Kraft im neuen Parlament sind, ist es der 58-Jährige, der nun eine neue Regierung bilden soll. Die bisherige sozialdemokratische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson hat zwar das beste Ergebnis geholt, aber keine Mehrheit mehr. Und so überlässt sie ihrem Herausforderer das Feld. Der war in den vergangenen Jahren allerdings schon zweimal daran gescheitert, ein tragfähiges Bündnis zu schmieden. Wenn es im dritten Anlauf klappen soll, muss Kristersson ein Tabu brechen.
Die Rechtspopulisten werden zum Regieren gebraucht
Die entscheidende Frage, die er in den kommenden Wochen zu beantworten hat: Wie viel Macht bekommen die rechtspopulistischen Schwedendemokraten? Die Wählerinnen und Wähler machten sie zur zweitstärksten Partei. Sie werden zum Regieren gebraucht. Doch sowohl Kristersson, als auch Liberale und Christdemokraten wollen sie eigentlich nicht in einer Koalition haben.
Bliebe nur eine Minderheitsregierung – was in Schweden nicht unüblich ist. Neu wäre allerdings ein Ministerpräsident, der auf die Unterstützung von Rechtsaußen angewiesen ist. Kristersson scheint diesen Weg gehen zu wollen. Berührungsängste mit den Schwedendemokraten hat er trotz deren rassistischer und rechtsextremistischer Wurzeln schon seit einiger Zeit überwunden. Nun könnte er ihnen erstmals zur Macht verhelfen – um selbst an die Macht zu kommen.
Ulf Kristersson nimmt schon zum dritten Mal Anlauf
Der Politiker, der einst Student in Uppsala war (Volks- und Betriebswirtschaft) und mit seiner Frau drei Kinder adoptiert hat, gilt als smarter Typ, mit dem sich reden lässt. So würden es zumindest jene formulieren, die es gut mit ihm meinen. Andere würden eher sagen, ihm fehle es an Ecken und Kanten. Vielleicht auch an Prinzipien? „Meine Botschaft ist, dass ich einen will, nicht spalten“, sagt er selbst zu den komplizierten und vermutlich langwierigen Verhandlungen, die nun anstehen.
Fest steht: Die Rechten werden den Preis für eine Zusammenarbeit hochtreiben. Und Kristersson ist der Mann, der ihn bezahlen muss, wenn er nicht ein drittes Mal an einer Regierungsbildung scheitern will. Womöglich wird er in den kommenden Wochen gleich doppelt auf den Rückhalt seiner Ehefrau Birgitta Ed angewiesen sein. Die ist nämlich nicht nur PR-Beraterin, sondern macht seit 2018 auch eine Ausbildung zur Priesterin.