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Porträt: Thomas de Maizière: Ein Stück CDU-Geschichte

Porträt

Thomas de Maizière: Ein Stück CDU-Geschichte

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    Thomas de Maiziere.
    Thomas de Maiziere. Foto: Gregor Fischer, dpa

    Lange Zeit war von ihm so gut wie gar nichts mehr zu hören und zu sehen. Doch auf einmal ist Thomas de Maizière wieder da. Er schlichtete (zusammen mit Heide Pfarr von der SPD) erfolgreich den Tarifstreit bei der Bahn. In der ZDF-Talkrunde von Markus Lanz machte er es dann andersherum und sorgte mit kritischen Äußerungen zur AfD und zur Wählerschaft in Ostdeutschland für erhebliche Unruhe. Der 69-Jährige kann auf eine mehr als 30-jährige Erfahrung als CDU-Politiker zurückgreifen, keiner leitete auf Bundes- und Landesebene mehr Ministerien als er – und er hat es offenbar nicht verlernt, sich einzumischen. Die aufkeimende Popularität sei dem verheirateten Vater von drei Kindern gegönnt. Im Hexenkessel der Bundespolitik versuchte de Maizière, es immer gutzumachen und allen gerecht zu werden. Doch oft wurde sein Engagement nicht anerkannt beziehungsweise bewusst verkannt. 

    Der gebürtige Bonner betonte stets, dass Hugenotten zu seinen Vorfahren gehörten und er aus einer Offiziersfamilie stamme. Entsprechend verhielt sich der promovierte Jurist: War der politische Kompass einmal gestellt, verließ er die eingeschlagene Marschrichtung nicht mehr. Geradlinigkeit jedoch kann zum Problem werden, wenn sich drumherum viele winden. Zu beobachten war das etwa während des Flüchtlingszuzugs 2015. De Maizière leitete zum zweiten Mal das Bundesinnenministerium, nachdem er zwischenzeitlich dem Verteidigungsressort vorgestanden hatte. Er rackerte sich ab, stieß mit seinem unbeirrten Vorgehen aber auf wenig Sympathie. Gestützt wurde er indes immer wieder von Kanzlerin Angela Merkel, die seine Arbeit wie seine unprätentiöse Art zu schätzen wusste.

    Gut möglich, dass Thomas de Maizière in Zukunft noch öfter zu sehen sein wird

    Bereits vor der Bundestagswahl 2017 deutete sich an, dass er keinen neuen Ministerposten bekommen würde, und so kam es dann auch. De Maizière gewann zwar seinen Wahlkreis, musste aber mit ansehen, wie Horst Seehofer (CSU) das Amt übernahm. De Maizière machte als Bundestagsabgeordneter weiter, trat aber 2021 nicht mehr an. 

    2018 schied er aus der CDU-Parteispitze aus, der er viele Jahre angehört hatte. Der um inhaltliche Abgrenzung zur AfD bemühte CDU-Vorsitzende Friedrich Merz wäre heute wohl froh, hätte er einen christlich-konservativen CDU-Vertreter wie Thomas de Maizière in seinen Reihen. Gut möglich also, dass der in Zukunft noch öfter zu sehen sein wird.

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