Sapperlot, braucht es wirklich noch eine Bundesbeauftragte? Deutschland leistet sich einen Meeresbeauftragten, eine Beauftragte der Bundesregierung für den Berlin-Umzug und den Bonn-Ausgleich sowie eine Bundesbeauftragte für die Behandlung von Zahlungen an die Konversionskasse. Mittlerweile sind es 45 Beauftragte, die für die Bundesregierung und den Bundestag arbeiten. Laut Recherchen von Focus liegen allein die Personalkosten bei über 30 Millionen Euro jährlich. Reicht es nicht langsam mit der Beauftragung von Beauftragten?
Die Antwort der Ampel-Koalition lautet: Nein. Am 12. Juni wird die 46. Bundesbeauftragte offiziell in ihr Amt eingeführt. Es ist Ariane Désirée Kari. Sie übernimmt einen Posten, dessen Existenz man unter der Vielzahl an Bundesbeauftragten schon vorher hätte vermuten können: den der Tierschutzbeauftragten. Künftig soll Kari ihrem Chef, dem Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), in "tierschutzrelevanten Fragestellungen" beratend zur Seite stehen. Zudem soll Kari als Ansprechpartnerin für Bürgerinnen und Bürger in Fragen des Tierschutzes fungieren.
Cem Özdemir lobt die neue Tierschutzbeauftragte – von der CSU kommt Kritik
Nach ihrem Werdegang scheint die neue Tierschutzbeauftragte wie geschaffen für das Amt. Die 1987 in Pforzheim geborene Kari ist zugelassene Tierärztin. Sie hat trotz ihres jungen Alters bereits über zehn Jahre Erfahrung in der Verwaltung. 2017 stieg sie zur stellvertretenden Landesbeauftragten für Tierschutz in Baden-Württemberg auf. In dieser Zeit erwarb sich Kari den Ruf als strikte Verfechterin des verpflichtenden Hundeführerscheins. Außerdem setzte sie sich für eine Verbesserung der Kälberhaltung in der Landwirtschaft ein. Im vergangenen Jahr erhielt sie den Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung.
Von Özdemir, der wie seine Beauftragte aus Baden-Württemberg stammt, erhält Kari reichlich Vorschusslorbeeren: Sie sei "eine ausgewiesene Expertin mit langjähriger tierschutzfachlicher Erfahrung". Kari erklärte nach ihrer Berufung, dass sie den Tieren auf Bundesebene eine Stimme geben möchte. Sie wolle "den Fokus auf Missstände im Umgang mit Tieren richten, damit diese von den zuständigen Stellen behoben werden".
Kritik an Karis Benennung kommt von der Opposition. Artur Auernhammer, agrarpolitischer Sprecher der CSU, beklagt die steigenden Kosten für Steuerzahler. Es gebe im Landwirtschaftsministerium bereits eine zuständige Unterabteilung für Tierschutz, so Auernhammer. Nun ist es an Kari zu zeigen, dass ihr neu geschaffenes Amt nicht überflüssig ist.