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Porträt: Ohne Quincy Jones wäre der Pop ein laues Lüftchen geblieben

Porträt

Ohne Quincy Jones wäre der Pop ein laues Lüftchen geblieben

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    Musik-Mogul Quincy Jones (rechts) wird 90. Auf dem Bild ist er 1984 neben US-Popstar Michael Jackson zu sehen.
    Musik-Mogul Quincy Jones (rechts) wird 90. Auf dem Bild ist er 1984 neben US-Popstar Michael Jackson zu sehen. Foto: Ap/ Doug Pizac

    Mal angenommen, es hätte ihn nie gegeben. Dann wäre der Pop vermutlich ein laues Lüftchen geblieben, die Beatles weiter dessen Könige, und nicht etwa dieser Michael Jackson, den alle am Schluss sowieso ein bisschen komisch fanden. Quincy Jones hatte ihn "erfunden", den echten "King of Pop", mit ihm 1982 "Thriller", den meistverkauften Tonträger aller Zeiten. Und die Popmusik sowieso. Weshalb er jetzt im biblischen Alter auch richtig auf den Sack draufhauen darf, in den er all die verbleibenden Protagonisten steckt.

    Jeder bekommt sein Fett weg. Etwa besagte Beatles. Sie seien die schlechtesten Musiker der Welt, Paul der schlechteste Bassist, den er je gehört habe. Auch sein ehemaliger Schützling Michael Jackson, mit dem er Jahrhundertalben wie "Off The Wall", "Thriller" und "Bad" produzierte, bleibt nicht ungeschoren. Der habe viele Songs einfach gestohlen. Das alles klingt bräsig und altklug, natürlich auch arrogant. Aber Quincy Jones ist halt so. Einer, der sich sein grenzenloses Selbstbewusstsein hart erarbeitet hat, der gegen die Windmühlenflügel des Rassismus kämpfte und Armut am eigenen Leib verspürte, als seine Familie in Chicago zu Hause Ratten briet, weil es sonst nichts zu essen gegeben hätte.

    Die Zeichen standen bei Quincy Jones nicht immer auf Erfolg

    In sieben Jahrzehnten hat Quincy Jones den Olymp gestürmt und 28 Grammys gewonnen – als Musiker, Komponist, Arrangeur, Musikproduzent und Medienunternehmer. Dabei standen die Zeichen nicht immer auf Erfolg. Mit 16 heuerte er als Trompeter bei Lionel Hampton an, dann folgten Jobs bei Count Basie, Dinah Washington, Dizzy Gillespie und Freundschaften mit Ray Charles, Frank Sinatra sowie Elvis Presley. Die größten Würfe seiner Karriere steuerte der Tausendsassa still im Hintergrund, sei es bei Aretha Franklin, Miles Davis, Billie Holiday oder eben Michael Jackson. Mit Steven Spielberg produzierte er den Film "Die Farbe Lila" und leierte 1985 eines der erfolgreichsten Benefiz-Projekte aller Zeiten an: "We are the World", für das er 46 Superstars ins Studio holte.

    Vielleicht hinterließ der Gottgleiche, der am heutigen Dienstag seinen 90. Geburtstag feiert, deshalb so nachhaltige Spuren, weil ihm der Sinn angeblich nie nach Geld und Ruhm stand. Er wolle vielmehr zu keiner Sekunde seines langen Lebens Langeweile verspüren. Das soll auch jetzt so weitergehen: Im Juli stehen in Los Angeles zwei Jubiläumskonzerte an. Und Quincy Jones dirigiert.

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