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Porträt: Neuer Botschafter in der Ukraine: Ein Mann für die brisanten Fälle

Porträt

Neuer Botschafter in der Ukraine: Ein Mann für die brisanten Fälle

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    Der gebürtige Ulmer Martin Jäger wird neuer Botschafter in der Ukraine.
    Der gebürtige Ulmer Martin Jäger wird neuer Botschafter in der Ukraine.

    Wäre Martin Jäger ein Fußballer, hieße es vermutlich: Er geht dahin, wo es weh tut. Der 58-Jährige war Botschafter in Afghanistan, vertritt Deutschland im Moment im Irak und wechselt im Sommer als Botschafter in die Ukraine. Wo mancher Kollege die Nase rümpfen würde, weil solche Posten wenig repräsentativen Glanz zu bieten haben, scheint Jäger sie geradezu anzuziehen – ein Grenzgänger zwischen Politik, Wirtschaft und Diplomatie, der für seine Kompetenz geschätzt wird und nicht für sein Parteibuch. Er ist zwar seit 1994 Mitglied der CDU, einen großen Teil seiner Karriere aber hat der gebürtige Ulmer sozialdemokratischen, liberalen und grünen Außenministern zu verdanken.

    Martin Jäger wurde erst über Umwege Diplomat

    Zur Diplomatie ist Jäger, mit einer Schriftstellerin verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder, dabei erst auf Umwegen gekommen. Nach dem Abitur, einer Fotografenlehre und drei Jahren als freier Journalist studierte er in München Völkerkunde, Politische Wissenschaften und Philosophie, ehe er beim Auswärtigen Amt anheuerte und Diplomat wurde. Er war Leiter des Kulturreferats an der deutschen Botschaft in Prag, später unter anderem Sprecher des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier und wechselte dann für fünf Jahre als Cheflobbyist zu Daimler-Benz, was ohne Zweifel besser bezahlt, aber offenbar nicht so erfüllend war, um es länger bleiben zu wollen. 

    Jäger kehrte zurück in den diplomatischen Dienst, wurde Botschafter in Kabul und anschließend wieder Teil der aktiven Politik – als einer der engsten Mitarbeiter des damaligen Finanzministers Wolfgang Schäuble, der ihn zwei Jahre später wiederum seinem Schwiegersohn Thomas Strobl empfahl, als der für sein Innenministerium in Stuttgart noch einen tüchtigen Staatssekretär suchte. Dem Abstecher in die baden-württembergische Landespolitik folgten drei Jahre als Staatssekretär des CSU-Mannes Gerd Müller im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und im September 2021 schließlich der Ruf als Botschafter nach Bagdad. 

    Im politischen Berlin wird Jäger vor allem für seine analytischen Fähigkeiten geschätzt, was ihm den Spitznamen "the brain" einbrachte – das Gehirn. Er gilt als wertkonservativ, aber anpassungsfähig und als vielseitig einsetzbar. Gerd Müller, sein ehemaliger Chef, formuliert es so: "Große Erfahrung, absolut zuverlässig, hohe menschliche Kompetenz." Kurz: "Ich schätze ihn sehr." 

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