Sichtlich stolz präsentierte er sich den deutschen Medienvertretern, als er jüngst sein Militärmanöver "Air Defender" einläutete. Neben dem hochrangigen US-General Michael A. Loh sitzend stellte Ingo Gerhartz der Welt Details zur größten Luftwaffenübung seit Bestehen der Nato vor. Das Besondere: Die Übung wurde nicht vom westlichen Militärbündnis, sondern von Deutschland in der Führungsrolle auf die Beine gestellt. Die Idee dazu hatte Gerhartz selbst. Kurz nach Amtsantritt stellte er sie seinen US-Kollegen vor; nun blickt er zufrieden auf die Leistung seiner Luftwaffe.
Seit Gerhartz die Luftwaffe übernahm, läuft es
Mit "Air Defender" krönt der Generalleutnant und Inspekteur der Luftwaffe seine ohnehin schon erfolgreiche Karriere. Seit seiner Beförderung zum Inspekteur läuft es gut für Gerhartz. Nicht nur in der Truppe, auch bei Politikerinnen und Politikern gilt der 57-jährige Rheinland-Pfälzer als beliebt. Auch die Zahlen sprechen für ihn: 2018 übernahm er die Luftwaffe in einer desolaten Lage. Von 40 Prozent Verfügbarkeit beim Eurofighter vor wenigen Jahren sind in seiner Tätigkeit als Inspekteur mittlerweile mehr als doppelt so viele Flieger kampfbereit.
Wer ist also der Mann, dem alles zu gelingen scheint? Aufgewachsen in Büchel lebte er nur wenige hundert Meter entfernt von der Startbahn eines Militärstützpunktes. "Von meinem Kinderzimmer hatte ich freien Blick auf die Starfighter, die dort landeten", erzählte Gerhartz vor kurzem dem Tagesspiegel. In der Bundeswehr absolvierte er später selbst die Ausbildung zum Kampfpiloten und war in Afghanistan. Noch heute fliegt er bisweilen im Eurofighter – als einziger Luftwaffenchef der Nato. Privat ist Gerhartz gerne mit dem Mountainbike in der Eifel unterwegs. Von seinen zwei erwachsenen Söhnen ist einer ihm zur Luftwaffe gefolgt.
Der Luftwaffenchef ist beliebt im ganzen Land
Gerhartz gilt als Anpacker. Als stellvertretender Pressesprecher in Ursula von der Leyens Verteidigungsministerium und Büroleiter des Generalinspekteurs lernte er außerdem das politische Berlin kennen. Er soll es gewesen sein, der Kanzler Olaf Scholz vom Kauf der amerikanischen F-35-Jets überzeugte. Lediglich den Problemfall des veralteten Tornados hat auch er (noch) nicht in den Griff bekommen. Klar ist: Mit seiner auf Verteidigung ausgelegten "Air-Defender"-Übung leidet Gerhartz' ohnehin schon hohes Ansehen im In- und Ausland keineswegs.