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Porträt: Liz Truss ist die weibliche Fortsetzung von Boris Johnson

Porträt

Liz Truss ist die weibliche Fortsetzung von Boris Johnson

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    Liz Truss ist mittlerweile vom Brexit überzeugt.
    Liz Truss ist mittlerweile vom Brexit überzeugt. Foto: Victoria Jones, dpa

    Als Premierminister muss man sich unangenehme Fragen gefallen lassen. Einen Vorgeschmack darauf erhielt Liz Truss, eine der beiden Finalisten im Rennen um Boris Johnsons Nachfolge, beim Besuch einer Wohltätigkeitsorganisation für Familien. Kinder wollten wissen, warum Johnson noch nicht aus der Downing Street 10 rausgeschmissen wurde. Truss reagierte natürlich und gelassen. Eine Fähigkeit, die sich die 46-jährige Mutter zweier Kinder erst erarbeiten musste.

    Liz Truss ist mittlerweile vom Brexit überzeugt

    Aktuell kursiert in den sozialen Medien ein Video einer ihrer Reden von 2014, das an andere Zeiten erinnert: Als Umwelt- und Landwirtschaftsministerin prahlt sie damit, im Vereinigten Königreich „Weizen wettbewerbsfähiger anzubauen als in der kanadischen Prärie“, und dass Yorkshire-Tee nach China verkauft wird. Nach jeder Aussage grinst sie künstlich und wartet auf Applaus. Viele Briten lachten darüber und tun es noch heute. Auch in anderen Situationen wirkte sie steif, ihre Sprache hölzern.

    Doch Truss ließ sich davon nicht unterkriegen. Sie holte sich Hilfe, um ihre Wirkung zu verbessern. So bekam ihre Karriere unter Johnson neuen Schwung. Er machte sie erst zur Ministerin für internationalen Handel, dann zur Außenministerin. Neben Unsicherheiten warf sie außerdem politische Überzeugungen über Bord. Einst für den Verbleib in der EU, ist sie heute eine überzeugte Brexiteer.

    Truss liegt derzeit vor dem früheren Finanzminister Rishi Sunak

    Aktuell liegt Truss in den Umfragen unter den Mitgliedern der Partei vor ihrem Konkurrenten, dem früheren Finanzminister Rishi Sunak. Experten erklären ihre Beliebtheit bei der Basis damit, dass sie in gewisser Hinsicht eine Fortsetzung zu Boris Johnson darstellt. Ähnlich wie er gibt sie sich optimistisch, was die Zukunft Großbritanniens angeht.

    Beliebt ist die 46-Jährige auch, weil sie mit ihrem neoliberalen Kurs und ihrem Willen zu „mutigen Reformen“ im Wohnungsbau sowie beim Abbau von Bürokratie an Margaret Thatcher erinnert, jene Premierministerin, die Großbritannien in den 80er Jahren gehörig umkrempelte. Truss provoziert jedoch auch Spott, indem sie sich sogar ähnlich kleidet und inszeniert wie die „Eiserne Lady“. Beide haben – im Unterschied zu den meisten Politikern –keine Privatschule besucht. Anders als Thatcher stammt Truss aber aus einem politisch linksorientierten Haushalt. Ihre Eltern nahmen sie zu Anti-Atomkraft-Demos mit. Danach verlief Truss’ Leben konventioneller. Sie studierte Politik, Philosophie und Wirtschaft in Oxford und arbeitete unter anderem beim Ölkonzern Shell.

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