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Porträt: Kölns OB Reker feiert keinen Karneval wegen des Kriegs in der Ukraine

Porträt

Kölns OB Reker feiert keinen Karneval wegen des Kriegs in der Ukraine

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    Entging 2015 vor ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin nur knapp dem Tod: die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
    Entging 2015 vor ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin nur knapp dem Tod: die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Foto: Becker, dpa (Archivbild)

    Für eingefleischte Kölner ist der Straßenkarneval so etwas wie ein kurzer Aufenthalt im Paradies. Nicht Weihnachten, der eigene Geburtstag oder eine Beförderung sind die tollsten Tage des Jahres, sondern das närrische Treiben zwischen Weiberfasching und Kehraus.

    Was aber tun, wenn nur wenige hundert Kilometer entfernt Bomben fallen und Menschen sterben? Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist eigentlich kein Kind von Traurigkeit und setzt sich normalerweise für die Belange der Narren ein, wo sie nur kann. Als am Donnerstag der Straßenkarneval beginnen sollte, wollte sie eigentlich keine Spaßverderberin sein. Doch sie sah dem Auftakt des traditionellen Treibens am Rhein diesmal kritisch entgegen. Das werde „Bilder geben, die Kopfschütteln verursachen werden“, sagte das Stadtoberhaupt der Narrenmetropole. Sie persönlich könne den Karneval und den Krieg in der Ukraine jedenfalls nicht miteinander verbinden, auch wenn sie wisse, dass der

    Reker hielt eine Schweigeminute ab

    Aber die 66-Jährige wollte auch kein generelles Verbot aussprechen. „Jede und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob das der richtige Augenblick ist zu feiern“, sagte sie, fügte aber als klares Statement hinzu: „Ich feiere nicht.“ Bei einem Empfang im Kölner Rathaus hielt sie stattdessen eine Schweigeminute für die Leidtragenden des russischen Angriffs ab. Und noch etwas wurde erreicht: Angesichts des Kriegs in der Ukraine soll es in Köln am heutigen Rosenmontag anstatt des geplanten Fests im örtlichen Fußballstadion eine Friedensdemo geben. Die Rosenmontagsfeier war zunächst als coronagerechter Ersatz für den Rosenmontagszug gedacht. Der Kölner Rosenmontagszug sollte dabei durchs Fußballstadion ziehen. Das sei aber angesichts der aktuellen Ereignisse nicht mehr möglich, entschied nun das Festkomitee, das sich noch einige Tage vorher für den Straßenfasching ausgesprochen hatte.

    Ein Rechtsradikaler hatte Reker vor einigen Jahren niedergestochen

    Dass Henriette Reker inzwischen ein besonderes Gespür und eine spezielle Sensibilität für heikle Situationen hat, hängt vielleicht auch mit ihrer eigenen Vergangenheit zusammen. Vor ihrer Wahl war sie von einem Rechtsradikalen niedergestochen worden. Mit einem Messer durchtrennte er ihr die Luftröhre. Die Politikerin, die sich immer für eine Willkommenskultur ausgesprochen hatte, überlebte nur knapp. Kritisch in den öffentlichen Fokus geriet die gelernte Juristin später, als sie nach Übergriffen vor dem Kölner Hauptbahnhof vor einigen Jahren zunächst sagte, Frauen hätten eine Armlänge Abstand zu Fremden zu halten …

    Insgesamt aber hat sich Henriette Reker Respekt erarbeitet. Gerne wird sie in Köln mit Angela Merkel verglichen: sachorientiert, mit grünen Ideen, von Männern unterschätzt. Und als Person will sie ebenfalls nicht im Mittelpunkt stehen.

    Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

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