Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Porträt: Kirsten Fehrs – eine Bischöfin mit Problemen

Porträt

Kirsten Fehrs – eine Bischöfin mit Problemen

    • |
    Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, muss ihre Kirche durch die schwerste Krise ihrer jüngeren Geschichte steuern.
    Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, muss ihre Kirche durch die schwerste Krise ihrer jüngeren Geschichte steuern. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Zunehmend fassungslos verfolgten Missbrauchsbetroffene und Öffentlichkeit am Donnerstag die Vorstellung einer ersten umfassenden Studie über sexualisierte Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie. Weil es 19 von 20 Landeskirchen, die sich zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusammengeschlossen haben, nicht fertiggebracht hatten, den unabhängigen Forschenden die angeforderten Daten aus Personalakten zu übermitteln. "Unglückliches Nichtkönnen" nannte das Kirsten Fehrs, kommissarische EKD-Ratsvorsitzende und oberste Repräsentantin von gut 19 Millionen Christen. Sie wurde auch dafür kritisiert, das erste Wort ergriffen zu haben. Dies sei Ausdruck dafür, dass die Kirchenspitze die Aufarbeitung noch immer zu lenken versuche, warfen ihr Journalisten vor.

    Nach dem Rücktritt von Annette Kurschus, ausgerechnet wegen Vertuschungsvorwürfen, steht nun also Fehrs im Mittelpunkt. Zu einer Zeit, in der sich die Kirche in der schwersten Krise ihrer jüngeren Geschichte befindet. Am Donnerstag brachen zwei Erzählungen in sich zusammen: die, dass das Missbrauchsproblem in der evangelischen Kirche nicht so gravierend sei wie in der katholischen. Und die von der "besseren Kirche".

    Seit Jahren begleitet die Missbrauchsproblematik in ihrer Kirche die Bischöfin

    Fehrs, 1961 in Wesselburen in Schleswig-Holstein geboren und als Tochter des Bürgermeisters aufgewachsen, wurde nach einem Theologiestudium an der Uni Hamburg 1990 zur Pastorin ordiniert. 2011 folgte die Wahl zur Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck – damals schon war sie Nachfolgerin einer Bischöfin, die nach Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pastor zurücktrat. Das Missbrauchsthema sollte sie begleiten, erst recht nach der Veröffentlichung eines Expertenberichts über Fälle in der nordelbischen Kirche 2014. Betroffene warfen ihr immer wieder vor, sie würde letztlich nichts für sie tun.

    Betroffenenvertreter Detlev Zander, der am Donnerstag ebenfalls bei der Vorstellung der "ForuM"-Studie sprach, setzt Vertrauen in Fehrs. Er sei sich sicher, dass sie nichts verzögere und bereit zu schnellen Konsequenzen sei, sagt er im Gespräch. Zander arbeitet mit ihr im "Beteiligungsforum", in dem Kirchen- und Betroffenenvertreter gemeinsam an Entscheidungen zur Aufarbeitung beteiligt sind, an einem Maßnahmenkatalog. Der soll im November der EKD-Synode, dem Kirchenparlament, vorgelegt werden. Dann steht wohl auch die Wahl eines oder einer Ratsvorsitzenden an.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden