Es gibt einfachere Jobs, die man antreten kann in diesen Tagen. Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk hat sich in eine echte Krise manövriert. Die Aufgabe, die vor Führungsfiguren liegt, lautet: sich am eigenen Schopf aus dem Morast ziehen. Katrin Vernau wird sich dieser Herausforderung stellen müssen: Sie ist als Interims-Intendantin zur Nachfolgerin von Patricia Schlesinger gewählt worden.
Neue RBB-Intendantin Vernau will die Finanzlage beim Sender klären
„Wir werden einen Kassensturz machen und die Finanzlage klären“, sagte die 49-jährige Vernau in einem Interview mit rbb24. Vernau ist in Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg geboren, war Kanzlerin der Universitäten in Hamburg und Ulm und Partnerin in der Unternehmensberatung Roland Berger. Zusätzlich leitete sie die Roland Berger School of Strategy and Economics. Sie wechselt jetzt von ihrem Posten als Verwaltungsdirektorin des Westdeutsche Rundfunks (WDR), um in Brandenburg zu retten, was zu retten ist – ihr Chef Tom Buhrow nannte es „Feuerwehreinsatz“. Vernau gilt als anpackend und seriös in Verhandlungen. Das System kennt sie gut: Sie ist seit 2015 beim WDR, 2019 wurde sie mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.
In der Karriere der promovierten Wirtschaftswissenschaftlerin wurden bislang keine größeren Fehltritte bekannt. Vernau wird intern sogar als eine Art Gegenpart zu Schlesinger beschrieben, weil sie hart blieb, als diese Geld aus dem Beutel der gesamten ARD beanspruchen wollte. Beim WDR schrumpfte sie die hohen Kosten für einen Studio-Neubau zusammen, allerdings gelang ihr dies beim 240 Millionen teuren WDR-Filmhaus in Köln nicht, sodass eine Kommission einschreiten musste. Beim rbb liegt mit einem geplanten Medienhaus ein ähnliches Projekt auf Eis.
Trotz ihrer fachlichen Kompetenz ist Vernaus Wahl nicht unumstritten: Sie kennt Brandenburg nicht, sie kommt vom WDR. Mit Vernaus Wahl wird die Position der West-Sender in der ARD gestärkt, der rbb ist im Vergleich dazu eine der kleineren Landesrundfunkanstalten. Außerdem wurde Vernau erst im zweiten Wahlgang und als einzige Kandidatin gewählt. Hier hätten sich manche eine Kandidatin oder einen Kandidaten von außerhalb der ARD gewünscht.