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Porträt: Jung, smart, radikal – so tickt der Chef von Frankreichs Rechtsextremen

Porträt

Jung, smart, radikal – so tickt der Chef von Frankreichs Rechtsextremen

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    Am Ziel: Jordan Bardelle und seine Mentorin Marine Le Pen.
    Am Ziel: Jordan Bardelle und seine Mentorin Marine Le Pen. Foto: Imago Images

    Nun steht er also auf der Bühne vor applaudierenden Parteitagsbesuchern des Rassemblement National – als neuer Chef der größten rechtsextremen Partei Frankreichs, die bislang nur zwei Vorsitzende hatte: Jean-Marie Le Pen, damals noch unter dem früheren Namen Front National, und dessen Tochter Marine Le Pen, die die Partei 2018 umbenannt hat. Erstmals entstammt ein Präsident nicht dem Familienclan.

    Seine Eltern kamen aus Italien, er wettert gegen Zuwanderung

    27 Jahre ist Jordan Bardella alt, Sohn italienischer Einwanderer und zugleich ein scharfer Gegner von Immigration, so wie es zum guten Ton bei der Partei gehört. Das macht er in seiner Rede klar. „Unser Land hat nicht das Hotel der ganzen Welt zu sein“, ruft der junge Mann. Im Saal skandieren sie „Jordan!“ und schwenken Frankreich-Fahnen. Bardella ist vorerst am Zenit einer schnellen Parteikarriere angekommen.

    Mit 84 Prozent hat er sich bei der Mitgliederabstimmung durchgesetzt. Seit langem hatte Le Pen Bardella zu ihrem Kronprinzen aufgebaut. An diesem Abend würdigt er denn auch zwei Frauen: seine Mutter, die ihn als Alleinerziehende mit schmalem Gehalt in einem Sozialbau der Pariser Vorstadt Drancy großzog. Und seine politische Mentorin. „Was ich bin, verdanke ich Marine Le Pen“, sagt er und wirkt gerührt.

    Jordan Bardella hat schon mit 16 Jahren Politik gemacht

    Bardella hat nie etwas anderes als Politik gemacht, für die er sein Geografie-Studium abbrach. Bereits mit 16 Jahren trat er in den damaligen Front National ein. Heute gehört der EU-Parlamentarier zu den bekanntesten Köpfen der Rechtsextremen, auch weil er so gewandt in den Medien auftritt: höflich, selbstbewusst und kontrolliert. Als fleißig, immer perfekt gekleidet und gut vorbereitet beschreiben ihn Nahestehende.

    Zieht Marine Le Pen im Hintergrund weiter die Fäden?

    Le Pen gegenüber gilt er als absolut loyal, es scheint ausgemacht, dass sie, die sich künftig auf den Fraktionsvorsitz im Parlament konzentrieren will, auch weiterhin die Strippen ziehen wird. Obwohl er auf ihrer Linie ist, tritt Bardella radikaler auf als seine Vorgängerin. Sagte sie zuletzt, sie habe kein Problem mit den Muslimen in Frankreich, warnt er vor einem „verrohten und unmenschlichen Land“, einem „Ansturm von Afrikanern auf Europa“. Die jüngsten Erfolge der Rechtsextremen hatten sich auch dadurch erklärt, dass Le Pen mehr in die Mitte gerückt war. Unter Bardella könnte eine Rechtswende anstehen.

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