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Porträt: Ex-Merkel-Berater Heusgen leitet jetzt die Münchner Sicherheitskonferenz

Porträt

Ex-Merkel-Berater Heusgen leitet jetzt die Münchner Sicherheitskonferenz

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    Christoph Heusgen war deutscher UN-Botschafter in New York.
    Christoph Heusgen war deutscher UN-Botschafter in New York. Foto: Luiz Rampelotto, dpa (Archivbild)

    Anekdoten können viel über einen Menschen erzählen, bei Christoph Heusgen ist es eine vom September 2019. Der Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York läuft auf Hochtouren. Es ist eine Menge los, und im Deutschen Haus, dem Sitz der ständigen UN-Vertretung, läuft plötzlich das Wasser die Wände runter. Heusgen als Chef kümmert sich, und wie durch Zauberhand sind auf einmal alle Spuren beseitigt. Schnell, effektiv und unauffällig, wie es seine Art ist. Stolze 41 Jahre hat der großgewachsene, schlanke Mann in den Diensten des Auswärtigen Amtes verbracht, nun wird Heusgen Chef der renommierten Münchner Sicherheitskonferenz.

    Zwölf der 41 Jahre hat Heusgen als außen- und sicherheitspolitischer Berater von Kanzlerin Angela Merkel gearbeitet. Er bereitete sie auf ihre Auslandreisen vor, saß bei Krisengipfeln an ihrer Seite und verhandelte bis zum Umfallen über politische Lösungen. Wer so einen Job macht, arbeitet oft 16 Stunden und mehr, irgendwann ist die Freizeit so knapp, dass sie so gerade noch für die eigene Familie - Heusgen hat vier Kinder-, nicht aber mehr für Freunde und Bekannte reicht.

    2017 wurde Heusgen nach New York versetzt

    Seine Versetzung nach New York im Sommer 2017 war von Merkel als Belohnung für die geleisteten Dienste gedacht. Und in der Tat war die Arbeit dort, so verriet der 66-jährige gebürtige Düsseldorfer mit dem ihm eigenen verschmitzten Lächeln einmal, dann etwas ruhiger als die im Kanzleramt. Aber nur ein wenig. Heusgens Aufgabe war es, die deutsche Haltung auf dem internationalen Parkett zu vertreten, das oft einem Minenfeld gleicht. Die Sicherheit Israels, der ständige Konflikt mit Russland, der ewige Hunger auf dem afrikanischen Kontinent – der studierte Wirtschaftswissenschaftler stand oft am Rednerpult, mahnte und vermittelte mit ruhiger, aber eindringlicher Stimme. Die deutsche Außenpolitik war bei ihm, dem integren und mit allen diplomatischen Wassern gewaschenen Mann, in guten Händen.

    Heusgen folgt auf Wolfgang Ischinger

    Ende Juni ging Heusgen in den nur kurz währenden Ruhestand. Der Stiftungsrat der Münchner Sicherheitskonferenz hat ihn gerade als Nachfolger von Wolfgang Ischinger zum Vorsitzenden gewählt, die Stabübergabe findet nach der kommenden Münchner Sicherheitskonferenz im Februar statt.

    Heusgen verfügt nicht nur über ein mindestens ebenso großes Netzwerk wie sein Vorgänger Ischinger, er ist ihm auch vom Typus her ähnlich. Im größten Stress noch freundlich, zugewandt, aufmerksam und konzentriert – all das sind Eigenschaften, die bei der Sicherheitskonferenz Gold wert sind. Zu der einmal im Jahr stattfindenden Tagung kommen alle wichtigen Staatsleute dieser Erde. Oft schon wurden hier schwelende Konflikte beigelegt oder zumindest eingedämmt. Heusgen wird angesichts der vielen Krisenherde weltweit in den nächsten Jahren wertvolle Arbeit leisten können.

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