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Porträt: Die Frau, die die Ampelkoalition erschüttert

Porträt

Die Frau, die die Ampelkoalition erschüttert

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    Doris König, Vorsitzende des Zweiten Senats beim Bundesverfassungsgericht, verkündet das Urteil, das den zweiten Nachtragshaushalt für verfassungswidrig erklärt.
    Doris König, Vorsitzende des Zweiten Senats beim Bundesverfassungsgericht, verkündet das Urteil, das den zweiten Nachtragshaushalt für verfassungswidrig erklärt. Foto: Uli Deck, dpa

    Es ist das Los vieler der höchsten deutschen Richter, in Juristenkreisen zwar einen ausgezeichneten Ruf zu besitzen, in der Öffentlichkeit aber nahezu unbekannt zu sein. Es sei denn, sie sind maßgeblich an einem historischen Urteil beteiligt, das genügend Sprengkraft hat, das Land zu verändern. So wie Doris König. Fast zierlich wirkte die 67-Jährige in der roten Robe mit ihrem weißen Haar, als sie in ruhigen, klaren Worten einen Richterspruch verkündete, der nicht nur die Ampelkoalition in eine neue, existenzielle Krise stürzte, sondern auch zukünftige Finanzpolitik nachhaltig verändern dürfte.

    Wer ist die Frau, die als Vorsitzende des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts die Aufgabe hatte, zu erläutern, warum der zweite Nachtragshaushalt 2021 schlicht verfassungswidrig ist?

    Wegbegleiter schildern Doris König als fröhlich und unprätentiös

    Wegbegleiter und Freunde schildern König als fröhlich, empathisch und unprätentiös. Adjektive, die Sozialdemokraten wie Kanzler Olaf Scholz derzeit nicht unbedingt in den Sinn kommen, wenn sie an die noch gar nicht absehbaren Folgen des Urteils aus Karlsruhe denken. Dabei war es die SPD, die die parteilose Juristin im Frühjahr 2014 als Richterin für das oberste deutsche Gericht ins Spiel brachte. Im Auswahlverfahren überzeugte die gebürtige Kielerin dann durch einen souveränen Auftritt. Sie wurde gewählt. Eine echte Überraschung, zumal ihre Chancen als Expertin für Völkerrecht und insbesondere Seerecht zuvor als überschaubar galten. Seit Mitte 2020 ist sie Vizepräsidentin des Verfassungsgerichts.

    König schlug als erste Akademikerin ihrer bürgerlichen Familie eine juristische Laufbahn ein. Mit Ehrgeiz und Zielstrebigkeit: Studium in den USA, Doktortitel, wissenschaftliche Veröffentlichungen, Forschungsprojekte als Professorin.

    Die Hamburgerin dürfte in Zukunft öfter erkannt werden

    Auch wenn die mit einem Juristen verheiratete König seit einigen Jahren viel Zeit am Sitz des Bundesverfassungsgerichts verbringt, die Hamburgerin liebt den Norden – und das Reisen. Auf ihren Spaziergängen an der Alster könnte sie in Zukunft öfter erkannt werden. Als einmaliges Erlebnis schildert Doris König in Interviews die Besteigung des fast 6000 Meter hohen Kilimandscharo im Jahr 2004. Der Gipfel wurde in knapp einer Woche erreicht. Der Auftritt, der in die juristischen Annalen des Landes eingehen wird, dauerte nur einige Minuten. 

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