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Porträt: Bettina Jarasch: Eine Augsburgerin will Berlin regieren

Porträt

Bettina Jarasch: Eine Augsburgerin will Berlin regieren

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    Bettina Jarasch, Spitzenkandidatin der Berliner Grünen für die Abgeordnetenhauswahl, bei der Wahlparty von Bündnis 90/Die Grünen.
    Bettina Jarasch, Spitzenkandidatin der Berliner Grünen für die Abgeordnetenhauswahl, bei der Wahlparty von Bündnis 90/Die Grünen. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Schwaben, die nach Berlin ziehen, begegnen dort den immer gleichen Vorurteilen. Sie gelten als spießig und pedantisch, sie verdienen vergleichsweise gut – und haben sich durch ihre schiere Präsenz den zweifelhaften Ruf eines Gentrifizierervölkchens erworben, das die Mieten in die Höhe treibt und alteingesessene Berliner aus ihren Kiezen verdrängt. Umso erstaunlicher ist es, dass jetzt ausgerechnet eine gebürtige Schwäbin die Stadt regieren möchte: Bettina Jarasch, aus Augsburg stammend und seit mehr als 20 Jahren in Berlin zuhause, will im nächsten Herbst für die Grünen das Rote Rathaus erobern.

    Bettina wer? So oder so ähnlich dürfte es vielen Hauptstädtern ergangen sein, als die Nachricht von ihrer Kandidatur die Runde machte. Die Tochter des bekannten Augsburger Unternehmers Helmut Hartmann ist in der Partei zwar bestens vernetzt und an vielen Stellen erprobt – außerhalb des grünen Biotops aber muss die 51-Jährige sich noch bekannt machen. „Ich setze auf die Neugier der Berliner“, sagt sie, und dass ihre fehlende Erfahrung im Leiten von Behörden oder Ministerien kein Nachteil sein müsse. „Ich kann Bündnisse schmieden und ich kann führen, das sind meine Stärken.“ Hat sie in sechs Jahren als Vorsitzende der Berliner Grünen nicht gezeigt, dass sie eine zerstrittene Partei einen und in eine Regierung führen kann?

    Bettina Jarasch: „Mich interessieren Standpunkte, auch wenn sie von meinem abweichen“

    Bettina Jarasch, die vor ihrem Studium der Philosophie und der politischen Wissenschaften auch als Redakteurin für unsere Zeitung gearbeitet hat, hat ihre grüne Karriere als Referentin in der Bundestagfraktion begonnen, wo sie unter anderem für Renate Künast gearbeitet hat. Ihr Versuch, selbst in den Bundestag einzuziehen, scheiterte vor der letzten Wahl allerdings jäh: Im Kampf um einen sicheren Listenplatz unterlag sie der Finanzexpertin Lisa Paus. Die Basis nahm es ihr damals übel, dass sie kurz nach ihrem Einzug ins Berliner Abgeordnetenhaus schon wieder eine Station weiter ziehen wollte.

    Bei Umfragewerten von bis zu 26 Prozent für die Landesgrünen hat die Mutter zweier Söhne, die mit einem Journalisten verheiratet ist, einen kleinen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihrer sozialdemokratischen Kontrahentin Franziska Giffey. Trotzdem muss sie noch viel Überzeugungsarbeit leisten, wenn selbst die den Grünen eng verbundene tageszeitung ihre Nominierung als „faulen Kompromiss“ tadelt, weil sich zwei andere Spitzenfrauen wechselseitig blockierten und eine Kandidatin her musste, die den Parteilinken ebenso vermittelbar ist wie den gemäßigten Realos, denen Bettina Jarasch sich selbst zurechnet.

    Nicht zuletzt deshalb bezeichnet sich die bekennende Christin, die sich zuhause in Kreuzberg im Pfarrgemeinderat engagiert und im Zentralkomitee der Katholiken sitzt, gerne als Brückenbauerin: „Mich interessieren andere Standpunkte, auch wenn sie von meinem ziemlich abweichen.“

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