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Porträt: Benny Gantz ist Israels erfahrenster Soldat

Porträt

Benny Gantz ist Israels erfahrenster Soldat

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    Benny Gantz während einer Pressekonferenz.
    Benny Gantz während einer Pressekonferenz. Foto: Michael Varaklas/AP, dpa

    In der Not geht die Politik oft ungewöhnliche Wege. Dass er noch einmal in einem Kabinett mit Benjamin Netanjahu sitzen würde, hätte Benny Gantz bis vor einer Woche vermutlich noch ins Reich der Fantasie verwiesen. Seit der frühere Generalstabschef 2018 in die Politik ging, verfolgte er vor allem ein Ziel: eine Allianz gegen Netanjahu zu schmieden.

    Nun sitzt er mit ihm im Kriegskabinett und wehrt sofort alle Spekulationen ab, dies könne über den Krieg hinaus eine Blaupause für das innenpolitisch zutiefst zerstrittene Israel sein. Die neue Zusammenarbeit, sagt Gantz, sei alleine zur Bekämpfung des gemeinsamen Feindes, der Hamas, gedacht. 

    Im Gaza-Krieg 2014 war Benny Gantz der Kommandeur

    Die Expertise des 64-Jährigen kann Israel jedenfalls gebrauchen. Gantz, Sohn einer aus Ungarn stammenden Mutter und eines aus Rumänien nach Israel ausgewanderten Vaters, ist der mit Abstand erfahrenste Militär des Landes. 1991 rettete er mit einer von ihm organisierten Luftbrücke nach Israel Tausende äthiopischer Juden aus dem äthiopischen Bürgerkrieg, er war der letzte israelische Offizier, der nach 18 Jahren Besetzung den Libanon verließ – und er hatte als ranghöchster Militär auch das Kommando im Gaza-Krieg 2014. In einem Land wie Israel, in dem die Armee ein ganz anderes Ansehen hat als beispielsweise in der Bundesrepublik, war der vierfache Vater Gantz über fast ein Jahrzehnt das Gesicht dieser Armee. Klug, entschlossen. Strategisch denkend. 

    Nicht ganz so geradlinig wie seine militärische Karriere verlief bislang allerdings seine politische. Gantz, der unter anderem Geschichte und Politik studiert und auch zwei Jahre als Militärattaché an der israelischen Botschaft in Washington gearbeitet hatte, bildete mit dem früheren Finanzminister Jair Lapid 2019 ein Bündnis der Mitte als Alternative zu Netanjahus rechtsreligiösem Parteienblock. Die beiden Herausforderer nannten es nach den Nationalfarben Kahol Lavan, auf Deutsch Blau-Weiß, schafften es aber nicht, Netanjahus Likud-Partei zu überflügeln. Die gemeinsame Koalition mit ihm, in der Gantz Verteidigungsminister wurde, zerbrach bereits nach wenigen Monaten wieder.

    Damals wurde Gantz aus den eigenen Reihen unter anderem vorgeworfen, er denke in wichtigen Fragen, allen voran den sicherheitspolitischen, auch nicht anders als Netanjahu selbst. Heute könnte genau das der Grund sein, warum Netanjahu ihn unbedingt in seinem Kriegskabinett haben wollte. Wenn es um Israels Sicherheit geht, sind sie beide Hardliner. 

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