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Porträt: "Auf Wiedersehen – das Wetter": TV-Journalist Friedrich Nowottny wird 95

Porträt

"Auf Wiedersehen – das Wetter": TV-Journalist Friedrich Nowottny wird 95

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    Feiert seinen 95. Geburtstag: Friedrich Nowottny.
    Feiert seinen 95. Geburtstag: Friedrich Nowottny. Foto: Oliver Berg, dpa

    Ein Mann, ein Satz. Lange bevor Ulrich Wickert seinen Zuschauern am Ende der "Tagesthemen" mit der immer gleichen Floskel eine geruhsame Nacht wünschte, hatte Friedrich Nowottny im "Bericht aus Bonn" dieses Stilmittel schon zu seinem Markenzeichen gemacht. Mochten die Themen der Sendung auch noch so ernst gewesen sein – das verschmitzte Lächeln, mit dem er sich aus ihr verabschiedete, relativierte einiges wieder. "Auf Wiedersehen – das Wetter." 

    An diesem Donnerstag wird Nowottny 95 Jahre alt – eines der bekanntesten Gesichter der Bonner Republik und nicht nur wegen eines legendären Interviews mit dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt auch ein Stück Fernsehgeschichte. Damals, im Oktober 1971, hatte er diesen nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Pompidou gebeten, sich mit Blick auf die knappe Sendezeit doch kurzzufassen. 

    Nowottny: War die Währungsfrage, die ungelöste europäische Währungsfrage das schwierigste Problem dieser Konsultationen?

    Brandt: Ja.

    Nowottny: Sie haben dem Präsidenten von unserer Seite aus keine Lösung mit auf den Rückweg geben können? 

    Brandt: Doch.

    Nowottny: Haben Sie ihm die Termine genannt, die so wichtig sind – die Termine der Festlegung des Wechselkurses der D-Mark?

    Brandt: Nein.

    Nowottny: Sie sind sicher, dass er trotzdem befriedigt war?

    Brandt: Ja.

    Dieses Interview sei sicher nicht seine liebste Erinnerung an seine Fernsehzeit, gestand Nowottny später. Aber er meisterte es in der ihm eigenen Souveränität. Exakt 1000 Mal moderierte er den "Bericht aus Bonn", ehe er 1985 vom Chefkorrespondenten und Bonner Studioleiter zum Intendanten des WDR aufstieg. Walter Jens, der große Intellektuelle, attestierte ihm damals "Noblesse als Stilprinzip; tauglich zur Entlarvung von Phrasen und wolkigen Reden".

    In den Journalismus kam der in Oberschlesien geborene Nowottny erst auf Umwegen. In den letzten Kriegstagen noch zu Hitlers Volkssturm eingezogen, schlug er sich anschließend mit den verschiedensten Jobs durch, als Schlagzeuger, als Dolmetscher für die britischen Alliierten, als Telefonist bei der Post – und als Lokalreporter bei einer Bielefelder Zeitung. Später arbeitete er für eine Versicherung, landete dann beim Saarländischen Rundfunk und wurde 1967 Korrespondent des WDR in Bonn. Doch so nahe Nowottny den Mächtigen stets war – noch näher wollte er ihnen nicht kommen. Ein Angebot von Helmut Kohl, als Regierungssprecher zu ihm zu wechseln, schlug er deshalb aus.

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