Vier Tage nach dem Tod des 17-jährigen Nahel bei einer Polizeikontrolle bei Paris haben Freunde und Verwandte von ihm Abschied genommen. Gegen Mittag begann laut der Tageszeitung "Le Parisien" eine Trauerfeier in der Moschee in Nanterre nahe Paris.
Die Familie hatte sich gewünscht, dass keine Presse an der Trauerfeier und der anschließenden Beisetzung teilnehmen soll. Der Tod des Jugendlichen hatte landesweite Unruhen ausgelöst.
"Le Parisien" berichtete, dass gegen Mittag ein weißer Sarg in der Moschee aufgebahrt wurde. Rund um das Gebäude sei eine Sicherheitszone errichtet worden, zu der nur ausgewählte Personen Zutritt bekommen hätten. Die Zeitung "Le Figaro" schrieb, dass Hunderte Menschen an den Trauerfeierlichkeiten teilnahmen.
Das ist passiert
Der 17-Jährige war am Dienstag in Nanterre am Steuer eines Autos von einer Motorradstreife gestoppt worden. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten.
Die Beamten hatten zunächst angegeben, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Erst als sich von Medien verifizierte Videobilder des Vorfalls in den sozialen Netzwerken verbreiteten, rückten sie von dieser Darstellung und der angeblichen Tötungsabsicht des Jugendlichen ab. Der Polizist, der für seinen Tod verantwortlich gemacht wird, kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet.
Der Vorfall sorgte landesweit für Bestürzung, Frankreich wird seitdem von heftigen Krawallen erschüttert.
Nächtliche Unruhen
In der Nacht zum Samstag wurden einem vorläufigen Bericht des Innenministeriums zufolge 1311 Menschen festgenommen - deutlich mehr als in den Nächten zuvor. 406 Menschen wurden demnach allein in Paris festgenommen. 79 Polizisten seien verletzt worden. In der Nacht zuvor waren es deutlich mehr.
1350 Autos ausgebrannt
Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin sagte, dass die Gewalt in dieser Nacht von "geringerer Intensität" gewesen sei als zuvor. Er setzte landesweit 45.000 Polizisten in der Nacht ein, darunter auch Spezialkräfte. Doch trotz der massiven Polzeipräsenz mit gepanzerten Fahrzeugen und Hubschraubern kam es vielerorts zu Bränden und Plünderungen. 1350 Autos sind dem Innenministerium zufolge ausgebrannt. Insgesamt habe es 2560 Brandherde auf öffentlichen Straßen gegeben. Außerdem seien 31 Polizeiwachen angegriffen worden. In der vorherigen Nacht waren den Behörden zufolge noch 1900 Autos ausgebrannt.
Während es im Großraum Paris ruhiger zuzugehen schien als in den Nächten zuvor, spitzte sich die Lage im Süden Frankreichs zu. In Marseille wurde Medienberichten zufolge eine Waffenkammer geplündert, und sieben Gewehre gestolen. Die Polizeigewerkschaft Alliance Police sprach im Fernsehsender franceinfo von einer "Nacht voller Chaos mit Szenen beispielloser Gewalt gegen die Polizei, Plünderungen, Mörserfeuer." In Lyon explodierte ein Postamt. Im ganzen Land wurden Rathäuser in Brand gesteckt.
(dpa)