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Politik: Schröder und Lafontaine: Wenn alte Rivalen altersmilde werden

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Schröder und Lafontaine: Wenn alte Rivalen altersmilde werden

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    Da war in der SPD noch alles in Ordnung. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder mit seinem Finanzminister Oskar Lafontaine.
    Da war in der SPD noch alles in Ordnung. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder mit seinem Finanzminister Oskar Lafontaine. Foto: Tim Brakemeier, dpa (Archivbild)

    Das Alter verändert den Menschen. Der eine wird immer verbitterter, die Endlichkeit des eigenen Seins vor Augen, der andere von Tag zu Tag milder in seinem Urteil, die Konflikte eines Lebens auf das reduzierend, was sie häufig sind: unnötig, überbewertet, aufgebauscht. Helmut Kohl und Willy Brandt, zum Beispiel, waren in den siebziger und achtziger Jahren große Rivalen, politische Lichtjahre voneinander entfernt, erst der Fall der Mauer brachte sie einander näher, weil die Einheit beiden gleichermaßen am Herzen lag. Als Brandt im Sommer 1992 schon im Sterben lag, besuchte Kohl ihn deshalb noch einmal, um sich für immer zu verabschieden – und staunte nicht schlecht, als sein Vorvorgänger, obwohl schon vom Tod gezeichnet, ihn im Wohnzimmer erwartete. Brandt allerdings entgegnete auf Kohls Frage, warum er denn aufgestanden sei, nur trocken: "Wenn mein Bundeskanzler kommt, bleibe ich nicht im Bett liegen."

    Aussprache bei Oskar Lafontaine im Saarland

    Wir wissen nicht, wo genau Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder im Mai zusammengesessen haben, als sie ihre fast ein Vierteljahrhundert währende politische Feindschaft beerdigten, die zeitweise ja auch eine persönliche war. Irgendwo im Hause Lafontaine im Saarland. Ausgesprochen hätten sie sich, berichtet der Stern jetzt. Stundenlang und offenbar mit einem für jeden von ihnen zufriedenstellenden Ausgang. Jedenfalls gratulierte der Altkanzler seinem alten Kontrahenten nun sogar öffentlich zu dessen Geburtstag: "80 Jahre alt zu werden, ist gewiss ein Grund, alte Reibereien Geschichte werden zu lassen. Ad multos annos – und: danke für Deine jahrzehntelange Freundschaft – auch in schwierigen Zeiten!"

    Für zwei, denen man beiden nachsagt, die SPD um ein Haar an die Wand gefahren zu haben, Schröder mit seinen Sozialreformen und Lafontaine mit seiner Flucht aus der Verantwortung und der Gründung der Linkspartei, ist das ein bemerkenswerter Sinneswandel. Andererseits verbindet sie ja heute auch einiges: Lafontaine ist mit der SPD durch und die SPD umgekehrt mit Schröder: Dass sie sich bald gemeinsam in der neuen Partei wiederfinden, die Lafontaines Frau Sahra Wagenknecht gründen will, ist allerdings nur ein Gerücht. 

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