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Pflegenotstand: Anwerbung ausländischer Pflegekräfte stockt wegen Corona

Pflegenotstand

Anwerbung ausländischer Pflegekräfte stockt wegen Corona

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    Die Pflegebranche ist chronisch unterbesetzt. Und die Lage wird nicht besser. Etwa 40 Prozent des Fachpersonals geht in den nächsten zwölf Jahren in Rente.
    Die Pflegebranche ist chronisch unterbesetzt. Und die Lage wird nicht besser. Etwa 40 Prozent des Fachpersonals geht in den nächsten zwölf Jahren in Rente. Foto: Markus Scholz, dpa (Symbolbild)

    Wegen der Corona-Krise ist die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte ins Stocken geraten. Im Sommer vor einem Jahr hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) entsprechende Initiativen im Kosovo, auf den Philippinen und in Mexiko gestartet, weil in Deutschland Fachkräfte in der Pflege fehlen. Aufgrund der Pandemie seien die Maßnahmen zur Anwerbung auf den Philippinen und in Mexiko derzeit auf unbestimmte Zeit unterbrochen, teilte das Gesundheitsministerium auf Anfrage mit. "Ursprünglich war ab dem zweiten Quartal 2020 die Einreise der ersten zusätzlich angeworbenen Pflegefachkräfte vorgesehen." 

    Eine Einreise aus dem Kosovo und weiteren Westbalkan-Staaten nach Deutschland sei auch aktuell grundsätzlich möglich. Amtliche Zahlen über die Zuwanderung von Pflegefachkräften aus den drei genannten Ländern gibt es nach Ministeriumsangaben für 2019 und 2020 aber noch nicht.

    Fast 40.000 Stellen unbesetzt

    In der Pflege arbeiten laut Bundesagentur für Arbeit (BA) rund 1,7 Millionen Menschen, fast 40.000 Stellen sind aber unbesetzt. In der Altenpflege dauere es 205 Tage, um eine freie Stelle mit einer Fachkraft zu besetzen, in der Krankenpflege 174 Tage. Zudem gehe etwa 40 Prozent des heutigen Fachpersonals in den nächsten zehn bis zwölf Jahren in Rente, sagte Peter Tackenberg, der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe unter Berufung auf Auswertungen der Pflegeberufekammern der dpa. "Die Lage ist weiterhin sehr angespannt. Der Arbeitsmarkt ist quasi leergefegt."

    Mit der Anwerbung von Personal im Ausland soll die Lage entschärft werden. Entsprechende Programme führt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammen mit der Bundesagentur seit mehreren Jahren durch. Spahn hatte im vergangenen Jahr zusätzlich eine weitere Initiative gestartet. Eine neue Fachkräfteagentur (Defa) wurde gegründet, um Pflegefachkräfte schneller nach Deutschland zu holen. Die Agentur mit Sitz in Saarbrücken kümmert sich um Visaanträge, die Anerkennung von Berufserlaubnissen, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse.

    Vereinbarungen mit Philippinen und Mexiko geschlossen

    Wie Spahns Ministerium nun mitteilte, hat die Defa inzwischen für mehr als 1300 Pflegefachkräfte - vor allem von den Philippinen und aus Mexiko - entsprechende Vereinbarungen abgeschlossen. Weitere Vereinbarungen befänden sich in Vorbereitung. Nach dem Ende der Pandemie solle eine größere Zahl von internationalen Pflegefachkräften "zeitnah nach Deutschland einreisen und zügig eine Tätigkeit als Pflegefachkraft aufnehmen" können, hieß es weiter. 

    Nach Ansicht des Pflegeberufe-Verbandes müsste an anderer Stelle angesetzt werden: "Wir haben nicht einen Mangel an Pflegefachpersonen in Deutschland, sondern einen Mangel an Pflegefachpersonen, die in der Pflege arbeiten wollen", sagte Tackenberg. Zehntausende hätten den Beruf frustriert verlassen und wären wieder zurückzugewinnen, wenn sich Arbeitsbedingungen und Belastung spürbar verbesserten. Er nannte die Schaffung von deutlich mehr Stellen, bessere Bezahlung und eine bessere Organisation der pflegerischen Arbeit. (dpa)

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