Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Parteien: Dieses grüne Duo will Baerbock und Habeck nachfolgen

Parteien

Dieses grüne Duo will Baerbock und Habeck nachfolgen

    • |
    Ricarda Lang will Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen werden.
    Ricarda Lang will Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen werden. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Die Tage von Annalena Baerbock und Robert Habeck an der Spitze der Grünen sind gezählt. Weil beide jetzt im Kabinett sitzen, können sie die Partei laut deren Statuten nicht länger führen. Bei einer digitalen Bundesdelegiertenkonferenz Ende Januar sollen ihre Nachfolger gewählt werden.

    Nach dem Realo Omid Nouripour aus Frankfurt hat nun auch Ricarda Lang offiziell ihre Kandidatur bekannt gegeben. Die 27-Jährige gehört dem linken Fundi-Flügel an, ist bereits stellvertretende Parteivorsitzende und frauenpolitische Sprecherin. Im September wurde sie zudem in den Bundestag gewählt, dessen erste offen bisexuelle Abgeordnete sie ist. Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit sind Feminismus, die Förderung der gesellschaftlichen Vielfalt und der Kampf gegen Rechts.

    Der Grünen-Politiker Omid Nouripour.
    Der Grünen-Politiker Omid Nouripour. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Angriffe weit unter der Gürtellinie

    Immer wieder wird Ricarda Lang Ziel von Hass, Hetze und Häme, die sich gerade im Internet über sie ergießen. Oft gehen die Angriffe deutlich unter die Gürtellinie oder zielen auf ihr Gewicht. „Egal, wozu ich mich äußere – Lohngleichheit, Kinderarmut oder Kohlekraft: Ich bekomme als Antwort Kommentare zu meinem Äußeren“, schrieb sie vor einigen Jahren. Die damalige Sprecherin der Grünen Jugend weiter: „Warum nehmen sich diese Fremden raus, mir ungefragt Tipps zu geben? Ist es so schwer zu verstehen, dass es weder ihre Aufgabe noch ihr Recht ist, meinen Körper zu kommentieren?“ Die Attacken reichen bis hin zu Vergewaltigungs- und Morddrohungen. Regelmäßig stellt die gebürtige Filderstädterin, die ohne Abschluss Jura studiert hat, Strafanzeige gegen die Urheber der Diffamierungen. Einschüchtern lässt sie sich nicht.

    Als Außenministerin muss sich Annalena Baerbock aus der Grünen-Spitze zurückziehen.
    Als Außenministerin muss sich Annalena Baerbock aus der Grünen-Spitze zurückziehen. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Parteifreundinnen, die die Vorsitzenden-Kandidatin schon lange kennen, finden: Dass häufig im Zusammenhang mit den Anfeindungen gegen sie berichtet werde, dürfe nicht über ihre politischen Stärken hinwegtäuschen. Jamila Schäfer, Bundestagsabgeordnete aus München und ebenfalls Parteivize, sagt: „Mit Ricarda Lang kandidiert eine kluge und in der Partei sehr gut vernetzte Frau für den Bundesvorsitz der Grünen.“ In einer Phase, in der der alte Gegensatz zwischen linken Fundis und pragmatischen Realos wieder aufzubrechen droht, ist von der neuen Spitze vor allem die Fähigkeit zu moderieren gefragt. Wurde doch zuletzt viel Porzellan zerschlagen, als etwa der Fundi Toni Hofreiter zugunsten des Realos Cem Özdemir auf ein Ministeramt verzichten musste. Lang habe durchaus das Fingerspitzengefühl, die Wogen wieder zu glätten, heißt es in der Partei.

    Robert Habeck ist "Superminister" für Wirtschaft und Klimaschutz.
    Robert Habeck ist "Superminister" für Wirtschaft und Klimaschutz. Foto: Ulrich Wagner

    Redegewandt und kämpferisch

    Redegewandt und kämpferisch tritt Lang auf, immer wieder spricht sie auch über ihre eigenen Erfahrungen in Kindheit und Jugend, die sie in die Politik gebracht hätten. Sie ist als Tochter einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, die jahrelang in einem Frauenhaus arbeitete. Ihr Vater ist der 2019 gestorbene Bildhauer Eckhart Dietz. „Ricarda kann Menschen begeistern und in Bewegung setzen und macht

    Im Iran geboren und Nachfolger von Joschka Fischer

    Bereits seit einigen Wochen ist bekannt, dass sich Omid Nouripour, 46, um einen Platz im künftigen Grünen-Spitzenduo bewirbt. Geboren im Iran, kam er als 13-Jähriger mit seinen Eltern, beide Luftfahrtingenieure, nach Deutschland. Er machte in Frankfurt Abitur und studierte in Mainz Deutsche Philologie, Politik- und Rechtswissenschaft. Einen Abschluss machte er nicht. Nouripour ist Muslim, verheiratet und hat ein Kind. Nach eigenen Angaben entschied er sich bei der Suche nach einer politischen Heimat für die Grünen, weil ihn dort, anders als bei der SPD, niemand nach seiner Herkunft fragte. 2006 rückte er über die hessische Landesliste für Ex-Außenminister Joschka Fischer in den Bundestag nach. Seither hat sich der bekennende Eintracht-Frankfurt-Fan vor allem mit außenpolitischen Themen einen Namen gemacht.

    Neu gewählt wird nicht nur die Doppelspitze, sondern der gesamte sechsköpfige Bundesvorstand. Offen ist, wer die beiden Stellvertreterposten bekommt. Neben Ricarda Lang war bisher Jamila Schäfer Parteivize, sie tritt nicht mehr an. Als Nachfolgerin von Michael Kellner in der Bundesgeschäftsführung ist Emily Büning im Gespräch, die schon in der Verwaltung arbeitet. Marc Urbatsch wird voraussichtlich Schatzmeister bleiben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden