Nun auch Schweden: Am Mittwoch fielen im Land außer im Gesundheitswesen und in den Seniorenheimen alle Corona-Schutzmaßnahmen weg. Es sei Zeit, Schweden wieder zu öffnen, sagte Ministerpräsidentin Magdalena Andersson. Wegen der meist milder verlaufenden Omikron-Erkrankungen und ausreichend hohen Impfzahlen empfahl auch die staatliche Gesundheitsbehörde Lockerungen: Die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen, die Sperrstunde von 23.00 Uhr in den Restaurants und die 2G-Regel für größere Veranstaltungen wurden vollständig aufgehoben.
Der Norden macht sich locker: Dänemark strich bereits fast alle Corona-Maßnahmen. Auch Norwegen lockert bis auf die Maskenpflicht in Handel und Verkehrsmitteln die Corona-Maßnahmen im Alltag. Finnland hebt kommende Woche die Beschränkungen für Gastronomie, Sport und Veranstaltungen auf. Nur die Nachtclubs bleiben noch mindestens bis Ende Februar dicht und in öffentlichen Verkehrsmitteln gilt weiterhin eine Maskenpflicht.
Der Norden hat den Omikron-Höhepunkt bereits hinter sich
Alle Länder haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben den Höhepunkt der Omikron-Welle bereits erreicht, die Zahl der Neuinfektionen geht zurück. Das heißt, die aktuelle Virusvariante hat sich ausgetobt und stößt an ihre eigenen Grenzen: Je mehr Menschen sich mit der Omikron-Variante anstecken, desto mehr werden erst einmal dagegen immun und können nach der überwundenen Infektion niemand weiteren anstecken. Für geimpfte Menschen wirkt die durchgemachte Infektion laut Immunologen wie ein weiterer Booster, für nicht geimpfte nur wie eine einfache Impfdosis.
Am Ende findet das Virus damit immer weniger Menschen, die es neu anstecken kann. Die aktuelle Welle verliert damit mehr und mehr an Kraft. Das aufziehende Frühjahr macht dem Virus zusätzlich die Verbreitung schwer. Denn die Übertragungswahrscheinlichkeit ist in beheizten, schlecht belüfteten geschlossene Räumen am höchsten.
Noch steigt die Zahl der Patienten in Deutschland
Auch in Deutschland dürfte der Höhepunkt der Omikron-Welle möglicherweise schon kommende Woche erreicht sein, vielleicht auch erst etwas später. Denn bislang verhält sich das Infektionsgeschehen relativ genau so, wie es Wissenschaftler in einer Studie im Januar vorausberechnet hatten. Demnach steigt zwar noch die Zahl der Intensivpatienten langsam an, dürfte aber mit gut 3000 maximal den Stand von Anfang Januar erreichen.
Auch die Zahl Corona-Infizierter auf den Normalstationen dürfte demnach in wenigen Wochen wieder sinken. Derzeit wächst die Zahl mit Corona infizierter Patientinnen und Patienten jedoch rasant: In Bayern kletterte sie laut Daten der Deutschen Krankenhausgesellschaft binnen einer Woche um 24 Prozent, in Niedersachsen sogar um 49 Prozent. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, betont jedoch, dass trotz der Probleme, infizierte Patienten zu isolieren, den Kliniken in den kommenden Wochen keine Überlastung drohe.
Inzwischen rufen immer mehr Verantwortliche aus der Politik nach einem Konzept für Lockerungsschritte und einige Länder wie Bayern fahren die Maßnahmen zurück, etwa die Sperrstunde, die Kontakte etwa in Restaurants reduzieren soll. Viele lockern die Regeln für Veranstaltungen.
Mehrheit hält 2G- und 2G-plus-Regeln weiterhin für angemessen
Wie denkt aber die Bevölkerung über Sinn und Zweck der Corona-Maßnahmen? Das Bundesamt für Risikobewertung lässt seit Beginn der Pandemie alle zwei Wochen rund tausend Deutsche in seinem „Corona-Monitor“ detailliert zu ihrer Meinung zum Corona-Geschehen in repräsentativen Umfragen befragen. Demnach unterstützen 89 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger nach wie vor eine Maskenpflicht. Ein Wert, der sich seit eineinhalb Jahren kaum geändert hat.
Fast ebenso hoch bleibt die Zustimmung zu Abstandsregelungen, Homeoffice, 3G-Regeln und den Quarantänemaßnahmen. Drei Viertel halten es nach wie vor für angemessen, wenn wegen der Pandemie Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Etwas anders sieht es bei den Beschränkungen für nicht geimpfte Bürgerinnen und Bürger aus: Die 2G- oder 2G-plus-Regeln halten über 40 Prozent der Befragten für nicht mehr angemessen, auch wenn sie von der Mehrheit weiter gutgeheißen werden.
Viele halten Corona-Medienberichterstattung für übertrieben
Eine Beschränkung der Kundenzahl in Geschäften halten 70 Prozent der Menschen für richtig, die Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich unterstützen 66 Prozent der Befragten, zehn Prozent weniger als noch im Dezember. Weniger zufrieden als in den vergangenen Monaten sind die Deutschen mit der Medienberichterstattung über Corona: 40 Prozent halten sie für übertrieben, 56 für angemessen und vier Prozent werten sie als verharmlosend. Über die gerade gültigen Schutzmaßnahmen findet sich nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung gut informiert.
Fast alle Befragten geben an, sich an Vorschriften wie die Maskenpflicht zu halten. Für drei Viertel der Deutschen ist es am wichtigsten, dass sie selbst niemand anderen mit Corona anstecken. Furcht um die eigene Gesundheit wegen Corona haben dagegen nur 21 Prozent.