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Pager-Explosion im Libanon: Was sind Pager und warum nutzt sie die Hisbollah?

Krieg in Nahost

Wie kam es zur Pager-Explosion im Libanon?

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    Menschen versammeln sich vor dem Krankenhaus der Amerikanischen Universität, nachdem mehrere Menschen, die durch explodierende Pager verletzt wurden, eingeliefert wurden.
    Menschen versammeln sich vor dem Krankenhaus der Amerikanischen Universität, nachdem mehrere Menschen, die durch explodierende Pager verletzt wurden, eingeliefert wurden. Foto: Hassan Ammar, AP/dpa

    Im Libanon war am Dienstag um 15.30 Uhr Ortszeit plötzlich ein Knall zu hören – und das an vielen Orten gleichzeitig. Es kam zu tausenden Explosionen, die Menschen verletzten, in einigen Fällen sogar töteten. Neun Personen sollen gestorben sein, so berichtet es der libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad – die Zahl der Verletzten liegt demnach bei etwa 2800, mehrere hundert seien in kritischem Zustand. „Die meisten Verletzten haben schwere Augenverletzungen, andere Chirurgen mussten Arme amputieren“, sagte ein Augenarzt in einem der großen Krankenhäuser in Beirut laut dpa. Die Zahl der Verletzten sei so groß, dass am Abend und in der Nacht auch plastische und Zahnchirurgen in den Krankenhäusern aushelfen mussten.

    Explodiert waren Pager, also kleine Kommunikationsgeräte, die im Libanon weit verbreitet sind. Die Hintergründe sind zwar unklar, der Libanon geht aber von einer Attacke Israels aus und kündigt Vergeltung an. Auch einige Medienberichte sprechen dafür, dass Israel hinter den Pager-Explosionen steckt – das israelische Militär selbst hat sich dazu aber noch nicht geäußert.

    Pager-Explosion im Libanon: Was ist ein Pager?

    Pager sind Funkmeldeempfänger, die früher oft genutzt wurde, aber durch die Verbreitung von Handys in den meisten Teilen der Welt keine große Rolle mehr spielen. Die Geräte können eine Telefonnummer oder eine kurze Nachricht empfangen. Verwendet wurden die Geräte vor allem in Berufen, in denen ständige Erreichbarkeit nötig ist. Wer auf einen Pager alarmiert wurde, erhielt eine kurze Anweisung – etwa einen Einsatzort – oder konnte zurückrufen. Für die Alarmierung von Notärzten und Feuerwehren sind Pager auch heute noch im Einsatz, da sie als sehr zuverlässig gelten.

    Pager wurde zwar meist durch Handys ersetzt – dafür, dass sie im Libanon aber noch verbreitet sind, gibt es einen Grund: Anders als Handys sind Pager nicht ortbar, weil sie in der Regel nur als Empfänger und nicht selbst als Sender fungieren. Deshalb werden sie vor allem von der radikal-islamistischen Hisbollah-Miliz verwendet, deren Mitglieder so vermeiden wollen, von Israel geortet zu werden. Mehrfach hatte der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah seine Anhänger vor dem Einsatz von Handys gewarnt. Er rief sie vor einigen Monaten dazu auf, ihre Smartphones wegzuwerfen und stattdessen auf Pager umzusteigen. Daher steht die Vermutung im Raum, dass Israel mit so einer Attacke gezielt Hisbollah-Kämpfer habe treffen wollen. Die Hisbollah, vom Iran finanziert, schießt immer wieder Raketen auf israelisches Staatsgebiet. An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen dem israelischen Militär und der Miliz.

    Gold Apollo Pager: Firma aus Taiwan weist Vorwürfe zurück

    Die jetzt explodierten Pager könnten von einer Firma aus Taiwan stammen und wurden in den vergangenen Tagen an die Hisbollah-Miliz geliefert – so berichtet es die Washington Post. Die Pager seien allerdings vor der Auslieferung abgefangen worden und mit 25 bis 50 Gramm Sprengstoff bestückt worden, berichtet die New York Times und verweist auf unter Berufung Behördenvertreter, die über die Operation informiert gewesen sein sollen.

    Die Taiwanesische Firma, von der die Pager stammen sollen, weist eine Verbindung zu den Explosionen von sich. Es handelt sich um das Unternehmen Gold Apollo in Neu-Taipeh. Dessen Vorsitzender sagte, die Geräte hätten lediglich das Logo der Firma getragen, seien aber nicht in Taiwan gefertigt worden – sein Unternehmen sehe sich als Opfer. Entworfen und gebaut hätte die Pager demnach die ungarische Firma BAC Consulting KFT, mit der eine Vereinbarung bestehe, das Logo und den Markennamen von Gold Apollo für Produkte in bestimmten Regionen zu nutzen. 

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    3 Kommentare
    Rainer Nödel

    Ein bisschen wenig Info für meinen Geschmack. Wurden nur Menschen der Hisbollah getötet oder verletzt? Waren Kinder darunter? Aber alles in allem. Dass das Extralegale Tötungen waren, also Tötungen ohne vorherige Gerichstverfahren, die m.E. Völkerrechtswidrig sind, darauf wird nicht auch nur im Ansatz eingegangen. Handelt sich ja auch u.U. um Israel, da verbietet sich Kritik von selbst.

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    Robert Miehle-Huang

    "Extralegale Tötungen"? Wie kommen Sie darauf? Mitglieder einer Terrormiliz sind auch dann legitime militärische Ziele, wenn sie sich sich in ihre Kaserne zurückziehen oder in ihre Unterkunft. Mein Mitleid hält sich daher in sehr engen Grenzen und ich gratuliere Israel zu dem gelungenen, präzisen Schlag gegen die Hisbollah.

    Rainer Kraus

    Die hässliche Fratze des Terrors und der Lüge zeigt sich jederzeit und überall.

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